Ausgezeichnete Frauen
15.08.2025 FricktalFrauen in politischen Ämtern sind noch immer in der Unterzahl
In rund einem Fünftel der Aargauer Gemeinden stehen Frauen an der Spitze der Ratsgremien oder bekleiden das Vize-Amt. Im Fricktal sind es bei 31 Gemeinden 11 Frauen in diesen Positionen. Der Aargauische Katholische ...
Frauen in politischen Ämtern sind noch immer in der Unterzahl
In rund einem Fünftel der Aargauer Gemeinden stehen Frauen an der Spitze der Ratsgremien oder bekleiden das Vize-Amt. Im Fricktal sind es bei 31 Gemeinden 11 Frauen in diesen Positionen. Der Aargauische Katholische Frauenbund (AKF) zeichnet am kommenden Sonntag diese Frauen für ihr politisches Wirken aus.
Susanne Hörth
«Mit der Vergabe des diesjährigen Frauenpreises möchten wir dieses Engagement würdigen», betont Pia Viel, AKF-Präsidentin. «Gleichzeitig möchten wir damit auch Sichtbarkeit schaffen – für den wertvollen Beitrag, den Frauen in politischen Ämtern leisten.» Von den insgesamt 97 Frauenpreisträgerinnen im Kanton Aargau haben sich bisher gut ein Drittel für die Verleihung am Sonntag in Bremgarten angemeldet. Eine von ihnen ist Benie Ankli. «Ich bin gespannt und freue mich auf den Austausch mit meinen Kolleginnen», sagt die Steinerin für welche der Preis eine schöne Anerkennung ist. «Neben meinem Amt als Vizeammann engagiere ich mich ja auch noch beim Service-Club Soroptimist International Club Fricktal. Wir unterstützen Frauen und Kinder in allen Lebenslagen. Das Engagement von Frauen für Frauen ist mir seit Jahren wichtig.»
«Es stimmt mich nachdenklich»
Die Gemeindepräsidentin von Gipf-Oberfrick, Verena Buol Lüscher, ist etwas zwiespältig. «Eine Anerkennung ist leider noch immer angebracht, weil wir tatsächlich in den Positionen noch viel zu wenige sind und es noch immer mehr Überzeugung und damit auch Mut braucht, um diese Ämter zu füllen.» Sie betont zudem: «Persönlich möchte ich nicht ausgezeichnet werden, weil ich eine Frau bin, sondern weil ich meinen ‹Job› gut mache.» Das sieht Carole Binder-Meury, Gemeindepräsidentin von Magden, ähnlich. Über die Wertschätzung des AKF-Preises freut sie sich und findet es gut, dass diese Thematik aufgegriffen wird. «Andererseits stimmt es mich auch nachdenklich, dass es offensichtlich nach wie vor etwas Spezielles ist, wenn eine Frau dieses Amt innehat.» Für Jessica Meier, Frau Vizeammann aus Wölflinswil, hat der Preis eine grosse Bedeutung «da er nicht nur meine persönliche Arbeit würdigt, sondern auch das Engagement vieler Frauen in der kommunalen Politik sichtbar macht.»
Divers aufgestellte Gemeinderäte
Es sollte selbstverständlich sein, dass Frauen solche Ratsämter innehaben, sind sich die vier Frauen einig (die NFZ hat bei ihnen stellvertretend für alle Fricktaler Amtsträgerinnen nachgefragt). «Es ist wichtig, dass verschiedene Meinungen, Wahrnehmungen, Einschätzungen in einem Gemeinderat vertreten sind. Je diverser dieser aufgestellt ist, desto besser wird die Bevölkerung vertreten», so Carole Binder-Meury. Eine Vertretung beider Geschlechter ist auch für Jessica Meier ideal. «Unterschiedliche Perspektiven und Lebenserfahrungen führen zu besseren und ausgewogeneren Entscheidungen.» Diese Meinung teilen Benie Ankli und Verena Buol Lüscher. Letztere macht aber auch deutlich: «Unglücklich ist es jedoch, wenn Frauen in den Gremien wie selbstverständlich die Ressort Bildung oder Gesellschaft und Soziales übernehmen. In der Politik haben wir alle die Möglichkeit, uns berufsfremde Eigenschaften anzueignen und darin stark zu sein.»
«Es braucht gezielte Förderung, gute Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Politik sowie Vorbilder, die Mut machen. Auch Wertschätzung für das Amt und Unterstützung aus der Bevölkerung sind entscheidend», geht Jessica Meier auf die Frage ein, was es braucht, damit Frauen bereit sind, politische Verantwortung zu übernehmen. Benie Ankli erwähnt zusätzlich die von den Bürgerinnen und Bürger zu Recht erwartete hohe Professionalität. «Ab einer gewissen Grösse der Gemeinde ist das Amt als Gemeinderätin ohne Reduktion vom Pensum im Job nicht machbar.» Diese Pensumsreduktion würde oft zu Lohneinbussen führen, welche nicht für jede Person oder Familie tragbar seien. «Politische Bildung ist wichtig», betont Carole Binder-Meury. Deshalb sollte versucht werden, bereits junge Frauen früh in die Politik einzubinden.
Bezugnehmend auf den AKF-Frauenpreis 2025 fügt Verena Buol Lüscher an: «Sicher können wir Frauen in den Ämtern ‹lustvolle› Vorbilder sein, daher ist die Anerkennung in Form dieser Auszeichnung für die Sichtbarkeit sehr gut, andererseits ist auch die Umgebung inklusive Berufswelt noch immer sehr gefordert, bewusst an Frauen zu denken.»