Verfügbare Zahlen zeigen dringenden Handlungsbedarf auf
Ohne Gegensteuer zu geben, kommt es in den nächsten Jahrzehnten im Fricktal zu einem Engpass an Pflegebetten.
Ronny Wittenwiler
«Die Babyboomer marschieren langsam ins Pflegealter.» Mit ...
Verfügbare Zahlen zeigen dringenden Handlungsbedarf auf
Ohne Gegensteuer zu geben, kommt es in den nächsten Jahrzehnten im Fricktal zu einem Engpass an Pflegebetten.
Ronny Wittenwiler
«Die Babyboomer marschieren langsam ins Pflegealter.» Mit diesem Satz brachte Franco Mazzi einen Umstand auf den Punkt, der in den kommenden Jahrzehnten Gemeinden und ihre Entscheidungsträger vor Herausforderungen stellt: Der Bedarf an Pflegebetten im Fricktal steigt. Ein Blick auf die zu erwartende demografische Entwicklung zeigt fürs Jahr 2050 ein Fehlen von über 800 Pflegebetten an (bei einem angenommenen Bedarf von über 1500 Betten). Bereits mit Blick auf die nächste Dekade bis 2035 fehlten fast 200 Betten, sagte Mazzi anlässlich der Fricktalkonferenz des Planungsverbands Fricktal Regio, bei dem der Rheinfelder Stadtammann als Vizepräsident Einsitz nimmt.
Ein Manko und volle Auslastung
Die Konferenz ging am Freitag in Kaiseraugst über die Bühne – eine Gemeinde, die wie etwa Rheinfelden, Möhlin, Laufenburg oder Frick Pflegeheim-Standort ist. Das wird auf Dauer nicht genügen. Oder, wie Mazzi die präsentierten Zahlen in ein anschauliches Beispiel verpackte: Das prognostizierte Fehlen von 800 Betten bis 2050 entspräche acht grossen Pflegeheimen, wie ein solches etwa in Möhlin, Rheinfelden oder in Frick vorhanden sei. «Das Manko besteht theoretisch, sofern keine Neubauten entstehen.» Mazzis «Babyboomer»-Aussage lässt sich mit einem Blick zurück untermauern: Waren im Fricktal im Jahr 2012 über 3100 Personen achtzigjährig und älter, so stieg dieser Wert bis 2024 auf über 4800 Personen. Das entspricht einer Zunahme von rund 56 Prozent. Zwar sank gemessen an der Gesamtbevölkerung der prozentuale Anteil von Personen in einer Pflegeinstitution, doch aufgrund der allgemeinen Bevölkerungszunahme stiegen die absoluten Zahlen: 2012 wohnten knapp 490 Personen in einer Pf legeeinrichtung, bis ins Jahr 2024 stieg dieser Wert auf über 570 Personen. Und die Auslastung der Fricktaler Pflegeheime gemäss Aargauer Gesundheitsverband «vaka» zeigt, in welche Richtung die Entwicklung geht: Lag die Auslastung der Fricktaler Pf legeheime bereits 2016 bei 92,8 Prozent ist sie per 2024 auf 99,4 Prozent gestiegen.
Es braucht zusätzliche Standortgemeinden
Das Manko an 800 Pflegebetten bis ins Jahr 2050 betrifft den Bezirk Laufenburg mit rund 300, den Bezirk Rheinfelden mit entsprechend 500 Betten, wobei einzelne Gemeinden unterschiedlich stark betroffen sind. Ein Beispiel: Nimmt man etwa das Wegenstettertal (ohne Möhlin) und die Gemeinde Wallbach als ein gemeinsames Einzugsgebiet, so wird dort bis 2035 ein Bedarf von über 80 Pflegebetten ausgewiesen; für die Gemeinden Gipf-Oberfrick, Wittnau, Wölf linswil und Oberhof wird für diesen Zeitraum ein Bedarf von über 70 Pflegebetten errechnet. «Der Planungsverband wird auch auf Gemeinden zugehen, die bisher keine Pf legeheimstandorte sind, das aber in Zukunft wohl sein müssen», erklärte Mazzi an der Fricktalkonferenz.
Eine Glaskugel für die hinterste und letzte Kommastelle im Jahr 2050 hat niemand, doch den Handlungsbedarf mochte keiner der anwesenden Gemeindedelegierten bestreiten, nicht nur der Vergangenheit, sondern auch der Gegenwart wegen: Gemäss Pf legeheimliste des Kantons lag der Pf legebetten-Bestand im Fricktal per Oktober 2024 bei 667 Pflegebetten – bereits für 2025 liegt der ausgewiesene Bedarf aber bei 764. Die präsentierten Zahlen basieren auf Grundlage kantonaler Bevölkerungsdaten kombiniert mit den Resultaten einer Auftragsstudie zuhanden des Planungsbüros Metron.