«Auswirkungen geringer als gedacht»
18.09.2025 BrennpunktProjekt «Rheinfelden 20plus»
Die Naturenergie Holding AG will die Leistungsfähigkeit der Wasserkraftwerke Rheinfelden und Ryburg-Schwörstadt erhöhen. Dazu soll der Rhein an mehreren Stellen eingetieft werden. Am Montag stellte das Unternehmen die Ergebnisse ...
Projekt «Rheinfelden 20plus»
Die Naturenergie Holding AG will die Leistungsfähigkeit der Wasserkraftwerke Rheinfelden und Ryburg-Schwörstadt erhöhen. Dazu soll der Rhein an mehreren Stellen eingetieft werden. Am Montag stellte das Unternehmen die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung vor.
Valentin Zumsteg
Gut 40 Bürgerinnen und Bürger nahmen am Montagabend am dritten sogenannten Bevölkerungsdialog beim Kraftwerk Rheinfelden teil. Sie wollten aus erster Hand erfahren, welche Auswirkungen die Pläne der Naturenergie Holding AG auf die Natur, aber auch auf die Anwohner haben. Wie seit längerem bekannt ist, will das Energieunternehmen die Leistungsfähigkeit der Kraftwerke Rheinfelden und Ryburg-Schwörstadt um insgesamt rund 20 Millionen Kilowattstunden pro Jahr erhöhen, damit sollen zusätzlich rund 6000 Haushalte mit Strom versorgt werden können.
«Potential noch nicht ausgeschöpft»
Zwei Massnahmen sind dazu geplant: So soll der Rhein auf der Höhe des Höllhakens/Stadtparks Rheinfelden sowie unterhalb des Kraftwerks Ryburg eingetieft werden. Dies aber nicht grossf lächig, vielmehr sollen an mehreren kleineren Stellen gesamthaft rund 70 000 Kubikmeter Gestein abgetragen werden. Dadurch erhöht sich die Abf lussgeschwindigkeit und die Fallhöhe bei den Kraftwerken steigt.
«Das Potential der Kraftwerke ist heute noch nicht voll ausgeschöpft», sagte Projektleiter Manuel Schöb. Das Schöne an diesem Projekt sei, dass ohne Veränderungen am Kraftwerk die Leistung gesteigert werden könne. «Wir erreichen eine deutliche Produktionssteigerung lediglich durch Felsaushub. Zusätzliche Bau-Massnahmen beziehungsweise Veränderungen an Land sind nicht erforderlich.»
«Nichts, was nicht ausgeglichen werden könnte»
Am Montag stellten die Verantwortlichen der Naturenergie AG die Ergebnisse der Umweltverträglichkeitsprüfung vor. Klar ist, ein Eingriff im Rhein hat Auswirkungen auf die Lebewesen im Gewässer. «Diese Auswirkungen sind in der Summe aber geringer als gedacht. Es ist nichts, was nicht ausgeglichen werden könnte. Das hat die Umweltverträglichkeitsprüfung ergeben», sagte Jochen Ulrich, Gesamtverantwortlicher dieses Projekts bei der Naturenergie AG, gegenüber der NFZ.
Wie ein solcher Ausgleich aussehen könnte, zeigte Jost Hellwig auf. «Während der Bauphase kommt es zu Stress für die Lebewesen im Rhein. Es wird auch dauerhafte Veränderungen des Lebensraums geben. Deswegen müssen wir für einen Ausgleich sorgen.» Geplant seien unter anderem die Schaffung von neuen Fischunterständen im Bereich der Eintiefungen und der Einsatz von Totholzstrukturen, an denen Jungfische wertvolle Rückzugsmöglichkeiten finden. Darüber hinaus sollen durch gezielte Kiesschüttungen im Ober- und Unterwasser neue Lebensräume und Laichplätze für Fische und wirbellose Organismen entstehen. Zusätzlich werden Kaltwasserrefugien geschaffen, die der Fischfauna in Zeiten besonders hoher Wassertemperaturen wichtige Rückzugsräume zum Überleben bieten.
Neben den ökologischen Ausgleichsmassnahmen interessierten sich die Bürgerinnen und Bürger auch für die Emissionen, die solche Bauarbeiten mit sich bringen. Die Verantwortlichen der Naturenergie AG versicherten, dass keine Sprengungen vorgesehen seien und nur werktags während acht bis zehn Stunden täglich gearbeitet werde. Wie genau die Felsen abgetragen werden sollen, ist derzeit noch offen. Bei einem Probeaushub im vergangenen Herbst hat sich herausgestellt, dass Fräsen wenig effizient ist, wie Projektleiter Manuel Schöb schilderte. Weitere Möglichkeiten sind Meisseln oder Sägen. Gearbeitet werden soll mit einem Bagger, der auf einem Ponton im Rhein steht. Das Aushubmaterial wird mit Transportschiffen, sogenannten Schuten, an Land gebracht und später weitertransportiert. Zwei temporäre Bootsanlegestellen am deutschen Ufer dienen dem Materialtransport und werden nach Projektabschluss vollständig zurückgebaut. Während der gesamten Bauzeit erfolgt eine permanente Überwachung und Dokumentation von Erschütterungen, Lärm und Trübungen, um den Schutz von Mensch und Umwelt jederzeit sicherzustellen.
Investitionen in zweistelliger Millionen-Höhe
Soweit die Pläne – ob sie tatsächlich umgesetzt werden, hängt auch davon ab, ob sich das Projekt rechnet. Manuel Schöb geht von einem Investitionsvolumen in zweistelliger Millionen-Höhe aus. Die mögliche Produktionssteigerung beziffert er auf drei Prozent der heutigen Leistung des Kraftwerks Rheinfelden.
Morgen Freitag trifft sich die Ökologische Begleitkommission dieses Projekts zum letzten Mal. Ende September oder Anfang Oktober sollen die Genehmigungsunterlagen den Behörden auf beiden Seiten des Rheins eingereicht werden. Die Verantwortlichen der Naturenergie AG hoffen, dass in spätestens einem Jahr die Bewilligung vorliegen wird. Mit einem Baustart wäre – wenn die Behörden und die Geschäftsleitung grünes Licht geben – dann frühestens 2027 zu rechnen. Die Bauzeit soll mindestens drei Jahre dauern.