«Blaualgen im Rhein sind aussergewöhnlich»
03.09.2024 FricktalEs besteht kein Grund zur Panik
An mehreren Orten im Fricktaler Rhein-Abschnitt sind Blaualgen gesichtet worden. Diese können, müssen aber nicht, gefährlich sein. Der Kanton setzt auf die Eigenverantwortung von Hundehaltern und Rheinschwimmern.
Valentin ...
Es besteht kein Grund zur Panik
An mehreren Orten im Fricktaler Rhein-Abschnitt sind Blaualgen gesichtet worden. Diese können, müssen aber nicht, gefährlich sein. Der Kanton setzt auf die Eigenverantwortung von Hundehaltern und Rheinschwimmern.
Valentin Zumsteg
Die Meldungen liessen viele Fricktalerinnen und Fricktaler aufhorchen: In den vergangenen Tagen haben die Gemeinden Laufenburg und Mumpf darauf hingewiesen, dass bei ihnen im Rhein Blaualgen gesichtet worden sind. Entsprechende Informationen gelangten auch an den Kanton, wie Lukas De Ventura, Fachspezialist Oberflächengewässer im kantonalen Departement Bau, Verkehr und Umwelt, gegenüber der NFZ bestätigt: «Privatpersonen haben seit dem 23. August von mehreren Uferabschnitten auffällige Veränderungen des Wassers mitgeteilt, die vermutlich durch eine vorübergehende starke Vermehrung von Blaualgen – auch Blaualgen-Blüte genannt – entstanden sind.» Verschiedene Fotos aus Laufenburg, Mumpf und Rheinsulz belegen die Beobachtungen.
«Müssen vermehrt mit Blaualgen rechnen»
Blaualgen-Blüten an Seeufern, in Weihern und Biotopen kommen häufig vor, «Blaualgen-Blüten in grossen Fliessgewässern wie dem Rhein sind hingegen ungewöhnlich», sagt De Ventura. «Wegen der vielen Niederschläge in der ersten Jahreshälfte sind vermehrt Nährstoffe wie Phosphor und Stickstoff in die Gewässer gelangt, und die Wassertemperaturen sind in diesem Sommer wieder rekordverdächtig hoch.» Diese beiden Faktoren seien bekannt dafür, dass sie Blaualgen-Blüten begünstigen. «Mit dem fortschreitenden Klimawandel müssen wir in Zukunft vermehrt mit Blaualgen-Blüten rechnen», erklärt der Fachspezialist.
Bei dieser Ausgangslage stellt sich die Frage, ob für Hunde und Rheinschwimmer eine Gefahr besteht? «Blaualgen gehören in ihrer ganzen Artenvielfalt zur natürlichen Gewässerflora. Giftstoffe, so genannte Blaualgen-Toxine, in problematischer Konzentration werden längst nicht in jeder Situation und von jeder Blaualgen-Art gebildet», schildert De Ventura. Gefährlich werden können Giftstoffe nur durch Blaualgen-Blüten mit entsprechend hoher Keimdichte. «Weil unberechenbar und nicht ersichtlich ist, ob bei einer Blaualgen-Blüte Toxine in bedrohlicher Konzentration vorhanden sind oder nicht, sollte der Kontakt mit auffälligen Wasserpartien und Blaualgen-Material konsequent vermieden werden.» Dies gelte insbesondere für Hunde, da die Aufnahme solcher Toxine für sie akut lebensbedrohlich sein kann. «Für Menschen ist das Risiko einer Gesundheitsschädigung viel geringer, aber auch für Personen gilt die Empfehlung, sich von Bereichen mit Blaualgen-Blüten fernzuhalten», erklärt De Ventura.
Verbot ist kein Thema
Gleichzeitig betont er, dass Stand 29. August die Wasserqualität entlang des Rheinufers an mehreren vom Amt für Verbraucherschutz beurteilten Stellen in Kaiseraugst, Rheinfelden, Mumpf und Laufenburg unauffällig und ohne Anzeichen einer Blaualgen-Blüte war. Hundehaltern und Rheinschwimmern wird geraten, aufmerksam zu sein und eigenverantwortlich zu beurteilen, ob das Wasser und der Uferbereich unproblematisch sind. «Im Zweifelsfall sollte sicherheitshalber trotzdem vom Baden abgesehen werden.» Ein Verbot ist für den Kanton kein Thema. «Im Normalzustand ist der Rhein als Badegewässer gut geeignet.»
Wie können Blaualgen erkannt werden?
Merkmale sind schlieren- oder teppichartig aufschwimmende Schichten, intensivere grüne bis grün-blaue, manchmal auch rötliche Färbung des Wassers und starke Trübung (Sichttiefe weniger als ein Meter). Flockige, wattebausch-artige Ansammlungen im Wasser oder rötliche krötenhautartige Beläge und Ablagerungen im Uferbereich können ebenfalls von Blaualgen stammen. (nfz)