Gelebtes Brauchtum in Gansingen
Der «Pfingschtsprützlig» Ein Fruchtbarkeitszeremoniell, das schweizweit nur noch in Gansingen und Sulz hochgehalten wird.
Am frühen Morgen des Pfingstsonntags zieht in Gansingen eine Schar junger Männer in den Wald, um ...
Gelebtes Brauchtum in Gansingen
Der «Pfingschtsprützlig» Ein Fruchtbarkeitszeremoniell, das schweizweit nur noch in Gansingen und Sulz hochgehalten wird.
Am frühen Morgen des Pfingstsonntags zieht in Gansingen eine Schar junger Männer in den Wald, um grünes Buchenreisig zu schneiden. Einer der jungen Männer wird dann in einem aufwändigen Verfahren mit den Buchenästen eingekleidet. Wer im Buchenkleid steckt, bleibt geheim.
«Pfeischtsprützlig isch genannt, hät es Füdle sisch e Schand.» Mit diesen lauten Tönen treffen dann die jungen Männer gegen 15 Uhr beim ersten Brunnen in Büren ein. Der «Pfingschtsprützlig» wird von zwei jungen Männern geführt. Alleine kann er nicht laufen. Die Stimmen der Männer tönen dabei schon arg strapaziert. Der «Pfingschtsprützlig» wird «verladen» und es geht weiter nach Galten und zum Endziel Gemeindehausplatz. Bei letzterem wird der «Pfingschtsprützlig» von einer grossen Festgemeinde empfangen. Hie und da sieht man schon die eine oder andere junge Frau, die sich versteckt. Während zwei Männer den «Pf ingschtsprützlig» beim Brunnen immer wieder nass spritzen, gehen andere Männer auf die «Jagd» nach jungen Frauen. Diese werden dann zum «Pfingschtsprützlig» gebracht und von ihm, beziehungsweise seinem nassen Kleid, gebührend «bearbeitet» werden.
Ein Fruchtbarkeitsritual, dass nicht bei allen jüngeren Frauen gleich viel Freude auslöst. Nach getaner Arbeit zieht sich «Pfingschtsprützlig» unter grossem Applaus der Bevölkerung zurück. Das grosse Rätselraten startet. Wer war unter dem Buchenkleid? Die Jugendgruppe Gansingen als Organisator bewirtet anschliessend die vielen Gäste bis weit in die Morgenstunden. (mgt)