«Ich habe das Zepter übergeben»

  05.05.2024 Laufenburg

Über 50 Jahre war Guido Maier im Laufenburger Familienunternehmen tätig

Guido Maier ist wie schon sein Urgrossvater, Grossvater und Vater eng mit dem Bäckerei-Konditorei-Beruf verbunden. Auch seine drei Söhne haben sich für diesen Berufsweg entschieden. Nun hat er die Rolf Maier & Co. AG in die Hände der fünften Generation übertragen.

Susanne Hörth

Als Friedrich Ernst Maier 1898 die Laufenburger Liegenschaft an der Marktgasse 162 erwarb und hier gleichzeitig eine Backstube mit Laden eröffnete, hätte er wohl nicht zu glauben gewagt, dass 126 Jahre später bereits die fünfte Generation am Ruder des Familienunternehmens stehen wird. «Nach über 50 Jahren beim Beck Maier, habe ich gestern das Zepter übergeben», sagte Guido Maier vor wenigen Tagen. Er, der zusammen mit seinen Brüdern Beat* und André die vierte Generation verkörpert, hatte knapp zehn Jahre das Amt des Verwaltungsratspräsidenten inne. Diese verantwortungsvolle Aufgabe durfte er nun seinem Junior Gregor übergeben.

Blick zurück
Mit dem Kraftwerkbau um 1900 tat sich viel in Laufenburg. Entsprechend viel gab es auch in der Backstube von Friedrich Ernst Maier zu tun. «Er war einer der ersten, der eine elektrische Knetmaschine gekauft hatte», blickt Guido Maier in die Geschichte seiner Familie zurück. 1922 übernahm Sohn Ernst mit gerade einmal 18 Jahren die Bäckerei des Firmengründers. «Konditormeister Ernst war bestens bekannt für seine Ananas-Royal-Torte und seine Maiers Früchtetorte! Ausserdem produzierte er schon vor dem Zweiten Weltkrieg die Emala-Dauerbrezel und belieferte die SBB», erzählt Urgrossenkel Guido stolz.

1954 wurde das Café Maier beim Bahnhof Laufenburg durch Guido Maiers Grosseltern Olga und Ernst eröffnet. Sein Onkel Edgar, ebenfalls Konditor-Confiseur leitete später das Café. Heute gehören an verschiedenen Orten im Aargau mehrere Cafés mit Bäckerei-Konditorei-Verkaufstheken zum Unternehmen, welches inzwischen über 200 Mitarbeiter beschäftigt. Gewachsen ist in den vergangenen über 120 Jahren nicht nur das Familienunternehmen. Beim Rundgang mit Guido Maier durch das 1564 erbaute Stammhaus in der Marktgasse werden auch hier die Veränderungen deutlich. Mit dem Kauf des angebauten Altstadthauses konnte in den 1990er-Jahren den immer grösser werdenden Anforderungen an die Backstube mit Laden im Erdgeschoss Rechnung getragen werden. Guido, Beat und André, die drei Söhne von Rolf und Else Maier, die 1957 in dritter Generation den Betrieb übernommen hatten, wuchsen im Haus über der Backstube auf. Das Handwerk des Bäckers/Konditors war den Buben schon von klein auf vertraut. Alle drei schlugen diesen beruflichen Weg dann auch ein.

Es bleibt in der Familie
«Nach der Bezirksschule und einem erfolgreichen Französischjahr im Institut in Neuchâtel, habe ich meine Lehre am 15. April 1973 im heimischen Betrieb begonnen», erinnert sich Guido Maier. «Am gleichen Tag begann im Laden vorne eine junge Frau ihre Verkaufslehre.» Er lächelt breit. «Ja, Rosy. Bald wurden wir ein Paar.» Auch ihre drei Söhne Roman, Philipp und Gregor wuchsen im Haus über der Bäckerei auf. Die drei Brüder erlernten ebenfalls das Handwerk des Bäckers/Konditors inklusive Meisterprüfungen. Im Gegensatz zu ihrem Vater Guido aber nicht im elterlichen Betrieb. Erst nach mehreren Jahren Berufserfahrungen in anderen Unternehmungen kehrten Gregor und Roman Maier zurück. Philipp Maier führt das Baking-Center der Firma Klipfel-Hefe AG in Rheinfelden und gehört inzwischen zur Geschäftsleitung.

«Ich habe immer versucht, in die Fussstapfen meiner Vorfahren zu treten. Beruflich wie auch bei manchen Freizeitbetätigungen», sinniert Guido Maier. Er spricht damit unter anderem die Vorstandstätigkeiten im Kantonalverband der Bäcker oder aber auch das Präsidium der Laufenburger Herbstmesse (hela) an. All diese Ämter hatte er von seinem Vater Rolf übernommen und viele Jahre wahrgenommen. Er sei eher der Traditionsbewusste, wenn es darum ging, Neues zu wagen. Sein Bruder André sei da vielmehr eine treibende Kraft. Zusammen haben sie aber stets den richtigen Weg gefunden, sich gut ergänzt und zum kontinuierlichen Wachstum der Rolf Maier & Co. AG, so heisst die Firma seit 1986, beigetragen. Eine Innovationskraft, die auch die mittlerweile fünfte Generation im Unternehmen auszeichnet.

Die Söhne von Guido Maier haben die Weiterentwicklung der Firma bereits mitgetragen, als im Mai 2009 ein wichtiger Meilenstein gesetzt werden konnte. Gleichzeitig mit dem 111-Jahre-Jubiläum wurde damals die grosse, neue Produktionshalle an der Werkstrasse in Laufenburg in Betrieb genommen. «4000 Leute kamen am Tag der offenen Türe», erinnert sich Guido Maier voller Freude an diesen Tag.

Er selbst hat sich aufgrund einer zunehmenden Mehlstauballergie aus der Backstube zurückgezogen und sich vermehrt den administrativen Aufgaben gewidmet. «Ganz einfach ist es wirklich nicht», geht er auf die Frage ein, ob es nach so vielen aktiven und intensiven Berufsjahren problemlos sei, sich aus allem zurückzuziehen. «Rosy hilft mir aber beim Loslassen», windet er seiner Frau, die ihn seit einem halben Jahrhundert durchs Leben begleitet – privat und beruflich –, ein grosses Kränzchen. «Unsere drei Söhne wissen, dass wir da sind und wir sie unterstützen, wenn sie uns brauchen.» Abschliessend sagt er: «Ich gönne mir jetzt vermehrt Zeit für mein Hobby Singen und geniesse öfters wunderbare Reisen zusammen mit meiner Rosy.»

*Bruder Beat Maier (1959) hat nach der Meisterprüfung einen eigenen Betrieb in Kleindöttingen übernommen.


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