Der Weg vom Dunkel zum Licht
02.02.2025 MöhlinÜber einen Kreuzweg und seinen Erschaffer
In der römisch-katholischen Kirche in Möhlin hängen sechzehn Kunstwerke an den Wänden, zusammen bilden sie einen Stationenweg. Franz Bucher hat ihn erschaffen.
Ronny Wittenwiler
Regelmässigen ...
Über einen Kreuzweg und seinen Erschaffer
In der römisch-katholischen Kirche in Möhlin hängen sechzehn Kunstwerke an den Wänden, zusammen bilden sie einen Stationenweg. Franz Bucher hat ihn erschaffen.
Ronny Wittenwiler
Regelmässigen Kirchgängern ist der Stationenweg längst aufgefallen. Vielleicht aber lohnt sich ein Betrachten der Bilder auch für jene, die selten bis gar nicht in einer Kirchenbank Platz nehmen, denn: der Stationenweg in Möhlin inspiriert auf vielfältige Art und Weise. Er ist Spiegelbild des Lebens. Höhen. Tiefen. Und er ist, am Ende des abgeschrittenen Weges, vor allem Ausdruck von Hoffnung. Franz Bucher kennt das nur zu gut. Dass er, ein Innerschweizer, Jahrgang 1940, im hohen Alter noch davon erzählen kann – selbstverständlich ist das nicht. Der Mann, der den Stationenweg in Möhlin erschaffen hat, durchlebte vor Jahren seinen persönlichen Kreuzweg.
Glückliche Fügungen
Zusammen mit dem ehemaligen römisch-katholischen Gemeindeleiter Daniel Reidy sitzt Franz Bucher in der Kirche. Die beiden kennen sich aus früheren Jahren. Die Bekanntschaft ist ein Glücksfall, der schliesslich den Weg ebnet für dieses Kunstwerk, das den bisherigen Stationenweg nach vielen Jahren ersetzt. Im Jahr 2022 war während der Renovation der Pfarrkirche St. Leodegar die Frage nach einem neuen Kreuzweg aufgekommen. «Die bisherigen Kreuzwegbilder, vor längerer Zeit von einem Devotionaliengeschäft ab Stange gekauft, befriedigten nicht mehr» – so steht es geschrieben in einer Broschüre zu den neuen Kunstwerken. Festgehalten ist auch der glückliche Umstand, der den neuen Kreuzweg ebenso ermöglichte: «Ein Mitglied unserer Kirchgemeinde, das anonym bleiben wollte, versprach, ein Stationen-Kunstwerk für die Kirche zu spenden.» So ist es dann auch gekommen.
Das Malen gab ihm Kraft
«Ich musste nicht komplett von vorn anfangen, sondern konnte auf den bisherigen Werken aufbauen», sagt Franz Bucher über die Auftragsarbeit in Möhlin. Seit über vierzig Jahren nämlich schmückt ein Stationenweg Buchers die katholische Kirche in Rotkreuz – ein Werk, das unter besonderen Umständen zustande gekommen war, erkrankte Bucher doch während des Auftrags an Krebs. Seine Kinder noch klein, fragte er sich: Warum lässt man ihn eine Familie gründen, und dann das? «Ich haderte mit Gott», erinnert sich Bucher. Doch Bucher, trotz schlechter Prognose, machte weiter, malte weiter. Das gab ihm Kraft, Gelassenheit. Wenn man so will, dann ist dieser Stationenweg in Rotkreuz auch eine Art persönlicher Kreuzweg. Ja, sagt Bucher: Während dieser Zeit der Krankheit habe er sich immer wieder auch gefragt, ob er sein eigenes Grab male. Über vierzig Jahre später sitzt der Mann nun in der Kirche in Möhlin, an den Wänden hängen seine Bilder, und er sagt einen Satz, dessen Bedeutung in diesen Werken zu finden ist: «In einem Kreuzweg finden sich nicht nur Leiden und Drama, sondern auch Hoffnung.»
Von dieser Welt
Und so sprechen die Stationen-Bilder in der Kirche St. Leodegar vielleicht auch Menschen an, die gar noch nicht wissen, dass sie dort zu entdecken sind: weil sie Spiegelbild des Lebens sind. Mit Höhen. Und Tiefen. Und dabei stirbt die Hoffnung nicht, bei diesem Weg vom Dunkel zum Licht. Franz Bucher, kennt das nur zu gut. Er, der nicht wusste, ob er damals als junger Familienvater mit seinem ersten Kreuzweg sein eigenes Grab malen würde. Zu diesem Gespräch in die Kirche Möhlin hat ihn sein erwachsener Sohn gefahren.
Der Stationenweg beginnt hinten rechts in der Kirche, führt von dort nach vorne und auf der linken Seite zurück nach hinten. «Es ist ein Weg von der Dunkelheit ins Licht», heisst es im Beschrieb zu den insgesamt sechzehn Werken. Von Franz Bucher sind in der ganzen Schweiz in Schulen, Klöstern und Kirchen Kunstwerke zu sehen.