Der stille Held an einem verregneten Freitagabend

  07.11.2025 Persönlich

Über vierzig Jahre so zuverlässig wie die Feuerwehr: Matthias Herzog

1984 wird Ronald Reagan als US-Präsident wiedergewählt und Matthias Herzog tritt in die Feuerwehr Zeiningen ein. Lang ist’s her. Da kommt einiges zusammen.

Ronny Wittenwiler

Zu diesem Zeitpunkt, 1984, sollte es noch ein Weilchen dauern, bis Zeiningen mit Möhlin – oder Möhlin mit Zeiningen, je nach Perspektive – gemeinsame Sache macht. Als es dann soweit ist, wir schreiben das Jahr 2009, ist er in seinem Metier bereits ein alter Hase. Die Fusion der beiden Feuerwehren erlebt Matthias Herzog an vorderster Front. Zu diesem Zeitpunkt ist er bereits sieben Jahre Vizekommandant in Zeiningen und auch nach dem Zusammenschluss sollte er es bleiben. Bis heute. Warum eigentlich?

«Jede Situation ist anders. Du weisst nie, was dich erwartet, und es gilt, Lösungen für das Problem zu finden. Du bist nie allein, hast die Kameraden an deiner Seite. Das alles hat mich an der Feuerwehr fasziniert – und so verging die Zeit.» Wie schnell sie vergangen ist, merke er eigentlich jetzt erst, sagt Herzog und wir rechnen auf: Seit seinem Eintritt in die Feuerwehr absolvierte er 957 Feuerwehrübungen und 547 Ernstfalleinsätze. Hinzu kommen 151 Sitzungen, 124 Kurstage.

Schlussbouquet
An diesem verregneten Freitagabend des 24. Oktobers steht Matthias Herzog auf der Strasse im Mitteldorf, Zeiningen. Es gilt noch einmal ernst, nicht allzu sehr: Die Schlussübung 2025 der Feuerwehr ist ein bisschen eine Überraschung, vor allem aber Würdigung. Richard Urich, der Kommandant der Feuerwehr Möhlin, wird später am Abend und vor versammelten Gästen diesen Matthias Herzog, Jahrgang 1964, beschreiben als jemanden mit grossem Engagement für die Feuerwehr und einem Riesenherzen für Zeiningen. Doch noch vor dem Nachtessen in der Turnhalle brennt im Restaurant Taube die Küche und das Feuer breitet sich aus. Urich sagt stoisch: «Einsatzleiter ist selbstverständlich unsere erfahrenste Person, die wir aktuell in der Feuerwehr Möhlin haben.» Klar, es ist Herzog, und gottlob noch sind wir mittendrin in einer Schlussübung. Doch jetzt im Ernst: Über vierzig Jahre Feuerwehr, meistens in grosser Verantwortung, an vorderster Front – stets ohne Angst? «Angst bleibt im Hintergrund», antwortet Herzog. «Es ist eher Respekt. Du musst wissen, was du tust.»

Die Fusion damals mitangestossen, massgeblich geprägt, sagt Herzog jetzt, dass er die Feuerwehr heute als funktionierende Einheit erlebe. Nun gibt er den Stab des Vizekommandanten an die nächste Generation; doch bleibt er auch ein bisschen erhalten, als «einfaches» Mitglied der Feuerwehr, im Dienstgrad des Gefreiten. «Ich stehe jetzt auf der anderen Seite und die müssen mir sagen, was ich zu tun habe und nicht mehr umgekehrt.» Noch einmal aber, an diesem verregneten Freitagabend, sagt er, wo es langgeht. Das gelingt formidabel. An der Schlussübung wird Feuer, das nicht existiert, gelöscht, und es werden Menschen, die nie in Gefahr waren, gerettet. Übung macht den Meister – das gilt auch für alle, die vom erfahrenen Herzog bald übernehmen.

Einen wie ihn an der Seite
Dann ist es soweit. Zwischen Nachtessen und Dessert trägt Kommandant Richard Urich kaum zu dick auf, wenn er sagt: Aussenstehende könnten nicht im Ansatz skizzieren, welchen Stellenwert Matthias Herzog seiner Arbeit bei der Feuerwehr beigemessen habe. «Das weiss man erst, wenn man einmal einen solchen Mann wie ihn an seiner Seite hatte. Einer, der immer da ist, wenn man ihn braucht, einer, der hinter dir steht, wenn Unterstützung gefragt ist. Einer, der dich an Anlässe begleitet hat, wenn du selbst am liebsten daheim geblieben wärst.»

Ja, auf ihn als Vizekommandanten sei stets Verlass gewesen, sagt Urich. Auch als Wertschätzung dafür fand die Schlussübung 2025 in Zeiningen statt. Just also, wo der zweifache Familienvater und Unternehmer Matthias Herzog einst sein Herz an die Feuerwehr verloren hatte. Im Jahr 1984, als ein ehemaliger Schauspieler erneut US-Präsident wurde.

Die Hauptrolle dieser Geschichte hier aber gehört allein unserem stillen Helden des Alltags.


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