«Bei jeder Aufführung bin ich immer noch furchtbar nervös»
08.04.2024 PersönlichTheater und Fasnacht gehören zu Renate Ernis wichtigsten Hobbys
Vor kurzem stand Renate Erni in der weiblichen Hauptrolle beim Stück «Verruckts Gäld» auf der Zeininger Theaterbühne. Neben dem Theater engagiert sich die Möhlinerin auch gerne für ...
Theater und Fasnacht gehören zu Renate Ernis wichtigsten Hobbys
Vor kurzem stand Renate Erni in der weiblichen Hauptrolle beim Stück «Verruckts Gäld» auf der Zeininger Theaterbühne. Neben dem Theater engagiert sich die Möhlinerin auch gerne für die Fasnacht.
Janine Tschopp
Es ist alles ein bisschen viel für Jeanette Binder an diesem Abend, als ihr Mann nach Feierabend nicht – wie üblich – einfach nur aufs Sofa sitzt und einen Whisky trinkt, sondern wie wild eine One-Way-Reise ins Ausland organisiert. Aufgrund einer Verwechslung ist er auf einen Schlag Besitzer von zwei Millionen Franken geworden und will jetzt – gegen den Willen seiner Frau – verreisen. Vor lauter Aufregung ist es sie, welche sich an diesem Abend stark am Glas orientiert. Der viele Schnaps hilft vielleicht ein bisschen gegen die Nervosität, aber die Lage rund um das Ehepaar Binder und ihr ganzes Umfeld eskaliert trotzdem…
Traumrolle
«Es war eine absolute Traumrolle. Von Anfang an habe ich mich sehr wohlgefühlt», schwärmt Renate Erni. Sie betont aber auch, dass ihre Rolle als Jeanette Binder in «Verruckts Gäld» mit rund 250 Einsätzen sehr anspruchsvoll war. «Ich hatte vorher noch nie eine so grosse Rolle gespielt.» Gut hat ihr unter anderem gefallen, dass Jeanette Binder von Moment zu Moment nervöser wurde, immer mehr trank bis sie schliesslich ziemlich betrunken war.
Das Theaterspielen gehört generell zu Renate Ernis grossen Leidenschaften. «Es ist toll, in eine Rolle zu schlüpfen und diese so zu spielen, dass sie dir das Publikum abnimmt.»
Ihr Engagement fürs Theater hat vor zirka 25 Jahren angefangen, als die christkatholische Kirche in Möhlin einen Familienabend organisierte. In diesem Zusammenhang wurde ein Einakter aufgeführt, bei welchem Renate Erni spontan mitspielte. Später las sie in der Zeitung, dass in Magden Theaterspieler für ein Projekttheater gesucht wurden. So spielte sie ein paar Mal in Magden, bis Zeiningen Spieler und Spielerinnen für ihr Theater suchten. Seit einigen Jahren gehört die Möhlinerin nun zum festen Ensemble des Zeininger Theatervereins.
«Bei jeder Aufführung bin ich immer noch furchtbar nervös. Vor dem Auftritt darf mich jeweils niemand ansprechen. Aber das gehört wahrscheinlich dazu. Wenn ich nicht nervös wäre, wäre das vermutlich auch nicht gut.»
Die Möhliner Fasnacht
Nach ihrer Ausbildung zur Arztgehilfin, absolvierte Renate Erni zuerst ein Praktikum im Labor des Spitals Laufenburg und arbeitete später eine Zeitlang im Berner Oberland. «Nach vier Jahren haben mich die Berge eingeengt», erzählt die Fricktalerin. So kam sie 28-jährig wieder nach Möhlin zurück. Durch ein Gespräch am Ryburgfest wurde sie motiviert, der Fasnachtzunft Ryburg beizutreten. «Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich kein Fasnachts-Gen in mir. Ich wusste nicht einmal, ob man sich in Fasnachtskreisen duzen darf», lacht sie.
Dies änderte sich schlagartig, als sie sich zuerst in der Guggenmusik und später beim Wagenbau engagierte. «Wenn ich mich für etwas entscheide, dann stehe ich zu 100 Prozent dahinter.» So kam auch der Zeitpunkt, bei dem sie sich, als Aktuarin und später als Vize-Zunftmeister, im Vorstand der Fasnachtzunft Ryburg einsetzte. Während ein paar Jahren war sie die einzige Frau im Elferrat. «Das war nicht immer einfach. Aber es hat mir gefallen, dass man immer so direkt miteinander sprechen konnte», blickt sie zurück.
Narrentreffen in Möhlin 2020
Ein spezielles Fasnachtsjahr war für sie 2020, als Renate Erni als OK-Präsidentin fungierte, während die Fasnachtzunft Ryburg das 54. Internationale Narrentreffen organisierte. Am Wochenende vor dem «richtigen» Umzug waren 65 Gruppen mit über 3000 Teilnehmern zu Gast in Möhlin. Neben dem riesigen Umzug galt es auch, einen Brauchtumsabend auf die Beine zu stellen. Und dies alles eine Woche, bevor die Fasnacht erst losging. «Ja, da waren wirklich alle Vereinsmitglieder und viele Freiwillige im Einsatz, damit wir dies stemmen konnten.» Eine zusätzliche Herausforderung war das Coronavirus, welches sich in jener Phase in grossen Schritten Richtung Schweiz bewegte und man noch nicht wusste, wie sich die Pandemie auf Veranstaltungen auswirken würde.
Nach 18 Jahren im Vorstand ist Renate Erni an der Generalversammlung 2023 kürzergetreten und hat ihr Amt abgegeben. «Irgendwann wird man ein bisschen müde», sagt die bald 60-Jährige. «Die Fasnacht gehört den Jungen, sie machen das sehr gut.»
Auch wenn sie nicht mehr dem Elferrat angehört, wird sie der Fasnacht und der Fasnachtzunft Ryburg beim Wagenbau und auf dem Wagen weiterhin treu bleiben. Das Fasnachts-Virus, das sie vor über 30 Jahren gepackt hat, wird sie nicht so schnell loslassen.
Lesen und Reisen
Wenn sie einmal nicht für die Fasnacht oder das Theater unterwegs ist, liest sie gerne oder geht auf Reisen. Auch Biken, Wandern und Zeit in den Bergen gehören zu ihren Hobbys. Nord- und Südamerika sowie Neuseeland sind unter anderem Destinationen, welche sie schon erleben durfte. Nach ihrer Pension, sie arbeitet seit vielen Jahren bei der Rehaklinik, will sie weitere Ziele, wie beispielsweise die Antarktis oder den Kilimandscharo bereisen. Klar ist, dass Renate Erni die Ideen und die Unternehmungslust sicher nie ausgehen werden.