Über die Kraft der Menschlichkeit
25.12.2025 FricktalMein 2026: Das wünsche ich mir – und Ihnen
Und irgendwann am 6. Dezember, so gegen 22 Uhr, trat das Glück zur Tür hinein und berührte ihn an der Schulter.
Cerebrale Bewegungsstörung. Er ist an den Rollstuhl gebunden, und selbst als er ...
Mein 2026: Das wünsche ich mir – und Ihnen
Und irgendwann am 6. Dezember, so gegen 22 Uhr, trat das Glück zur Tür hinein und berührte ihn an der Schulter.
Cerebrale Bewegungsstörung. Er ist an den Rollstuhl gebunden, und selbst als er Jahre später mehrfach an Krebs erkrankt, kämpft er weiter wie ein Löwe. Die Geschichte von Patrick Hagist haben wir in der NFZ erzählt. «Musik ist mein Leben, sie gibt mir alle Kraft», hat er einmal gesagt – und am 6. Dezember nun sollte er zeigen, was es heisst, an seine Träume zu glauben. Es kam zur Premiere seines Musikvideos beziehungsweise seines Songs, den Patrick Hagist Wochen zuvor in einem professionellen Tonstudio einspielen durfte. Tags darauf strahlte «Musig24» das Video erstmals im Fernsehen aus.
So weit, so wunderschön.
Patrick Hagists Biografie lässt uns so viele Kleinigkeiten, über die wir uns im Alltag aufregen und beklagen, relativieren. Und doch sind wir spätestens hier an einem komplizierten Punkt angelangt: Denn stets «nur» von der schieren Kraft und Tapferkeit zu erzählen, mit der er seinen Rucksack trägt und damit so vielen Widerständen trotzt – das allein genügt nicht, um Patrick Hagist gerecht zu werden.
Es würde ihn nämlich erstens allein auf die Krankheit reduzieren und zweitens den Menschen dahinter ausblenden, der ihn erst recht zur Inspiration macht. Und hierfür muss man sich noch einmal vergegenwärtigen, was wir in der Geschichte über Patrick Hagist auch erzählt hatten.
Er selbst war es, der vor nunmehr über vier Jahren den Moment gekommen sah, just an seinem vierzigsten Geburtstag anderen das grösste Geschenk überhaupt zu machen: An jenem 9. Dezember 2021, vor versammelten Gästen, überraschte er alle mit einem eigenen Lied. Nicht einmal die Eltern und die Geschwister wussten davon und gerade ihnen wollte Patrick Hagist damit danke sagen – «für alles, was sie für mich immer getan hatten.»
Es ist nicht die Krankheit, sondern der Umgang damit. Vor allem aber ist es seine grosse Liebe zu den Menschen, die Patrick Hagist zur Inspiration macht.
Welche Kraft von dieser Menschlichkeit auszugehen vermag, das hat auch der 6. Dezember vor zwei Wochen in einer eindrücklichen Wechselseitigkeit gezeigt. Denn zur Geschichte über Patrick Hagists grossen Traum vom eigenen Lied gehören ganz viele Menschen, die selbstlos und aus tiefem Herzen ihren Teil dazu beigetragen haben. Angefangen von Ueli Burkhalter und seiner «Ueli’s Family Band». Sie schrieben den Songtext, komponierten die Melodie, liessen den Song im kleinen Studio daheim einspielen, nicht einen Franken nahmen sie dafür, und später, als Patrick Hagist von einem eigenen «Musikvideo» träumte, liessen sie ihre Kontakte zu professionellen Musikproduzenten spielen. Die Umsetzung würde nicht billig, so viel war klar, und doch war auch dann wieder jemand zur Stelle, Werner Meier aus Zeiningen übernahm sämtliche Kosten.
Die Aufzählung aller, die ihren Teil dazu beigetragen haben, sie ist an dieser Stelle vollständig unvollständig – von seiner Familie ganz zu schweigen. Sie alle waren nun da im Saal des Restaurant Schiff in Möhlin, als der grosse Moment gekommen war. Genauso da waren auch jene, die nichts weniger taten, als sich aus tiefstem Herzen für Patrick Hagist zu freuen, dass sein Lebenstraum in Erfüllung gegangen war.
Und später an diesem Abend, so gegen 22 Uhr, trat einer mit Leiter, Hut und Kaminbesen zur Tür hinein und berührte Patrick Hagist an der Schulter. Und der Kämpfer mit dem Löwenherzen tat, was er nun mal fürs Leben gern tut. Er sang nochmal ein Lied für all seine Liebsten. «Bring mir Glück, Schornsteinfeger.»
Möge die Kraft der Menschlichkeit uns alle auch im Jahr 2026 beseelen und inspirieren. Die Welt hat es nötig.


