Das Wandeln ist der Mühle Lust

  06.05.2024 Gansingen

Ein neues Stück und ein 25-Jahre-Jubiläum

1999 brachte das Müli-Theater erstmals ein Stück auf die kleine Bühne der geschichtsreichen Lochmühle in Gansingen. Mittlerweile ist das familiäre Theater-Ensemble umgezogen und lädt das Publikum zu einer «Hausbesetzung» in die Event-Schür nach Sulz ein.

Susanne Hörth

25 Jahre sind es her, seit eine Gruppe von Arbeitslosen in der Lochmühle in Gansingen ein Theaterstück über den Generalstreik von 1918 einstudierte. Beobachtet wurde dieses Tun und anderes Sonderbares von einer Gruppe jugendlicher Detektive aus dem Dorf. Arbeitslose wie Detektive waren Teil von «Transmissione», der ersten Eigenproduktion des Gansinger Müli-Theaters. «Ich wurde vom Eigentümer angefragt, ob ich ein Stück schreiben und wir es in der Lochmühle auch aufführen möchten», erinnert sich Meinrad Bärtschi. Er und Heidi Schraner waren bereits zuvor schon bei unterschiedlichen Produktionen in Gansingen beteiligt.

Eigens auf die Mühle zugeschrieben war dann auch die von Bärtschi verfasste Erzählung. «Beim ersten Augenschein in der Mühle waren damals auch ein paar Kinder dabei. Sie wollten ebenfalls mitspielen.» Einige von ihnen, mittlerweile erwachsen, gehören heute noch zum «harten Kern» des kleinen, familiären Theater-Ensembles. «Beim aktuellen Stück spielt sogar bereits die dritte Generation mit», fügt hier Autor, Darsteller und Spielleiter Bärtschi an. «Eigentlich stand nach dem ersten Stück keine Fortsetzung auf dem Plan.» Eigentlich. Motiviert durch die vielen positiven Rückmeldungen wurde schon ein Jahr darauf auf der kleinen Bühne zwischen knarrendem Gebälk und Rüttelkasten des alten Mahlwerkes «Mühlenium« aufgeführt. Wie alle folgenden Stücke stammte auch dieses aus der Feder von Meinrad Bärtschi. Dabei fliessen in die Geschichten stets auch aktuelles Weltgeschehen und dörfliche Begebenheiten ein; nicht selten mit spitzer Feder aufs Korn genommen. Den Feinschliff erhalten die Inszenierungen jeweils durch die Mitarbeit aller Beteiligten.

«Am Anfang waren wir kein Verein. Das kam erst später», sagt Bärtschi. Eine grosse Veränderung stand dann vor fünf Jahren an. So schön die ehrwürdige und historische Lochmühle in Gansingen ist, so klein und verwinkelt ist sie auch. Auf den steil nach oben angebrachten Sitzreihen hatten gerade einmal 42 Zuschauerinnen und Zuschauer eng nebeneinander Platz. Um die längst zum Kult gewordenen Stücke einem grösseren Publikum präsentieren zu können, mussten entsprechend viele Aufführungen eingeplant werden. Anstehende Sanierungen, Herausforderungen bei der Theatertechnik und anderes veranlassten den Verein, sich nach einer neuen Lokalität umzuschauen; begleitet mit viel Wehmut. Mit der Lochmühle verband das Theater-Ensemble viele schöne Erinnerungen. Fündig wurden die Gansinger in Sulz mit der Scheune von Peter Eichenberger. Auch hier spielt das vorhandene Rustikale den Theaterleuten in die Hand. Und: «Es haben doppelt so viele Zuschauer wie bisher Platz», erklärt Meinrad Bärtschi und betont zudem auch die hervorragende Zusammenarbeit mit Peter Eichenberger.

Es wäre nicht er, wenn dieser Wechsel von Gansingen nach Sulz im neuen Stück nicht thematisiert würde. «Das Wandeln ist der Mühle Lust» erzählt von Steuerflüchtigen aus Gansingen, die eine Scheune in Sulz in Beschlag nehmen. Die «Asylanten» aus der Nachbargemeinde bauen unter anderem, auch mit dem Einsatz von künstlicher Intelligenz und göttlichem Zorn, ein Gerät, welches zur Herstellung von Whisky gedacht war. Der Apparat wird aber zum unberechenbaren Wandler. Nicht auszudenken, wenn da Menschen hineingeraten!

Erlebbar ab 25. Mai in der Eventschür in Sulz.
www.mülitheater.ch


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