Die Kunst im Schatten des Krieges
29.03.2025 BrennpunktEs sind Zeitzeugen der besonderen Art: Der Baselbieter Maler Fritz Pümpin (1901-1972) hat als Soldat während des Zweiten Weltkrieges zahlreiche Bilder geschaffen, die historische Momente festhalten. Einige Sujets stammen aus dem Fricktal. Frédéric Stalder dokumentiert in ...
Es sind Zeitzeugen der besonderen Art: Der Baselbieter Maler Fritz Pümpin (1901-1972) hat als Soldat während des Zweiten Weltkrieges zahlreiche Bilder geschaffen, die historische Momente festhalten. Einige Sujets stammen aus dem Fricktal. Frédéric Stalder dokumentiert in seinem Buch Arbeiten dieses Chronisten und Militärmalers.
Valentin Zumsteg
Wir leben in unruhigen Zeiten. Da passt es, dass das Vorwort zum Buch «Kunst im Schatten des Krieges – Fritz Pümpin, Chronist und Militärmaler» aus der Feder des Chefs der Schweizer Armee stammt: «In der Schweiz wissen wir nicht mehr, wie es ist, wenn während des Kriegs die Lebensmittel knapp werden. Wie es ist, wenn die eigenen Söhne eingezogen werden oder Fenster verdunkelt werden müssen. Für Fritz Pümpin und seine Kameraden aber waren solche Vorkommnisse Alltag», schreibt Korpskommandant Thomas Süssli.
Ein Geschenk führte ihn auf die Spur
Frédéric Stalder, der ehemalige Kommandant der Füsilierkompanie I und II/52 im Baselbieter Infanterieregiment 21, hat sich auf die Spuren des Baselbieter Malers Fritz Pümpin begeben. Ein Zufall war dafür verantwortlich: «Ich habe vor Jahren von einem Bekannten ein Bild geschenkt bekommen, das eine Schildwache zeigt. Das Gemälde stammte von Fritz Pümpin, den ich bis dahin nicht kannte», erzählt Frédéric Stalder, der in Büren (SO) lebt, im Gespräch mit der NFZ. Seine Neugier war geweckt. Er begann sich intensiv mit den militärhistorischen Arbeiten des Malers zu beschäftigen, nahm Kontakt mit Nachkommen von Pümpin auf und hat im Laufe der Zeit über 150 Bilder mit militärischen Motiven in Museen und Privatsammlungen ausfindig gemacht. Daraus ist schliesslich das Buchprojekt entstanden. «Dieser Aspekt im Werk des Malers ist heute nicht mehr sehr präsent», sagt Stalder.
Fritz Pümpin, der aus Gelterkinden stammte und vor allem als Landschaftsmaler bekannt wurde, war stark kurzsichtig. Trotzdem wurde er im Juni 1921 als «hilfsdiensttauglich» eingestuft und diente in der Grenzbrigade 4, die den Abschnitt von Stein über Muttenz ins Lützeltal bis nach Solothurn und Olten abdeckte. «Er war ein Patriot», sagt Frédéric Stalder. Pümpin wurde zwar nicht als offizieller Armeemaler eingesetzt, doch mit der Zustimmung der Militärführung hielt er in Skizzen und Gemälden das Alltagsleben der Soldaten fest. Er malte Wachen an der Grenze, Weihnachtsfeiern oder auch Luftraumverletzungen durch ausländische Militärflugzeuge.
Die Atmosphäre jener Epoche
«Als 1945 Basel versehentlich bombardiert wurde, erhielt er einen Anruf, er solle in die Stadt eilen und dort malen», schildert Stalder. Ihn beeindrucken auch die Szenen, die Pümpin 1945 beim Grenzübergang Flüh-Leimen festgehalten hat: Dort trafen die ersten rund 250 Kinder aus dem vom Krieg bedrohten Mulhouse in der Schweiz ein. «Sie wurden mit der Birsigtalbahn nach Binningen gebracht. Dort bekamen sie zu essen, bevor sie in anderen Kantonen untergebracht wurden. Auch Rheinfelden diente als Übergangsstation», schildert Stalder. Auf einigen der Bilder, die er sichten konnte, sind Zensurvermerke der damaligen Militärbehörden zu sehen.
Frédéric Stalder ist fasziniert von Pümpins Bildern: «Sein realistischer Stil und seine Detailtreue fangen die Atmosphäre jener Epoche authentisch ein. Seine Werke ergänzen schriftliche Überlieferungen und erwecken die Vergangenheit eindrucksvoll zum Leben.» Besonders die Bilder, die er während des Aktivdienstes gemalt hat, bieten tiefe Einblicke in das damalige Geschehen und vermitteln Emotionen, wie Stalder findet. Die Sujets sind im Laufe der Kriegsjahre düsterer geworden.
Frédéric Stalder hofft, dass sein Buch einen Beitrag leisten kann, dieses historische Erbe für kommende Generationen lebendig zu erhalten.
Das Buch «Kunst im Schatten des Krieges – Fritz Pümpin, Chronist und Militärmaler» von Frédéric Stalder erscheint Mitte Juni. Es umfasst rund 150 Seiten mit zirka 200 Bildern, Karten und Illustrationen und kann ab dem 18. Juni bei info@herzogmedien.ch bestellt werden. Die Vernissage wird am 17. Juni um 18 Uhr im Museum Baselland (altes Zeughaus) in Liestal durchgeführt. Die Baselbieter Regierungsrätin Kathrin Schweizer wird ein Grusswort halten.