Barbara Lüthi live aus Rheinfelden
23.05.2025 RheinfeldenUeli Mäder im Gespräch mit der Journalistin und «Club»-Moderatorin
Im Rahmen der Gesprächsreihe «Kultur und Gesellschaft», welche monatlich im Hotel Schützen in Rheinfelden durchgeführt wird, sprach der Soziologe Ueli Mäder mit der ...
Ueli Mäder im Gespräch mit der Journalistin und «Club»-Moderatorin
Im Rahmen der Gesprächsreihe «Kultur und Gesellschaft», welche monatlich im Hotel Schützen in Rheinfelden durchgeführt wird, sprach der Soziologe Ueli Mäder mit der Journalistin Barbara Lüthi.
Janine Tschopp
«Es ist schön, wenn man einmal eineinhalb Stunden Zeit zum Reden hat», meinte Barbara Lüthi nach dem offiziellen Veranstaltungsteil zur NFZ. Und wie es schien, hätte das Publikum den fundierten Antworten und Aussagen der «Club»- Moderatorin noch lange zuhören können. Beim «Schützen-Talk» vom Mittwochabend war die SRF-Journalistin und langjährige China-Korrespondentin zu Gast bei Ueli Mäder.
Journalismus in die Wiege gelegt
Ihr Vater war Kommunikationstrainer und ihre Mutter führte ein Geschäft mit Märchenbüchern und erzählte selber auch Märchen. So war Kommunikation ein wichtiges Thema in Lüthis Familie und Journalismus sei ihr eigentlich in die Wiege gelegt worden. Bereits mit sechs Jahren habe sie mit ihrem Vater die Tagesschau angesehen und anschliessend darüber diskutiert. «Ich fand es immer interessant, Fragen zu stellen.» Als Kind führte sie Interviews mit anderen Passagieren im Zug, wenn sie als Familie unterwegs waren. «Plötzlich sind wir nur noch zu Randzeiten Zug gefahren», schmunzelte Barbara Lüthi.
Um noch näher bei den Menschen und ihren Geschichten zu sein, entschied sie sich Wirtin zu werden. Später absolvierte sie ein Handelsdiplom und ging auf Reisen, bevor sie Journalismus von der Pike auf lernte. Ihre Offenheit und Neugierde brachte sie bald zu ihren ersten Moderationsaufgaben. «Ich hatte nie Angst vor Dingen, die anders oder neu waren. Meine Eltern haben mir das Grundvertrauen, dass ‹alles gut kommt› mit auf den Weg gegeben.» Was in ihrem Beruf als Journalistin und Moderatorin neben Allgemeinwissen, schnellem Erfassen von Situationen und ebenso schneller Entscheidungsfindung wichtig ist, fasst sie so zusammen: «Es braucht ehrliches Interesse, Menschen und Situationen in kurzer Zeit zu erfassen. Zudem muss man versuchen, der Wahrheit immer so nahe wie möglich zu kommen.»
China hat sie geprägt
«Am Anfang war ich vom Tempo und der Dynamik begeistert», beschreibt sie die ersten Monate ihrer Korrespondentenzeit in China. Obwohl ihre beiden Kinder in Asien geboren wurden und sie dort während insgesamt 13 Jahren lebte, fühlte sie sich immer als Ausländerin. In China habe sie gelernt, wie flexibel der Mensch sein kann. «Die Chinesen sind wie Wasser, sie suchen sich immer einen Weg.» Sie seien gewohnt, sich arrangieren zu müssen und die Flexibilität zu bewahren. Zudem sei die Leidensfähigkeit der Chinesen sehr gross.
«China hat von der Globalisierung am meisten profitiert», ging Lüthi auf die grosse Macht dieses Landes ein. Europa habe China stark und sich abhängig gemacht und es liege an Europa, die Linie zu ziehen. Eine Person aus dem Publikum wollte wissen, wie Barbara Lüthi die Rolle der Frau in China erlebt habe. «In der Politik steuern die Frauen nicht so viel, aber in der Wirtschaft sind sie stark.» Schliesslich sei es den Chinesen egal, ob sie mit Männern oder Frauen arbeiten. Lüthi fasste so zusammen: «Hauptsache ich bin leistungsfähig. Ob ich Frau, Mann oder Marsmensch bin.»
Zurück in der Schweiz habe sie sich zuerst wieder an die Langsamkeit gewöhnen müssen. «Die Schweiz hatte mich aber schnell wieder.» Spätestens als ihr – besonders auch als «Club»-Moderatorin – bewusst wurde, wie wertvoll öffentlich geführte Diskussionen sind und wie wichtig es ist, Meinungsfreiheit zu leben. «Auch die Ernsthaftigkeit und wie hier Kompromisse ausgehandelt werden, hat mich schnell wieder überzeugt», schilderte sie.
Ueli Mäder und Barbara Lüthi diskutierten auch über die politische Situation in den USA. «Aufgrund des Zwei-Parteien-Systems wird die Fragmentierung in den USA aufgehoben», erklärte Barbara Lüthi. In Bundesstaaten wie in West Virginia, gebe es aber auch demokratische und republikanische Lokalpolitiker, welche zusammenarbeiten, um die Probleme ihrer Gemeinden zu lösen.
Wertvoll, aber anstrengend
Als Journalistin immer ausgewogen zu berichten sei für die Meinungsbildung wertvoll und essentiell, aber auch anstrengend. Als Redaktionsteam würden sie jede Woche sehr viel Zeit damit verbringen, eine ausgewogene Gesprächsrunde zusammenzustellen. «Manchmal wäre es auch einfacher, während der Diskussionen im ‹Club› meine Meinung zu sagen», verriet die Moderatorin am Mittwochabend. Ihre Aufgabe als Journalistin und Moderatorin des «Club» sei aber unparteiisch und unideologisch zu sein, den Menschen eine Stimme zu geben, sie zusammenzubringen, aber Entscheidungsträger auch kritisch zu hinterfragen.
Ueli Mäder wollte von Barbara Lüthi schliesslich wissen, wie sie mit den hohen Erwartungen umgehe, die dauernd an sie gestellt werden. «Das bringt mein Job mit sich. Und vielleicht ist es wie bei anderen Themen: Als ich aufgehört habe, eine perfekte Mutter sein zu wollen, ging es besser.»