Der Abschied fällt ihm nicht leicht

  05.04.2024 Laufenburg

Nach 24 Jahren verlässt Dirigent Martin Burgunder die Stadtmusik

Seine Musikerinnen und Musiker wissen es bereits seit dem Sommer; nun ist es auch offiziell: Für Dirigent Martin Burgunder ist das Doppel-Jahreskonzert der Stadtmusik Laufenburg dieses Wochenende das Abschiedskonzert. Dirigent und Orchester sind nach 24 gemeinsamen Jahren voll des Lobes füreinander.

Boris Burkhardt

«Das gibt ein tolles Konzert», sagt Martin Burgunder kurz vor 22 Uhr in der Stadthalle Laufenburg. Die 40 Musikerinnen und Musiker der Stadtmusik haben am vergangenen Mittwoch soeben die Generalprobe für ihr Jahreskonzert am heutigen Freitag und morgigen Samstag hinter sich gebracht. Dirigent Burgunder ist zufrieden mit der Leistung des Orchesters. Für ihn werden es nach 24 Jahren die letzten beiden Auftritte mit den Musikern sein: Burgunder beendet sein Engagement in Laufenburg.

24 Jahre, in der es Dirigent und Orchester miteinander aushalten, ist eine sehr lange Zeit, sagen Dirigent und Orchester. Das Motto des Jahreskonzerts lautet deshalb folgerichtig: «Danke, Martin!» Die Frage im Gespräch mit der NFZ, warum er denn jetzt gerade auf höre, dreht der 49-Jährige herum: «Warum war ich so lange in Laufenburg? Das ist nicht selbstverständlich.» Es sei seine Entscheidung gewesen zu gehen: «Aber sie fiel mir nicht leicht. Wir hatten in diesen 24 Jahren musikalisch und menschlich viel Spass miteinander; und es haben sich viele Freundschaften entwickelt.»

Nach 24 Jahren sei es für ihn aber die Zeit, beruf lich kürzerzutreten. Die rund 55 Termine im Jahr, die sein Engagement bei der Stadtmusik erfordere, stemme er neben seiner Vollzeitstelle als Schulleiter der Musikschule Leimental in Therwil, nach seiner Aussage die grösste im Kanton Baselland: «Auch dort habe ich viele Abendtermine.» Auch seine Ämter im Vorstand des Verbands der Musikschulen Baselland und als Präsident der dort angegliederten Talentförderung wird er abgeben. Seinen Rücktritt teilte Burgunder den Stadtmusikern im vergangenen Sommer mit.

Ein grosser Verlust
Für die Stadtmusik sei Burgunders Weggang ein grosser Verlust, sagt Vereinspräsident Michael Vögeli: «Martin Burgunder hat die Stadtmusik sehr geprägt. Er hat uns musikalisch stark weiterentwickelt: Sein Programm war stets abwechslungsreich, immer ein Schritt nach vorne.» Aber auch kameradschaftlich sei Burgunder engagiert gewesen und immer «mitten im Verein» gestanden, «obwohl der Dirigent eigentlich nur ein ‹Angestellter› der Stadtmusik ist». Seit 2020 ist Burgunder Ehrenmitglied der Stadtmusik.

Auch Viktor Erhard, gemeinsam mit seinem älteren Bruder der Dienstälteste in der Stadtmusik, ist voll des Lobes für Burgunder: «Es ist unglaublich, was er musikalisch und menschlich mit uns gemacht hat. Das habe ich in 60 Jahren bei der Stadtmusik nicht erlebt. Wir bedauern sehr, dass er nicht mehr da sein wird.» Vor allem bei Auftritten als Parademusik habe Burgunder viele Erfolge mit der Stadtmusik feiern können. Ganze Generationen von Laufenburger Musikern haben Burgunder als Dirigenten erlebt: Erhards Sohn und Neffe brachten den gebürtigen Prattler, der heute bei Liestal wohnt, nach Laufenburg; die drei Trompeter hatten sich im Schweizer Armeespiel, dem Blasorchester der Armee, kennengelernt. Damals, vor 24 Jahren, studierte Burgunder selbst noch Trompete an der damaligen Musikhochschule Zürich, unterrichtete das Instrument aber bereits an der Musikschule Leimental, deren Leiter er 2011 wurde. Heute spielt er noch immer Trompete und Flügelhorn in der Jazzband «Blues Buebe», die neben regelmässigen Auftritten in der Nordwestschweiz auch schon im Bundeshaus, in Hamburg und New York spielte.

Konzertprogramm
Das Programm für sein Abschiedskonzert durfte Burgunder selbst zusammenstellen – normalerweise ist das Aufgabe der Musikkommission. «Die Auswahl der Stücke soll aufzeigen, welch unterschiedlichen Richtungen wir in 24 Jahren musikalisch eingeschlagen haben», sagt der Dirigent. Der erste Teil des Abends werde konzertant und eher traditionell aber nicht ohne Überraschungen sein. Der zweite Teil sei dann spezielleren Stücken vorbehalten, darunter mit einer Dixieland-Band oder einer Ländlerkapelle. Auch die Laufenburger Tambouren, die regelmässig mit der Stadtmusik mitmarschierten, werden auf die Bühne kommen. Auch im zweiten Teil hat Burgunder eine persönliche Überraschung geplant.

Der Verein macht sich derweil auf die Suche nach einem neuen Dirigenten. Vier Kandidaten hat die eigens gegründete Dirigentenkommission in der engeren Auswahl, die demnächst jeweils zu einer Probe kommen werden, wie Vögeli erklärt. Die Wahl soll im Juni stattfinden. Burgunder betont, dass es sehr grosses Interesse an seiner Nachfolge gebe. Auch das ist ein Zeichen, wie gut Dirigent und Stadtmusik harmonierten: «Von anderen Vereinen hört man, dass sie eher Mühe haben, Dirigenten zu finden.»


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