Die Freundschaft bekräftigt

  07.09.2023 Rheinfelden

Viele in Rheinfelden wohnhafte Italienerinnen und Italiener kommen aus dem gleichen Dorf im Süden von Italien. Franco Mazzi besuchte kürzlich die geschichtsträchtige Region und wurde in Gioi von der Regierung und der Bevölkerung herzlich willkommen geheissen.

WALTER HERZOG

Noch in bester Erinnerung ist der Besuch der Bürgermeisterin von Gioi, Maria Teresa Scarpa, in Rheinfelden in diesem Frühjahr. Zusammen mit einer Delegation ihrer Heimatregion stattete sie Rheinfelden, ihrem Geburtsort, einen Besuch ab. Stadtammann Franco Mazzi empfing sie im Rathaus und organisierte einen würdigen Empfang (die NFZ berichtete). Denn zwischen Rheinfelden und Gioi gibt es enge Verbindungen. Viele Bewohner von Gioi und der Umgebung sind vor Jahrzehnten ausgewandert und haben in Rheinfelden Arbeit und eine Zukunft gefunden. Grund genug für das italienische Dorf in der Region Cilento, nun diese Beziehungen zu verstärken und eine Freundschaft unter den beiden Gemeinden zu institutionalisieren.

Eine grosse Vergangenheit
Doch, wo liegt die Region Cilento, wo befindet sich die Gemeinde Gioi überhaupt? Der Rheinfelder Stadtammann begab sich, unter der Regie von Carmela Herzog, deren Eltern aus Gioi stammten, zusammen mit Freunden während der Sommerferien auf Spurensuche. Ausgangspunkt der Reise war die Stadt Neapel mit ihrer grossen Geschichte. Eine faszinierende Metropole des Südens, welche kulturhistorisch viel zu bieten hat und seit ein paar Jahren auch touristisch hoch im Kurs steht. Von der «Neuen Stadt», der Name «Neapel» kommt von «Nea Polis», liegt Gioi rund zwei Fahrstunden entfernt in Richtung Süden. Auf dem Weg dorthin boten die eindrücklichen Ausgrabungen von Pompei und die bedeutenden griechischen Tempelanlagen von Paestum herausragende Zeugnisse der grossen Geschichte dieser Region. Währenddem diese Orte nicht wenigen bekannt sein dürften, lud die Bürgermeisterin von Gioi die Reisegruppe an einen ganz besonderen Ort ein. Velia, eine vergessene wunderschöne Stadt, die erst seit wenigen Jahren aus einem 2000-jährigen Dornröschenschlaf erwacht ist. Noch liegen mehr als 90 Prozent ihres Daseins mit allen möglichen Überraschungen unter dem Erdboden. Es mutet eigenartig an, die Überreste dieser vergessenen Stadt zu besuchen und gleichzeitig erstaunt festzustellen, dass man hier auf viele berühmte Namen trifft, die man schon lange kennt. Hierzu gehören Cicero, Brutus oder Parmenides, dessen Denken unsere abendländische Philosophie aus der Wiege hob. Um ca. 540 vor Christus gründeten die Phokäer, die vor den Persern aus Anatolien geflohen waren, die griechische Stadt Elea. Elea, das heutige Velia, das in seiner Blütezeit zu den wohlhabendsten Städten der «Magna Graecia» (Grosses Griechenland) zählte.

Die einheimische Bürgermeisterin Maria Teresa Scarpa verstand es ausgezeichnet, die Besucher mit der grossen Geschichte dieser Region zu begeistern. Von Velia am Meer führte der Weg weiter in die Hügel des Cilento. Einen ersten freundschaftlichen Empfang für den «hohen» Gast und seine Frau aus Rheinfelden bereitete die Gemeinde Cardile. Organisiert von den Gemeindeverantwortlichen entwickelte sich bald ein reger Austausch zwischen den Einheimischen, teils Rückkehrer aus dem Fricktal, und der Rheinfelder Delegation. Doch dies war nur ein kleiner Vorgeschmack auf das, was in der Gemeinde Gioi noch auf die Gäste wartete. Bei einem offiziellen Empfang im Gemeindehaus, zusammen mit Vertretern der Partnergemeinden der Region und der Dorfbevölkerung wurde der Stadtammann herzlich willkommen geheissen. Mehrere Ansprachen wiesen auf die engen Bande von Rheinfelden und Gioi hin. Und die persönliche Lebensgeschichte von über 150 Menschen sind der Beweis für diese starke Verbundenheit. Franco Mazzi, mit Wurzeln väterlicherseits in Norditalien, dankte in seiner emotionalen Ansprache für die grosse Gastfreundschaft, sowie die wertvolle Leistung der nach Rheinfelden Ausgewanderten. Er betonte die engen Beziehungen der vielen Menschen, welche ihr Herz sowohl in Rheinfelden wie auch in Gioi haben.

Als Zeichen für diese freundschaftliche Verbundenheit unter den beiden Gemeinden schenkte er Gioi eine Rheinfelder Fahne. Sichtlich erfreut über diese Ehre ordnete die Bürgermeisterin umgehend an, diese Fahne vor dem Gemeindehaus von Gioi aufzuhängen und lud die Bevölkerung ein, auf diesen «atto di amicizia» (Akt der Freundschaft) anzustossen. Diese Gelegenheit wurde denn auch ausgiebig genutzt, besonders auch, um den Rheinfelder «Sindaco» (Bürgermeister) besser kennenzulernen und mit ihm über Erinnerungen und Erlebnisse in Rheinfelden zu diskutieren.

Maria Teresa Scarpa betonte anschliessend ihre Absicht, diese Freundschaft in den nächsten Monaten weiter auszubauen. Vorgesehen sei neben einem generellen Erfahrungsaustausch beispielsweise auch eine Teilnahme am Rheinfelder Herbstmarkt mit einer Präsentation der typischen Produkte der mediterranen Küche dieser Region.

Einer Region, welche viele enge Verbindungen zu Rheinfelden hat, über all jene Menschen, welche einen Teil ihrer Heimat sowohl in Gioi als auch in Rheinfelden gefunden haben.


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