«Bei mir muss immer etwas laufen»
15.11.2025 PersönlichVereinsmitgliedschaften, Parteizugehörigkeit, Theaterspielen, Ausbildung mit Berufsmatur und Reisen abseits der Touristenströme – der 20-jährige Alessio Porriciello aus Stein erzählt, wie er alles unter einen Hut bekommt, trotzdem entspannt bleibt und sogar noch ...
Vereinsmitgliedschaften, Parteizugehörigkeit, Theaterspielen, Ausbildung mit Berufsmatur und Reisen abseits der Touristenströme – der 20-jährige Alessio Porriciello aus Stein erzählt, wie er alles unter einen Hut bekommt, trotzdem entspannt bleibt und sogar noch Zeit für ganz spontane Aktionen hat.
Petra Schumacher
Jeans und Sweatshirt in XL, Turnschuhe, Handy in der Hand und Kopfhörer auf – Alessio Porriciello kommt ganz lässig daher. Er gehört mit Jahrgang 2005 zur sogenannten Generation Z. Per Definition kennt diese Generation die Welt ohne Internet und Soziale Medien nur aus Erzählungen, mit digitalen Technologien ist sie bestens vertraut. Im Gegensatz zu früheren Generationen ist diesen jungen Menschen die Trennung von Arbeit und Privatleben sehr wichtig, um Zeit für Hobbys und Freizeit zu haben, und diese Altersgruppe strebt eher nach einem sinnerfüllenden Beruf statt nach einer steilen Karriere. Wie sich Alessio Poriciello in dieser Definition wiederfindet, soll das Gespräch zeigen.
Schule und Engagement
Alessio Porriciello wohnt zusammen mit seinen beiden jüngeren Zwillingsschwestern noch im Elternhaus in Stein. Derzeit stehen bei ihm die Abschlussprüfungen für seine vierjährige Ausbildung als Mediamatiker mit BM an. «Diesen Beruf gibt es noch gar nicht so lange. Er vereint Informatik, Videoschnitt, Ton und digitale Medien», erklärt Alessio Porriciello. «Nach dem Berufsabschluss kann man sich dann spezialisieren. Bei mir wird es wohl in Richtung Videoschnitt und Ton gehen». Trotz der Herausforderungen, die die Prüfungszeit mit sich bringt, ist Alessio Porriciello ehrenamtlich engagiert. Aktuell ist er Co-Präsident vom Verein «Netzwerk unser Sisslerfeld», Teil vom OK-Team des Aargauer Kantonalturnfests Stein 2028, gehört zum Vorstand «Europäische Bewegung Schweiz», Sektion Basel und ist Mitglied der SP.
Wie kommt man zum Ehrenamt?
Aktiv war er neben der Schule schon immer, erklärt Alessio Porriciello. Als kleiner Bub war es Karate, dann sang er mit seinem besten Kollegen, Fabio Libonati, 10 Jahre im Jugendchor Stein-Säckingen, bevor der Vater dieses Kollegen die beiden auf das Forum «Unser Sisslerfeld» aufmerksam machte. Als das Forum 2022 zum Ideenwettbewerb aufrief, entwickelten Alessio Porriciello und Fabio Libonati ein Projekt, reichten es ein und wurden prämiert. 2024 schlossen sich die Wettbewerbsgewinner mit ihren Projekten zum Verein «Netzwerk unser Sisslerfeld» zusammen, der einmal im Jahr den «Sisslerfeld-Tag» organisiert. Hier ist Alessio Porriciello Co-Präsident und gehört zum OK. In diesem Jahr konnte er sogar sein eingereichtes Wettbewerbsprojekt, den «5-Gemeinden-Park» an der Grillstelle am Ende der Eichenallee gegenüber von DSM, realisieren. Warum investiert man so viel seiner freien Zeit in dieses Engagement? «Zuerst muss ich sagen – es macht einfach Spass. Das ist für mich ein wichtiger Faktor und dann lerne ich extrem viel. Sitzungen leiten, Protokoll schreiben, Aufträge erteilen und Teamwork erleben, all das finde ich sehr spannend», sagt Alessio Porriciello. Ausbildungstheorie in der Praxis zu erleben, sei unglaublich interessant, fügt er hinzu. Zur politischen Arbeit ist er durch den Angriff von Russland auf die Ukraine gekommen. «Dieser Kriegsausbruch hat mich sehr beschäftigt und ich habe genau hingeschaut, welche Schweizer Partei dazu wie ihre Stellung bezogen hat», führt Alessio Porriciello aus. «Das hat mich zur SP gebracht. Erst zu den Jusos, dann SP Sektion Stein».
Work-Life-Balance
Auf die Frage, ob das nicht auch mal zu viel wird, folgt ein Nicken. Das Theaterspielen hat er nach zwei Jahren aufgegeben. Das Textlernen und die Proben sind aktuell zeitlich nicht zu schaffen – obwohl auch das Theaterspielen eine tolle Erfahrung gewesen sei. Aber wie bekommt man das Lernen und das ganze Engagement unter einen Hut? «Ein für mich wichtiger Faktor: Ich langweile mich nicht gern. Bei mir muss immer etwas laufen. Und, ich setze Prioritäten und gehe strukturiert vor. Wobei ich da noch in der Lernphase bin», erklärt Alessio Porriciello mit einem Schmunzeln.
Ist jemand, der so in die verschiedensten Aktivitäten eingebunden ist, an einer Work-Life-Balance interessiert? «Absolut», findet Alessio Porriciello. Reisen und Zeit mit Freunden, wo dann wirklich auch das Handy ausbleibt und keine Mails gelesen werden, gehören unbedingt dazu. Auch spontane Aktionen zählen für ihn dazu. So entschied er kurzfristig nach einer Vereinssitzung am Freitagabend, mit dem Nachtbus nach Udine, Italien, für einen Überraschungsbesuch zu einem Kollegen zu fahren, den er in Nordirland kennengelernt hat, um direkt am Sonntag wieder zurückzugehen. Ob mit dem Velo durch Schottland oder die Reise vor wenigen Wochen nach Marokko, wo nur der Flug fix gebucht war – bewusste Auszeiten braucht es, meint Alessio Porriciello, der für seine tägliche Balance das Musikhören nennt.
Zukunftsplanung
«Bei meinem zukünftigen Beruf ist mir vor allem wichtig, dass er Spass macht», beantwortet Alessio die Frage nach seiner beruflichen Planung. «Ausschlaggebend für die Jobauswahl wird nicht das Geld sein, sondern, dass er mich interessiert und ich ihn gern mache». Alle Punkte der Generation Z-Definition sind besprochen – Alessio Porriciello kann als typischer Vertreter bezeichnet werden. Einfach nur ein wenig engagierter. Welchen Tipp würde er abschliessend seinen Gleichaltrigen noch gern mitgeben? Alessio Porriciello überlegt kurz: «Viele haben nicht auf dem Schirm, dass es nicht immer nur um Geldverdienen geht. Nur weil es kein Geld gibt, ist es nicht schlecht. Sie sollten die Chance sehen, beim Ehrenamt so viel lernen zu können.»

