Ein Pferdekopf kehrt zurück
31.08.2025 LaufenburgLange Jahrzehnte fristete ein blecherner, zirka 100-jähriger Pferdekopf ein vergessenes Kellerdasein. Jetzt hat er dank Felix Klingele wieder einen festen Platz in der Laufenburger Altstadt und erinnert an das Sattlerei-Handwerk.
Susanne Hörth
«Er hängt ...
Lange Jahrzehnte fristete ein blecherner, zirka 100-jähriger Pferdekopf ein vergessenes Kellerdasein. Jetzt hat er dank Felix Klingele wieder einen festen Platz in der Laufenburger Altstadt und erinnert an das Sattlerei-Handwerk.
Susanne Hörth
«Er hängt schon», lacht Felix Klingele und zeigt beim Haus in der Laufenburger Fischergasse 11 nach oben. Tatsächlich, dort befindet sich einige Meter über Boden ein brauner Pferdekopf an der Wand. «Ein Rosskopf mit besonderer Geschichte», meint nicht nur Klingele, sondern auch Blandine Hossli, beide alteingesessene Laufenburger. Felix Klingele hat Blandine Hossli zum Treffen mit der NFZ dazu gebeten, weil der blecherne Rosskopf auch ein Stück ihrer Familiengeschichte ist. «Er sieht gut aus», sagt die Laufenburgerin sichtlich erfreut. Sein gutes Aussehen hat der Pferdekopf erst in der jüngeren Vergangenheit zurückerhalten. Klingele hatte die aus Blech gefertigte Skulptur dem mittlerweile verstorbenen Fachmann Marcel Tröndle zur Restauration übergeben. «Bemalt habe ich sie dann selbst.» Das originale Zaumzeug ist noch gut erhalten. Mit diesem Zaumzeug hängt die Geschichte des Pferdekopfes auch zusammen.
Zurück in die Vergangenheit
«Der Rosskopf hing bei meinem Grossvater in der oberen Wasengasse 61 aussen am Haus», kann sich die über 80-jährige Blandine Hossli an ihre Kindheitstage erinnern. Der Grossvater, Franz Xaver Maier-Schlageter, hatte damals in der Altstadt eine Sattlerei betrieben. Der Pferdekopf mit seinem Zaumzeug machte dieses Handwerk neben der Beschriftung für alle sichtbar. «Früher war fast in jedem Altstadthaus ein Handwerksbetrieb untergebracht», wirft Felix Klingele ein, der sich mit grossem Interesse der Geschichte der historischen Stadt widmet. Als die Sattlerei von der Altstadt hinauf an die Baslerstrasse umzog, bekam der Pferdekopf ein neues Zuhause. Irgendwann aber war er fehl am Platz. Er verschwand, wurde irgendwo verstaut.
Vielleicht hing das auch mit der zunehmenden Modernisierung zusammen. Einst gab es in den von der Landwirtschaft geprägten Dörfern viele Sattlereien. Sie fertigten neben Reitsätteln aus Leder vor allem Zaumzeug und Zuggeschirr für Pferde, Ochsen und Kühe. Die zunehmende Verbreitung von Autos brachte eine grosse Veränderung für die Sattlereien mit sich. Die einen sattelten sprichwörtlich auf die motorisierten Pferdestärken um und spezialisierten sich auf die Fahrzeugsattlerei; andere widmeten sich der Sportsattlerei und ganz viele Betriebe schlossen für immer ihre Türen.
Wo der blecherne Rosskopf in den vergangenen Jahren, vielmehr Jahrzehnten, überall gelagert wurde, entzieht sich der Kenntnis von Blandine Hossli und Felix Klingele. «Einmal hing er noch im Museum Schiff. Da ging es um eine Ausstellung über die Kaiserin Maria Theresia», kann sich Felix Klingele erinnern. Vor zirka fünf Jahren hatte er die Blechfigur von Marcel Tröndle erhalten. Dieser entdeckte den Kopf zufällig in einem Keller und konnte ihn behalten. Bei ihm blieb er mehrere Jahre, ebenfalls gut verstaut, bis er dann an Felix Klingele übergeben wurde.
Ab 1865 ein Sattlerhandwerk
Dass Klingele den Rosskopf an der Liegenschaft in der Fischergasse 11 aufgehängt hat, kommt nicht von ungefähr. «Hier hat nachweislich Joseph Schmid ein Sattlerhandwerk betrieben. Mein Grossvater Theodor Klingele kaufte dem damaligen Besitzer Josef Schmid das Gebäude ab und hat die Sattlerei weiterbetrieben.» So dann auch sein Sohn und später der Enkel, Felix Klingele. Wobei das Sattler-Handwerk immer mehr in den Hintergrund rückte und vom Geschäft rund um die Raumgestaltung abgelöst wurde. Den Betrieb, nicht mehr in der Fischergasse 11, sondern zwei Häuser näher zum Marktplatz hin, hat Felix Klingele bis zu seiner Pensionierung vor einigen Jahren geführt. Das Gebäude mit der ehemaligen Sattlerei gehört ihm nach wie vor, seit 2018 ist hier das Hotel Mokka untergebracht, welches von Désirée Lagler geführt wird. Die Figur über der historischen Eingangstür gefällt dieser sehr gut. «Ich freue mich riesig, dass der Rosskopf wieder da ist», so Blandine Hossli. «Jetzt bleibt er auch da», betont Felix Klingele.