«Bis heute eine Herzensangelegenheit»
20.07.2024 Persönlich, Sport, HerznachSimon Hunziker absolviert seine 24. Saison als Steinstösser
Rund 1200 Mal pro Jahr – während des Trainings und an den rund zwanzig Wettkämpfen – stösst Simon Hunziker aus Herznach Steine so weit, wie es nur geht.
Karin Pfister
...Simon Hunziker absolviert seine 24. Saison als Steinstösser
Rund 1200 Mal pro Jahr – während des Trainings und an den rund zwanzig Wettkämpfen – stösst Simon Hunziker aus Herznach Steine so weit, wie es nur geht.
Karin Pfister
«Ich bin ein Wettkampftyp», sagt Simon Hunziker. Mental-Training braucht der Herznacher nicht. «Ich weiss, was es braucht, um erfolgreich zu sein. Wenn ich auf dem Platz bin, bin ich automatisch fokussiert.» Seine Gegner sagen über ihn: «Der Wettkampf ist erst entschieden, wenn ‹Hunzi-grausam› den letzten Stein gestossen hat.» Dieses Kompliment freut Simon Hunziker. Er befindet sich in seiner 24. Saison als Steinstösser. Was ihn nach wie vor fasziniert, ist das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten wie Kraft, Athletik sowie Schnelligkeit des Anlaufes. Alles müsse zusammenpassen.
«Steinstossen ist ein urchiger, bodenständiger Sport. Im Wettkampf sind wir Konkurrenten, nach dem Wettkampf Freunde.» Das Gewicht der Steine variiert von 12,5 Kilo bis über 90 Kilo. Die bekanntesten Steine sind der 83,5 Kilo schwere Unspunnen-Stein sowie der über 90 Kilo schwere Yberig-Stein. Alle werden mit mindestens mehreren Metern Anlauf gestossen.
Vom Mehrkampf zum Steinstossen
Angefangen hat Simon Hunziker im Jahre 2000 wegen seiner Mutter, die für den TV Küttigen als Turnerin aktiv war. Ursprünglich kommt er aus der Leichtathletik; er war als junger Athlet ein erfolgreicher Mehrkämpfer. «Ich habe sechs- bis siebenmal wöchentlich Mehrkampf trainiert, musste mich dann aber zwischen Sport und Lehre entscheiden, da mein damaliger Chef meinte, dass mein sportliches Engagement zu viel Platz einnimmt.» Er begann mit dem Steinstossen; beim Training half ihm am Anfang Guido Acklin, Leichtathlet sowie olympischer Bobsportler. «Wir haben Video-Aufnahmen analysiert, um Tempo und Höhe zu optimieren.»
Hohe Ziele
Seine sportliche Vita umfasst inzwischen unter anderem 17 Schweizermeistertitel sowie zahlreiche Podestplätze an eidgenössischen Schwing- und Älplerfesten. Nah dran, aber noch nicht ganz zuoberst auf dem Podest war er bisher mit dem 83,5 Kilo-Stein an einem Unspunnen- oder Eidgenössischen Schwingfest (zweimal der 2. Platz). «Ich stecke mir gerne hohe Ziele und ich möchte diesen Sieg während meiner aktiven Karriere gerne noch erreichen.» Einfach werde das nicht: «Die Konkurrenz ist gross und stark.»
Mehr Zeit für die Familie
Noch bis zur 25. Saison will Simon Hunziker weitermachen. «Ich bin inzwischen 42 Jahre alt. Das körperliche Level, das ich vor rund sieben Jahren hatte, erreiche ich schlicht nicht mehr.» Dank seiner Routine könne er dies auf dem Platz ausgleichen. Aber irgendwann funktioniere das nicht mehr, so Hunziker. Ausserdem sei er fast jeden Abend für seinen Sport unterwegs und wünsche sich langfristig mehr Zeit für die Familie. Simon und Sandra Hunziker sind Eltern der achtjährigen Anik und des fünfjährigen Mauro. «Ich möchte, dass meine Kinder möglichst viele Sportarten ausprobieren können und möchte sie in diesem Bereich noch mehr begleiten als ich es jetzt schon mache.»
Von eins auf zwanzig
Immer am Dienstag- und Freitagabend trainiert Simon Hunziker neben der Turnhalle in Herznach. Stein für Stein wird unermüdlich in den Sand gestossen. Mit ihm auf dem Platz sind Roger Leimgruber und Marco Leimgruber. Die ehemaligen Bobathleten haben vor einiger Zeit zum Steinstossen gewechselt. «Ich gebe meine Erfahrungen gerne weiter und freue mich, wenn das Steinstossen langfristig auch ohne mich praktiziert wird.» Die Chancen stehen gut: Angefangen hat Simon Hunziker alleine, inzwischen gibt es in Herznach rund zwanzig aktive Sportler in diesem Bereich.
Wichtig ist ihm auch die Nachwuchsabteilung des STV Herznach, in der er sich seit vielen Jahren als Jugileiter engagiert. «Mein Traum wäre eine Sport-Stiftung für alle Herznacher Sportlerinnen und Sportler.» Schlussendlich spiele es keine Rolle, in welcher Sportart jemand aktiv sei; Hauptsache die Jungen seien draussen und bewegten sich.
Hoffen auf eine Dreifachturnhalle
Auch zum Thema Infrastruktur in Herznach hat er einen Wunsch. «In diesem Bereich gilt für mich: mehr ist mehr. Je besser die Infrastruktur, desto vielfältiger und nachhaltiger können die Trainings gestaltet werden.» Simon Hunziker hofft, dass sich die Gemeinde langfristig für eine Dreifachturnhalle entscheiden kann. «Unsere Trainingsanlagen im Freien sind optimal und grosszügig, aber die Halle ist schlicht zu klein.» Er investiere seine Zeit sehr gerne in den Sport und das Dorf, aber er wünsche sich schon auch, dass dieses Engagement langfristig auch von anderen weitergetragen werde.
Von grösseren Verletzungen blieb Simon Hunziker während seiner Karriere bisher weitgehend verschont. Die schlimmste Verletzung habe er bei der Arbeit als Maurer auf der Baustelle erlebt, als er ein halbes Jahr mit dem Sport pausieren musste. «Ich habe dem Steinstossen viele schöne Momente zu verdanken. Es ist für mich bis heute eine Herzensangelegenheit.»