Die Frau mit dem grossen (Jodler)herzen
02.11.2025 PersönlichRuth Matter Riedi ist Dirigentin des Sunnebärgchörli Möhlin
Sie erinnert sich noch genau an den Moment, als sie vor 45 Jahren erstmals Jodeln hörte. Fortan widmete Ruth Matter Riedi einen grossen Teil ihrer Freizeit diesem schönen Hobby. Heute ist sie Dirigentin ...
Ruth Matter Riedi ist Dirigentin des Sunnebärgchörli Möhlin
Sie erinnert sich noch genau an den Moment, als sie vor 45 Jahren erstmals Jodeln hörte. Fortan widmete Ruth Matter Riedi einen grossen Teil ihrer Freizeit diesem schönen Hobby. Heute ist sie Dirigentin des Sunnebärgchörli Möhlin.
Janine Tschopp
«Vom Schaffe müed, dänk ich am Obe, wenn i doch hüt nid müessti goh, stoh i de aber i der Reihe, vo mine Jodlerlüt i d Mitti gnoh, de bini froh, chan i no singe, ha Freud wenns klingt im ganze Chor.» Dieser Text stammt aus Ruth Matters Lieblingsstrophe des Stücks «s’Jodlerhärz» von Walter Stadelmann. «Walter Stadelmann war Dirigent beim Jodlerclub ‹Aaregruess› Bannwil, wo ich während 16 Jahren Jodlerin und davon einige Jahre auch Präsidentin war», erzählt sie.
Der Titel des Stücks passt sehr gut, denn vor 45 Jahren hat Ruth Matter ihr Herz ans Jodeln verloren. Es war 1980, als sie an einer Messe erstmals Jodeln gehört hatte. Sie war fasziniert und wollte dies auch lernen. Mit geschlossenen Augen tippte sie auf eine Liste mit allen Jodelchören in Basel. So kam sie zum «Heimatchörli Basel», wo sie bei Marianne Smug, der Frau des Dirigenten, die ersten Jodelstunden nahm. Zwei Jahre später besuchte sie ihre erste Jodelstunde bei der Komponistin Marie-Theres von Gunten. «Dort hat es mir den Ärmel reingezogen.» Die bekannte Jodlerin hat sie fortan bei ihrem wichtigen Hobby immer begleitet. Auch heute noch fährt Ruth Matter mehrmals im Frühling und im Herbst nach Beatenberg in die Jodelstunde zu Marie-Theres von Gunten. Unter anderem absolvierte sie bei ihr ein Praktikum und durfte sie als Kursleiterin unterstützen. «Da lernt man ganz viel», schwärmt Ruth Matter.
Alles rund ums Jodeln
Wie sie selber von sich sagt, ist Ruth Matter «wissbegierig». Sie lernte das Handwerk des Jodelns von Grund auf und besuchte auch die Dirigentenschule. Im Jahr 2000 übernahm sie beim Jodelchor Rheinfelden erstmals Verantwortung als Dirigentin. Später kam eine Phase, in welcher sie teilweise drei Chöre gleichzeitig dirigierte. Von 2003 bis 2018 leitete sie unter anderem die «Stadtjodler Dietikon», wo sie Isabelle Wunderlin Vock kennenlernte. Nach einer Pause beschlossen die beiden, einen neuen Jodelchor zu gründen. Sie platzierten ein Inserat, um Gleichgesinnte zu finden. Im Sommer 2020 dann wurde in Möhlin das Sunnebärgchörli mit damals 19 Sängerinnen und Sängern gegründet.
Der Anfang war nicht einfach. Geplante Auftritte, welche Honorareinnahmen generiert hätten, fielen aufgrund der Corona-Pandemie aus.
Proben mussten online stattfinden und sogar die Jodlermesse «Bhüet euch», bestehend aus neun Liedern, wurde virtuell geübt.
Ein aktiver Chor
Heute besteht das Sunnebärgchörli aus 25 Mitgliedern und wird zwei bis drei Mal pro Monat engagiert. «Ja, wir sind verwöhnt mit Auftritten», schildert Ruth Matter. Rund die Hälfte der Sängerinnen und Sänger ist regelmässig bei der Dirigentin zu Hause, um dort an den einzelnen Liedern zu «feilen». «Vermutlich kommen wir deshalb so schnell vorwärts», freut sie sich und erzählt, dass der Chor nach nur fünf Jahren schon über ein Repertoire von mehr als 25 Liedern verfügt. Zumal die Hälfte der Mitglieder erst durch das Sunnebärgchörli zum Singen gekommen ist.
Unternehmungslustig
Im Gespräch mit Ruth Matter, die seit 1984 in Magden lebt, merkt man sofort, dass sie eine sehr unternehmungslustige Persönlichkeit ist. Ihre Freizeit widmet sie gerne ihren 14 Grosskindern, dem Garten und dem Velofahren. Zudem begleitet und unterstützt sie ältere, kranke Menschen. «Ich stehe morgens jeweils um 5 Uhr auf», erzählt die aktive Frau, «so kann ich schon richtig viel erledigen, bis mein Mann aufsteht.» Wenn ihre Sängerinnen und Sänger abends in der Probe müde werden, hat sie immer noch Energie. «Dank den Jungen bleibt man selber jung», sagt sie und erzählt, dass im Sunnebärgchörli einige jüngere Mitglieder sind, die sie jeweils an verschiedene Anlässe und Konzerte mitnehmen.
Immer Lust zum Proben
«Bis jetzt kam es noch nie vor, dass ich keine Lust zum Proben hatte», sagt die Frau, die in wenigen Tagen ihren 75. Geburtstag feiert. Was wünscht sie sich zum grossen Fest? «Dass ich 65 bin», scherzt sie und korrigiert dann sofort: «Ich wünsche mir, dass ich noch lange gesund bleiben darf.» Wie wirkt sich das Alter auf das Singen aus? «Ja, eine Stimme altert. Wenn man aber regelmässig Gesangsstunden nimmt, hilft das sehr.» Mit einem Schmunzeln ergänzt Ruth Matter: «Auch wenn ich irgendwann nicht mehr singen kann. Dirigieren geht immer noch.»
Das Sunnebärgchörli unter der Leitung von Ruth Matter Riedi übt jeden Donnerstag, von 19.45 bis 21.45 Uhr, in der Aula des Fuchsrain-Schulhauses in Möhlin. Das Chörli besteht aus 25 Mitgliedern (zwischen 22 und 83 Jahren) und würde sich über weitere Mitglieder – auch ohne Singerfahrung – freuen. Speziell gesucht sind Sänger in allen Bassstimmlagen (insbesondere 1. und 2. Bass). Zu hören ist das Sunnebärgchörli unter anderem an den Weihnachtskonzerten in der römisch-katholischen Kirche in Möhlin (13. Dezember, 19 Uhr), respektive in der Stadtkirche in Rheinfelden (14. Dezember, 17 Uhr). Weitere Informationen unter www.sunnebaergchoerli.ch

