Das Thommen-Areal wird nicht umgezont
29.11.2024 KaiseraugstHauchdünner Entscheid in Kaiseraugst: Mit 96 Nein zu 90 Ja hat die Gemeindeversammlung am Mittwochabend die Bahnhofszone abgelehnt. Damit wird das Areal der Firma Thommen AG nicht umgezont.
Valentin Zumsteg
Grossaufmarsch in der Turnhalle Dorf: 226 der total 3326 ...
Hauchdünner Entscheid in Kaiseraugst: Mit 96 Nein zu 90 Ja hat die Gemeindeversammlung am Mittwochabend die Bahnhofszone abgelehnt. Damit wird das Areal der Firma Thommen AG nicht umgezont.
Valentin Zumsteg
Grossaufmarsch in der Turnhalle Dorf: 226 der total 3326 Stimmberechtigten nahmen an der Kaiseraugster Einwohnergemeinde-Versammlung teil, das sind deutlich mehr als normalerweise. Es mussten zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden, damit alle sitzen konnten. Vor allem die geplante Umzonung gab zu reden.
«Wir haben kein Interesse, die Firma zu vertreiben»
Der Gemeinderat schlug erneut vor, das Areal der Recycling-Firma Thommen AG sowie umliegende Parzellen in eine neue Bahnhofszone zu legen, bei der das Wohnen im Zentrum stehen soll. Dies würde für die Firma bedeuten, dass sie sich an diesem Standort nicht mehr weiterentwickeln könnte – oder nur eingeschränkt. Im September 2023 war dieses Geschäft an einer ausserordentlichen Gemeindeversammlung für zusätzliche Abklärungen betreffend Altlasten an den Gemeinderat zurückgewiesen worden. Dieser hielt am Mittwoch an seinem ursprünglichen Antrag fest. «Der Gemeinderat ist sich der Bedeutung der Firma Thommen bewusst. Wir haben kein Interesse, das Unternehmen aus Kaiseraugst zu vertreiben», betonte Vizepräsident Markus Zumbach, der durch die Versammlung führte. «Wir helfen der Firma, auf dem Gebiet von Kaiseraugst eine neue Lösung zu finden», so Zumbach.
Auch Stéphanie Mörikofer, die im September 2023 den erfolgreichen Rückweisungsantrag gestellt hatte, sprach sich diesmal im Namen der FDP für die geplante Umzonung aus: «Wir können es jetzt riskieren.»
«Die Reihenfolge stimmt nicht»
Das sahen nicht alle so: «Ich habe den Eindruck, dass dieser Industriebetrieb vertrieben werden soll», sagte Bruno Müller. Eine Votantin sprach von Enteignung. Dagegen verwahrte sich Vizepräsident Markus Zumbach vehement. Ein Votant meinte: «Die Reihenfolge stimmt nicht. Der Gemeinderat will umzonen, obwohl es für Thommen noch keine Lösung gibt.» Anders tönte es von Anwohnern: «Wir müssen jetzt einen Punkt setzen. Es ist Zeit für diese Umzonung. In der Rinau gibt es Möglichkeiten für Thommen.» Ein Mann erklärte: «Mich überrascht, wie gut über Thommen gesprochen wird. Die Firma hat kein Interesse, etwas für die Anwohner zu tun.» Ein ehemaliger Thommen-Mitarbeiter äusserte sich hingegen positiv über das Unternehmen und sagte: «Viele, die vor ein paar Jahren hierhergezogen sind, wussten, dass die Firma da ist.»
Die Meinungen schienen weitgehend gemacht. Der Entscheid fiel dann hauchdünn: Ein Antrag aus der Versammlung, das Areal der Firma Thommen aus der geplanten Bahnhofszone herauszunehmen, scheiterte mit 90 Ja zu 91 Nein. Fast ebenso knapp sah das Resultat aus, als es um den Antrag des Gemeinderates ging: Dieser wurde mit 90 Ja zu 96 Nein abgelehnt. Damit versenkte die Versammlung die geplante Bahnhofszone. Kaiseraugst wird die Gesamtrevision der Nutzungsplanung ohne diese beim Kanton einreichen. «Wir werden sehen, was der Kanton dazu sagt», erklärte Gemeindeschreiber Rolf Dunkel gegenüber der NFZ.
Kein Mietvertrag auf 20 Jahre
Ebenfalls für einige Diskussionen sorgte der Kredit von 1,78 Millionen für den geplanten Umzug der Bibliothek in den Domus der Siedlung Liebrüti, der sich derzeit in Bau befindet. Der Gemeinderat schlug vor, einen Mietvertrag über 20 Jahre abzuschliessen und dafür 950 000 Franken im Voraus zu bezahlen. Für den Innenausbau sind 830 000 Franken vorgesehen. Patrick Schmid, Präsident der Finanzkommission, störte sich an dieser langen Vertragsfrist und der Vorauszahlung. Er stellte als Privatperson den Antrag, den Mietvertrag auf maximal zehn Jahre abzuschliessen und den Mietzins jährlich aus der laufenden Rechnung zu bezahlen. Dieser Vorschlag fand eine grosse Mehrheit, er wurde mit 177 Ja zu 7 Nein gutgeheissen. Der Gemeinderat zog anschliessend seinen Antrag zurück. Knapp bewilligt (95 Ja gegen 77 Nein) hat die Versammlung den Kredit über 200 000 Franken für die Projektsteuerung «Zone für Freizeitanlagen Im Liner». Hier gab es kritische Anmerkungen zu den möglichen Investitionen von bis zu 20 Millionen Franken in den kommenden Jahren für den Freizeitbereich. Die übrigen Anträge des Gemeinderates (Budget 2025, Löschwasserversorgung Rinau-Hirsrüti, Regenüberlaufe am Rhein) fanden jeweils eine grosse Mehrheit.
Kein Thema war an diesem Abend der überraschende und sofortige Rücktritt von Gemeindepräsidentin Françoise Moser, der vor gut zwei Wochen bekanntgegeben worden war.