beRUFLIch: In der Arena …
27.12.2025 KolumneSimone Rufli
Gedruckte Zeitungen hatten immer schon einen schweren Stand. Das deckt ein bis anhin unbekannter Wortwechsel zwischen Persönlichkeiten auf, die wir im Rückblick als historisch bezeichnen. Nachfolgend ein Ausschnitt, entnommen aus einem audiovisuellen-Podcast von ...
Simone Rufli
Gedruckte Zeitungen hatten immer schon einen schweren Stand. Das deckt ein bis anhin unbekannter Wortwechsel zwischen Persönlichkeiten auf, die wir im Rückblick als historisch bezeichnen. Nachfolgend ein Ausschnitt, entnommen aus einem audiovisuellen-Podcast von anno dazumal:
In der Arena. Von Verona. Wilhelm Tell, ganz der Rebell, springt auf und reisst das Mikrofon an sich: «Es muss die Wahrheit immer siegen!»
Dem weisen Laotse sind derart kämpferische Slogans ein Gräuel. Kaum hörbar gibt er aus dem Off zu bedenken: «Wahre Worte sind nicht immer schön. Schöne Worte sind nicht immer wahr.»
Diesen Ball nimmt William Shakespeare gerne auf. Wie gewohnt theatralisch wendet er sich an Laotse: «Es gibt mehr Ding im Himmel und auf Erden, als Eure Schulweisheit sich träumt.»
Goethe, ein treuer Zeitungs-Abonnent, steht dem Journalismus durchaus kritisch gegenüber, erkennt in ihm aber Positives: «als Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft».
Jetzt hält es Napoleon Bonaparte nicht länger auf seinem Sitz. Die rechte Hand wie gewohnt in der Weste versteckt, warnt er mit erhobener Stimme: «Vier feindliche Zeitungen sind gefährlicher als tausend Bajonette!»
Fürst von Metternich, stets bemüht, neu zu ordnen, was Napoleon getan hat, versucht den Kaiser zu besänftigen, indem er ihm schmeichelt: «Menschen, die Geschichte machen, haben keine Zeit, sie zu schreiben.»
Yoda, der die Diskussion aufmerksam verfolgt hat, sich bisher aber zurückgehalten hat, runzelt die Stirn. Mit unüberhörbarem Tadel an die Adresse von Metternich meint er jetzt: «Viel zu lernen du noch hast!»
Jetzt wird auch Immanuel Kant hellhörig. Er behauptet von sich, Fake News in jedem Fall zu erkennen. Das sei nicht schwer, meint er, wenn nur ein jeder Folgendes beachte: «Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen!»
Goethe möchte nicht unhöflich sein, der Diskussion aber ein Ende setzen, denn er möchte seine Schweizer Reise fortsetzen. Für ihn ist der Fall sowieso klar, er wird sein Zeitungs-Abo auch im neuen Jahr wieder erneuern. Aus dem einfachen Grund: «Zwar weiss ich viel, doch möcht’ ich alles wissen.»
