Beim Kehlkopfschlag hat es ihr den Ärmel reingezogen
03.09.2025 PersönlichJodeln ist eine grosse Leidenschaft von Isabelle Wunderlin Vock
Schon als Teenagerin ging sie mit ihren Eltern gerne an Jodler-Abende. Seit 2009 jodelt Isabelle Wunderlin Vock selber. Vor fünf Jahren war sie Mitgründerin des Sunnebärgchörli, wo sie seit März ...
Jodeln ist eine grosse Leidenschaft von Isabelle Wunderlin Vock
Schon als Teenagerin ging sie mit ihren Eltern gerne an Jodler-Abende. Seit 2009 jodelt Isabelle Wunderlin Vock selber. Vor fünf Jahren war sie Mitgründerin des Sunnebärgchörli, wo sie seit März 2025 Präsidentin ist.
Janine Tschopp
«Die Leute im Dorf meinten, dass ich gerne in die Schule ging, weil ich auf dem Schulweg immer gesungen habe.» Es gab zwar tatsächlich kaum Fächer, die sie nicht gerne hatte, aber das war nicht der Hauptgrund, warum sie auf dem Schulweg jeweils gesungen hatte.
Isabelle Wunderlin Vock ist auf einem Bauernhof im Freiamt aufgewachsen. Als Kind spielte sie Blockf löte und liebte es schon als Teenagerin, Jodlerabende in der Region zu besuchen. «Dort wurde nicht nur gejodelt, es wurde auch Theater gespielt. Das fand ich lustig.» Ihre Mutter sang mit beim Jodlerchor. Isabelle war noch ganz jung, als sie die Tracht der Mutter anziehen durfte. «Meine Mutter hatte eine Freiämter Sonntags- und eine Werktagstracht. Damals ging man mit der Tracht an den Jodlerabend», erzählt die 44-Jährige.
Vor 17 Jahren ist es passiert …
Während sie von diesem Schlüsselmoment erzählt, kommt sie richtig ins Schwärmen. Es war vor ziemlich genau 17 Jahren, als sie am «Offenen Singen» in Frick teilnahm. Dort war die Jodlerin Heidi Blum, welche zeigte, wie man jodelte. «Ich habe dann zum ersten Mal gejodelt», erinnert sich Isabelle Wunderlin Vock, während ihre Augen vor Freude glänzen. Sie erzählt von diesem «Kehlkopfschlag», also das schnelle Wechseln zwischen Brust- und Kopfstimme, was zentraler Bestandteil der Gesangstechnik des Jodelns ausmacht. Von Anfang an ist ihr diese Technik ziemlich gut gelungen und sie war begeistert. Ein paar Monate später, an einem Jodlerabend in Dietikon, hat sie Ruth Matter, die heutige Dirigentin des Sunnebärgchörli, kennengelernt. Sie besuchte die erste Probe der Stadtjodler Dietikon, wo Ruth Matter Chorleiterin war. «Dann hat es mir den Ärmel reingezogen.» Isabelle Wunderlin Vock engagierte sich auch im Vereinsvorstand. Einige Zeit später verliessen Ruth Matter und sie den Chor in Dietikon und nach einer Pause wollten sie einen eigenen Jodlerchor gründen. Sie platzierten ein Inserat, um Gleichgesinnte zu finden. Im Sommer 2020 dann wurde in Möhlin das Sunnebärgchörli mit damals 19 Sängerinnen und Sängern gegründet.
Aufgrund der Pandemie war die Startphase nicht so einfach. Geplante Auftritte, welche auch Honorareinnahmen generiert hätten, fielen aus, und die Proben mussten online stattfinden. Sogar die Jodlermesse «Bhüet euch», bestehend aus neun Liedern, wurde in dieser Zeit einstudiert und virtuell geübt.
Ein aktiver Chor
«Ja, wir sind ein aktiver Chor», sagt Isabelle Wunderlin Vock, die im März 2025 zur Vereinspräsidentin gewählt wurde. «Wir lernen ungefähr drei, bis vier neue Lieder jedes Jahr.» Das Sunnebärgchörli wird regelmässig engagiert und hat pro Monat durchschnittlich ein bis zwei Auftritte. Am 13. und 14. Dezember 2025 werden Weihnachtskonzerte in Möhlin, respektive Rheinfelden gesungen. «Für den 4. Januar 2026 wurden wir vom Eidgenössischen Jodlerverband fürs Singen des Neujahrskonzerts im KKL in Luzern angefragt», erzählt die leidenschaftliche Jodlerin, während ein bisschen Stolz mitschwingt. Ein spezieller Höhepunkt im kommenden Jahr wird die Teilnahme am Eidgenössischen Jodlerfest vom 26. bis 28. Juni in Basel sein. Isabelle Wunderlin Vock hat sich dafür in mehreren Kategorien qualifiziert. Sie singt nicht nur mit dem ganzen Chor, sondern auch in kleinen Ensembles oder solo.
Training, Training, Training
«Es geht ‹ringer›, wenn man viel übt», sagt die Jodlerin. Ausser in den Ferien trainiert sie ihre Stimme fast täglich. Zudem nimmt sie regelmässig Jodelstunden bei der bekannten Jodlerin und Komponistin Marie-Theres von Gunten. Auf was kommt es denn beim Jodeln an? «Auf die Tongebung. Das heisst, man muss lernen, einen klaren, reinen Ton zu singen. Auch die Aussprache sowie die richtige Technik des Kehlkopfschlags sind wichtig», geht Isabelle Wunderlin Vock auf ein paar wichtige Punkte ein. Zudem sei auch entscheidend, wie ein Lied interpretiert, respektive gestaltet werde.
Für sie bedeutet Jodeln Entspannung. «Zudem singe ich gerne vor Publikum. Ich denke immer an die Zuhörerinnen und Zuhörer, wenn ich singe, und möchte sie gerne überraschen und berühren.»
Die Liebe zu den Stoffen
Neben dem Jodeln hat die Freiämterin, die vor zwölf Jahren der Liebe wegen nach Wallbach gezogen ist, ein weiteres wichtiges Hobby. Indem sie Schneiderin lernte, hat sie dies sogar zu ihrem Beruf gemacht. Speziell interessierte sie sich für Trachten, respektive das Nähen von komplexeren, aufwändigeren Kleidern. Nach der Lehre als Damenschneiderin absolvierte sie ein Praktikum als Trachtenschneiderin und anschliessend die Ausbildung zur Herrenschneiderin. Seit 2008 hat sie eine feste Anstellung beim Theater Basel und kann sich dort täglich schönen Stoffen und spannenden Schnitten widmen.
Und nach einem strengen Arbeitstag ist klar, wie sie sich am besten erholen kann. Das Jodeln ist für sie eine grosse Leidenschaft, die sie vor 17 Jahren gepackt und seither nicht mehr losgelassen hat.
Das Sunnebärgchörli unter der Leitung von Ruth Matter aus Magden übt jeden Donnerstag, von 19.45 bis 21.45 Uhr in der Aula des Fuchsrain-Schulhauses in Möhlin. Das Chörli besteht aus 25 Mitgliedern (zwischen 22 und 83 Jahren) und würde sich über weitere Mitglieder freuen. Speziell gesucht sind Sänger in allen Bassstimmlagen (insbesondere 1. und 2. Bass). Informationen unter www.sunnebaergchoerli.ch.