Eine glanzvolle Abschiedsvorstellung für Franco Mazzi
12.12.2025 BrennpunktZwei prägende Figuren verlassen die politische Bühne in Rheinfelden: Die Einwohnergemeinde-Versammlung verabschiedete Stadtammann Franco Mazzi und Vizeammann Walter Jucker. Mit grosser Zustimmung erhielt Franco Mazzi das Ehrenbürgerrecht zugesprochen.
Valentin Zumsteg
...Zwei prägende Figuren verlassen die politische Bühne in Rheinfelden: Die Einwohnergemeinde-Versammlung verabschiedete Stadtammann Franco Mazzi und Vizeammann Walter Jucker. Mit grosser Zustimmung erhielt Franco Mazzi das Ehrenbürgerrecht zugesprochen.
Valentin Zumsteg
Es war ein Abschied mit Pauken und Trompeten, mit Emotionen und ganz viel Applaus: Die Rheinfelder Einwohnergemeinde-Versammlung vom Mittwochabend, an der 256 von 7695 Stimmberechtigten teilnahmen, stand ganz im Zeichen des abtretenden Stadtammanns Franco Mazzi (FDP). Nach 23 Jahren im Stadtrat, davon 20 Jahre als Stadtammann, war es seine letzte Gemeindeversammlung, die er leitete. Wobei: Seine Stadtratskolleginnen und -kollegen sowie die Verwaltung haben im Geheimen einiges vorbereitet, von dem er im Vorfeld nichts wusste. Es gab so manche Überraschung an diesem denkwürdigen Abend für Franco Mazzi.
«Der beste Botschafter für Rheinfelden»
Vizeammann Walter Jucker würdigte die unzähligen Verdienste und die ungeheure Schaffenskraft des Stadtammanns: «Franco Mazzi hat Rheinfelden mit klarer Vision weiterentwickelt und ins Spitzenfeld der Aargauer Städte geführt.» Er lobte seine strategische Weitsicht und betonte: «Franco Mazzi hat seine ganze Energie in die Waagschale geworfen. Er ist der beste Botschafter für Rheinfelden.»
Ein rund zehnminütiger Film zeigte, wie beliebt der scheidende Stadtammann ist. Exponentinnen und Exponenten aus Wirtschaft, Gesellschaft und von Behörden sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Stadt erzählten darin, wie sie den Stadtammann in den letzten Jahren erlebt haben. «Franco Mazzi ist ein super Chef und ein strategisch denkender Mensch mit grosser Weitsicht. Sein Amt als Stadtammann war mehr als ein Beruf für ihn, es war eine Lebensaufgabe», sagte etwa Stadtschreiber Roger Erdin. «Er ist ein Staatsmann. Gelassen, humorvoll und geerdet», erklärte Gaby Gerber von der Geschäftsleitung der Feldschlösschen Getränke AG. «Er hat die Fähigkeit, die Leute zusammenzubringen und für alle tragfähige Lösungen zu finden», lobte Hanspeter Flury von der Schützen Rheinfelden AG.
Der Landammann dankt
Der Aargauer Landammann Dieter Egli hat es sich nicht nehmen lassen, bei der Verabschiedung persönlich dabei zu sein und die Grüsse der Regierung zu überbringen. «Ich danke dir für dein fulminantes Engagement für die Stadt Rheinfelden und den Kanton Aargau», sagte der Regierungsrat, der als Überraschungsgast dabei war.
Seine Stadtratskolleginnen und -kollegen beantragten, Franco Mazzi für seine vielen Verdienste das Ehrenbürgerrecht zu verleihen. Die Abstimmung war reine Formsache: Mit einem riesigen Mehr stimmte die Versammlung diesem Antrag zu. Kaum war die Abstimmung vorbei, marschierten der Stadtweibel mit Rheinfelder Fahne, zwei Tambouren und die Ehrendamen mit Ehrenbürger-Urkunde in den Bahnhofsaal, wo sich auf der Bühne bereits die Stadtmusik installiert hatte und für den neuen Ehrenbürger aufspielte. Als Geschenke erhielt er ein E-Bike sowie ein Buch zu den Stätten des Unesco-Weltkulturerbes.
Franco Mazzi war sichtlich gerührt. «Ihr seid ja verrückt, was ihr da alles organisiert habt. Es war mir eine grosse Freude, Ehre und ein Privileg, das Amt des Stadtammanns in meiner Heimstadt auszuführen. Dem neu zusammengestellten Stadtrat wünsche ich ganz viel Erfolg und Freude an der Gestaltung der Zukunft von Rheinfelden.» Er bedankte sich bei seiner Frau Corinne und seinen beiden Töchtern, die so manches Mal auf ihn verzichten mussten. Mit einer stehenden Ovation bedankten sich die Bürgerinnen und Bürger ihrerseits bei Mazzi.
Jucker: «Eine bereichernde Erfahrung»
Ebenfalls ehrenvoll und mit viel Applaus verabschiedete die Versammlung Walter Jucker (SVP), der seit 2014 dem Stadtrat angehört und seit 2018 Vizeammann ist. «Wo immer Walter gewirkt hat, verschaffte er sich mit seinem präzisen und analytischen Denken Respekt und Anerkennung», erklärte Franco Mazzi. Er lobte sein Finanzwissen und seine grosse Sorge um die Finanzen von Rheinfelden. «Es war eine intensive und bereichernde Erfahrung für mich. Ich durfte hochspannende Aufgaben lösen und tolle Mitarbeiter führen», sagte Walter Jucker. Er dankte seiner Frau Monika. Als Abschiedsgeschenke erhielt Walter Jucker eine Ehrenwappenscheibe sowie eine Briefmarkensammlung mit Raritäten, welche seine Kolleginnen und Kollegen für ihn ersteigert hatten.
Den feierlichen Abschluss des Abends bildete ein Apéro, bei dem Franco Mazzi und Walter Jucker mit vielen Rheinfelderinnen und Rheinfeldern auf den neuen Lebensabschnitt anstossen konnten.
Steuerfuss bleibt bei 90 Prozent
Wenig zu reden gaben am Mittwoch die anderen Geschäfte der Einwohnergemeinde-Versammlung. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger genehmigten das Budget 2026 mit einem unveränderten Steuerfuss von 90 Prozent. Im Hinblick auf die im Finanzplan bis 2030 eingestellten Investitionen von 115 Millionen Franken und die dadurch prognostizierte Verschuldung übte Kathrin Frey im Namen der Grünen Kritik. Sie sprach von einer «schweren Hypothek» für den neuen Stadtrat. Der neue Konzessionsvertrag mit der AEW Energie AG erhielt klare Zustimmung, ebenso ein Verpflichtungskredit über 1,45 Millionen Franken für den Ersatz der Werkleitungen im Bereich Kohlplatzweg bis Köhlerstrasse.
Es war nicht nur die letzte Gemeindeversammlung mit Stadtammann Franco Mazzi und Vizeammann Walter Jucker, es war vorerst auch die letzte Versammlung im Bahnhofsaal. Dieser wird erst wieder nach einer grundlegenden Sanierung in ein paar Jahren zur Verfügung stehen. Die nächsten Gemeindeversammlungen werden in der Turnhalle Engerfeld durchgeführt. (vzu)






