«Der Chor ist meine Verbindung zur Heimat»
09.12.2024 FrickSeit 25 Jahren leitet Simon Moesch den Kirchenchor Frick
Simon Moesch ist in der Region Brugg musikalisch stark verankert und führt dort unter anderem den Bez-Chor. Der Schulmusiker ist ursprünglich ein Fricktaler und dank dem Fricker Kirchenchor St. Peter und Paul mit seiner ...
Seit 25 Jahren leitet Simon Moesch den Kirchenchor Frick
Simon Moesch ist in der Region Brugg musikalisch stark verankert und führt dort unter anderem den Bez-Chor. Der Schulmusiker ist ursprünglich ein Fricktaler und dank dem Fricker Kirchenchor St. Peter und Paul mit seiner Heimat immer noch eng verbunden.
Karin Pfister
«Einen Chor zu dirigieren, ist Handwerk. Ich muss stets wissen, was ich will und dies entsprechend zeigen und einfordern können. Der Chor ist ein Instrument aus vielen verschiedenen Individuen», erklärt Simon Moesch. Dass ihm die Musik und vor allem die Chormusik viel Freude macht, merkt man bei fast jedem Satz. Simon Moesch sprüht vor Enthusiasmus. «Wir machen Musik aus dem Moment heraus. Wenn ich zusammen mit dem Chor auftrete, geben wir alles. Zusammen singen, schafft ein unglaublich grosses Gemeinschaftsgefühl.»
Das Gespräch mit Simon Moesch findet im Singsaal der Bezirksschule Brugg statt. Diese liegt direkt an der Aare und der Singsaal überzeugt durch eine musische Optik. Auch wenn alle Stühle leer sind, kann man sich gut vorstellen, dass in diesem Raum gerne und klangvoll gesungen wird. «Die Akustik hier drinnen ist sehr gut.» Seit fast drei Jahrzehnten leitet Simon Moesch den Bez-Chor Brugg, mit dem er immer wieder innovative Chorprojekte realisiert.
Vom ö zum oe
Aufgewachsen ist Simon Moesch in Frick. Ursprünglich schrieb seine Familie Moesch mit ö. «Mein Grossvater Karl hat sich vor rund 100 Jahren entschieden, vom ö zum oe zu wechseln, vermutlich aus ästhetischen Gründen.» Drei seiner Vorfahren hatten ein Malergeschäft; sein Urgrossvater war der erste Maler im oberen Fricktal und sein Grossvater hat den alten Altar der Fricker Kirche marmoriert. «Ich bin sehr gerne in dieser Kirche, die Akustik ist wunderbar und mir gefällt die Atmosphäre.»
Simon Moesch hat schon früh zusammen mit Schulkollegen einen Chor gegründet, den Kanti-Kammerchor. Nach der Matura begann er mit einem Studium am Konservatorium. «Ich habe Blockflöte studiert und hatte im Hinterkopf, dass ich gerne selbst Blockflöten herstellen möchte, auch weil ich das Material Holz sehr mag.» Es ist beim Traum geblieben. Eine selbstgebaute Mini-Blockf löte hat er stets im Singsaal, um sie seinen Klassen zu zeigen. «Vielleicht widme ich mich nach der Pensionierung nochmals dem Blockflötenbau», sinniert der 59-jährige, der mit seiner Familie in Villnachern wohnt.
Früh fasziniert vom Dirigieren
Das Studium am Konservatorium hat er damals aus verschiedenen Gründen abgebrochen und sich zuerst an der HPL in Zofingen zum Primarlehrer ausbilden lassen, bevor er in Luzern Schul- und Kirchenmusik studierte. Das Dirigieren habe ihn schon immer interessiert und er habe bereits während seiner Schulzeit auf die Chorleiter geschaut und alle Details eingesaugt. Es sei einerseits ein Handwerk, das man lernen kann, andererseits müsse es einem auch liegen.
Seine musikalische Vita ist umfangreich. Schon während des Studiums organisierte und leitete er Chorlager. «Die musikalischen Fortschritte, die man während einer Woche macht, sind enorm», erinnert er sich. Ebenfalls seit 25 Jahren dirigiert er die «i cantuccini». Das von ihm gegründete Brugger Vokalensemble gab kürzlich ein Konzert in der Kirche Wittnau. Während Corona sei leider das Weihnachtssingen im Kantonsspital Aarau eingeschlafen. 34 Mal war Simon Moesch jeweils am 24. Dezember, ursprünglich ab 6 Uhr, später ab 6.30 Uhr, während rund vier Stunden mit seinen Sängerinnen und Sängern auf verschiedenen Stationen unterwegs.
Nebst der Arbeit an der Chor-Front gehören zur Leitung auch viel Hintergrundarbeit wie das zeitaufwändige Arrangieren und je nach Chor auch organisatorische Aufgaben. Bei den Frickern sei ein Vorstand für die administrativen Belange zuständig, beim Bez-Chor hingegen sei er nicht nur Dirigent, sondern «Mädchen für alles». Aufgrund seiner Initiative entstand der Kontakt mit einem Jugendchor in Polen. Viele Jahre lang fand ein regelmässiger Austausch mit Besuchen zwischen den beiden Chören statt, welcher die Jugendlichen aus beiden Ländern begeisterte. «Leider wurde das Projekt während Corona eingestellt.»
Fast 200 Jahre alt
Gegründet wurde der Kirchenchor Frick 1826 als Cäcilienverein. Wie viele andere Chöre kämpft auch dieser ums Überleben. Die Mitglieder werden älter, Nachwuchs zu finden ist schwierig. Momentan gehören dem Chor rund 20 Mitglieder an. Als Simon Moesch vor 25 Jahren anfing, seien es noch über 40 gewesen. Das jüngste Mitglied hat Jahrgang 1971. «Das Repertoire des Kirchenchors ist riesig. Gesungen werden Stücke aus diversen Zeitepochen, angefangen bei der Gregorianik aus dem neunten Jahrhundert über die Romantik bis hin zum Gospel. Neumitglieder sind jederzeit herzlichst willkommen», sagt der Chorleiter. «Gerne können interessierte Männer und Frauen ungeniert zum Schnuppern kommen.» Der Kirchenchor probt dienstags von 19.45 bis 21.15 Uhr. Pro Jahr gestaltet er rund 10 bis 15 Gottesdienste mit.
Am 21. September 2025 findet für den Bettag ein Mitsing-Projekt statt. Wer nur temporär am Chorleben teilnehmen möchte, kann sich dann für wenige Dienstage verpflichten. Der Kirchenchor ist sehr aktiv, unternimmt regelmässig Reisen und verfügt über ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl.