Der Steuergraben wird immer tiefer
24.10.2025 FricktalGrosse Unterschiede bei der Steuerbelastung im Fricktal
Während in Kaiseraugst der Steuerfuss für das kommende Jahr voraussichtlich auf 50 Prozent gesenkt wird, liegt er in anderen Fricktaler Gemeinden bei 125 Prozent. Die grossen Unterschiede sind im Portemonnaie deutlich ...
Grosse Unterschiede bei der Steuerbelastung im Fricktal
Während in Kaiseraugst der Steuerfuss für das kommende Jahr voraussichtlich auf 50 Prozent gesenkt wird, liegt er in anderen Fricktaler Gemeinden bei 125 Prozent. Die grossen Unterschiede sind im Portemonnaie deutlich spürbar.
Valentin Zumsteg
Kaiseraugst und Oberhof trennen Welten – zumindest was die Steuern betrifft. Während in Oberhof – und auch in Wölf linswil – der Steuerfuss aktuell bei 125 Prozent liegt, sind es in Kaiseraugst nur 60 Prozent. Wenn es nach dem Kaiseraugster Gemeinderat geht, dann sinken dort die Steuern noch weiter. Möglich wird dies dank der üppigen Steuern der grossen Firmen. Für das nächste Jahr schlägt der Gemeinderat der kommenden Gemeindeversammlung eine Reduktion um weitere 10 Prozentpunkte auf neu 50 Prozent vor (die NFZ berichtete). Mit anderen Worten: Voraussichtlich mindestens 75 Prozentpunkte liegen künftig zwischen Kaiseraugst und Oberhof. Das ist so viel, das macht sich im Portemonnaie jedes Steuerzahlers dieser Gemeinden bemerkbar.
Tausende von Franken sparen
Geben wir ein Beispiel und gehen von einer alleinstehenden Person ohne Kinder und Vermögen aus, die ein steuerbares Einkommen von 50 000 Franken pro Jahr erzielt. In Wölf linswil zahlt sie laut Steuerrechner des Kantons aktuell Gemeindesteuern in der Höhe von rund 2980 Franken (ohne Feuerwehr- und Kirchensteuern). In Kaiseraugst wären es im nächsten Jahr – bei einem Steuerfuss von 50 Prozent – hingegen nur 1192 Franken. Also 1788 Franken weniger. Das ist ein stolzer Betrag. Machen wir ein zweites Beispiel: Wer ein steuerbares Einkommen von 100 000 Franken ausweist, zahlt in Wölflinswil derzeit Gemeindesteuern in der Höhe von 8672 Franken, in Kaiseraugst hingegen bald nur noch 3469 Franken. Mit dem Unterschied von 5203 Franken kann man sicher schön in die Ferien fahren.
Die Unterschiede sind also gewaltig. Trotzdem hat Roger Fricker, langjähriger Gemeindeammann von Oberhof, nicht vor, seinen Wohnsitz demnächst nach Kaiseraugst zu verlegen. «Ich habe Freude, dass Kaiseraugst den Steuerfuss senken will. Denn dadurch wird der kantonale Durchschnitt gesenkt und Oberhof kann voraussichtlich von einem höheren Betrag aus dem Finanzausgleich profitieren», erklärt Fricker gegenüber der NFZ.
«Ein Affront»
Allerdings blickt er mit Sorge auf die Änderungen beim Finanzausgleich, die im Aargau auf den 1. Januar 2027 diskutiert werden. «Das hätte für uns wahrscheinlich zur Folge, dass wir den Steuerfuss nochmals um 10 Prozent erhöhen müssten», erklärt Fricker. Er fürchtet einen Kollaps der finanzschwachen Gemeinden, falls die Vorlage so durchkommt, wie sie jetzt vorliegt. «Ich bin sauer auf die Regierung. Das wäre ein Affront.» Er hofft, dass die Vorlage im Aargauer Parlament noch angepasst wird. Sonst sieht er schwarz für arme Gemeinden.
Schon jetzt ist die f inanzielle Lage in Oberhof schwierig. Für das kommende Jahr ist deshalb eine erneute leichte Steuererhöhung ein Thema, wie Fricker erklärt. Während in Kaiseraugst also der Steuerfuss immer weiter gesenkt werden kann, geht es in Oberhof in die andere Richtung. «Finanziell gesehen haben wir keine Zukunft. Wir können aber nichts dafür, die Gemeinde hat nichts falsch gemacht. Nur mit einer schönen Landschaft haben wir nicht gegessen», meint Gemeindeammann Fricker. Mit einem Augenzwinkern fügt er an: «Die Gemeinde Kaiseraugst könnte uns ja quersubventionieren und dies mit dem Finanzausgleich verrechnen. Vielleicht sollten wir auch eine Fusion mit Kaiseraugst in Betracht ziehen.»

