Simone Rufli
Eine Auswertung hat gezeigt, zu viele Aargauer Schülerinnen und Schüler sind nach neun Schuljahren ungenügend im Französisch, mangelhaft selbst ihr Deutsch. Besteht Grund zur Sorge? Ist Handeln angesagt – oder reicht womöglich ein Blick ...
Simone Rufli
Eine Auswertung hat gezeigt, zu viele Aargauer Schülerinnen und Schüler sind nach neun Schuljahren ungenügend im Französisch, mangelhaft selbst ihr Deutsch. Besteht Grund zur Sorge? Ist Handeln angesagt – oder reicht womöglich ein Blick über die Kantons- und Landesgrenzen hinaus, um dem Ergebnis den Schrecken zu nehmen? Probleme beim Erlernen einer Landessprache gibt es doch auch andernorts.
Denken Sie nur an den Vatikan. Dort ist die Staatssprache nach wie vor Latein – von wegen tote Sprache! Und das, obwohl Papst Leo XIV., kaum gewählt, auf Instagram über 18 Millionen «secuti» (Follower) zählt und auf X «breviloquens» (kurz gefasst sprechend) unterwegs ist mit über 52 Millionen Gefolgsleuten. Der Papst kann Social Media in Englisch, Italienisch, Spanisch … so gut vermutlich wie in Latein.
Aber gibt es eine Erhebung, wie viele Staatsbürger im Vatikan die über 15 000 neuen ins Lateinische übersetzten modernen Wörter, aufgelistet im «Lexicon recentis Latinitatis», beherrschen? Die wissen, was instrumentum computatorium (Computer) heisst, litterae electronicae (E-Mail), taberna nocturna (Nachtclub), Placenta compressa (Pizza), automata monetalia (Geldautomaten) oder speculatio bursae (Börsenspekulation)?
Und versteht wirklich jeder im Vatikan den Inhalt der Zeitschrift Latinitas, die kulturelle Themen aus Literatur, Philologie, Geschichte und Naturwissenschaften behandelt? Oder das Diarium Latinum mit aktuellen journalistisch aufbereiteten Themen?
Die Vermutung liegt nahe: Auch im Vatikan dürfte so manch einer mit seiner Landessprache Mühe bekunden – um nicht zu sagen mit dem Latein am Ende sein.