Aus Liebe zum Handwerk und Freude am Genuss
13.11.2023 Persönlich, ZeiningenEs ist das Handwerk, das Martin Kägi am Tabakpfeifen-Bau fasziniert. Natürlich ist er auch ein Genussmensch und raucht in ruhigen Momenten gerne eine Tabakpfeife.
Janine Tschopp
Zurücklehnen, Gedanken f liessen lassen und geniessen: so beschreibt er die Momente, ...
Es ist das Handwerk, das Martin Kägi am Tabakpfeifen-Bau fasziniert. Natürlich ist er auch ein Genussmensch und raucht in ruhigen Momenten gerne eine Tabakpfeife.
Janine Tschopp
Zurücklehnen, Gedanken f liessen lassen und geniessen: so beschreibt er die Momente, wenn er sich einmal in Ruhe hinsetzt und eine Tabakpfeife raucht. Er sei ein Genussmensch, sagt Martin Kägi. Was er aber auch ist, ist ein leidenschaftlicher Handwerker. So ist er seit ein paar Jahren fasziniert davon, eine Tabakpfeife möglichst schön zu fertigen. «Eine edle Tabakpfeife ist für mich ein Zusammenspiel zwischen einem Gebrauchsgegenstand und Schmuck», betont er. Es sei die «Gestaltungsvielfalt auf sehr kleinem Raum», die ihn beim Tabakpfeifen-Bau begeistert.
Obwohl die Ästhetik für ihn einen sehr hohen Stellenwert hat, das merkt man, wenn er Bilder seiner bisher gefertigten Pfeifen zeigt, gibt es etwas, das für ihn noch wichtiger ist: «Die Funktionalität hat immer erste Priorität», erklärt er und fährt fort: «Eine Tabakpfeife muss funktionell, elegant und präzis sein», beschreibt er die Reihenfolge der für ihn entscheidenden Eigenschaften.
Seit 2018
Schon als Bub war Martin Kägi fasziniert, wenn sein Götti eine Pfeife rauchte. Später rauchte er irgendwann einmal selber, aber so richtig «auf die Pfeife» kam er 2018, als er im Kurszentrum in Ballenberg den Kurs «Tabakpfeifen bauen» besuchte. Anschliessend absolvierte er den Aufbaukurs. Die beiden Pfeifen, welche er in diesen Kursen gebaut hat, gelangen ihm auf Anhieb sehr gut. Das motivierte ihn, tiefer in dieses Handwerk einzutauchen. Er richtete sich seine Werkstatt für den Pfeifenbau ein, renovierte eine ältere Drehbank und beschäftige sich intensiv damit, die erlernten Grundlagen im Bau von Tabakpfeifen weiterzuentwickeln. «Da kann ich meinen Perfektionismus richtig ausleben», schmunzelt der 53-Jährige. Der eidgenössisch diplomierte Elektroinstallateur leitet seit einigen Jahren eine Elektroinstallations-Abteilung im industriellen Umfeld. Als Ausgleich zur beruflichen Tätigkeit hat er sich auch immer gerne mit dem Element Holz befasst. So hat er für den Eigenbedarf Möbel entworfen und hergestellt sowie ältere Möbel aufgearbeitet und restauriert.
Aufs Holz kommt es an
Seit Martin Kägi vor fünf Jahren den Tabakpfeifen-Bau als seine Leidenschaft entdeckte, hat er schon eine Vielzahl von Pfeifen gebaut und den grössten Teil davon bereits verkauft. Zuerst erstellt er jeweils eine Zeichnung der geplanten Pfeife auf dem iPad. Dann sucht er in seinem Lager ein passendes Stück Holz für den Pfeifenkopf. «Sägen, drechseln, bohren, raspeln, feilen und schleifen», sind laut dem Spezialisten die Tätigkeiten, die es braucht, um den Kopf der Pfeife in die richtige Form zu bringen. «Was dann herauskommt, bestimmt, wie die Pfeife wird. Es ist die Natur, die vorgibt, wie die nächsten Bearbeitungsschritte aussehen», sagt Kägi. Konkret: Je nach Holzmaserung oder Reinheit des Holzes entscheidet sich Martin Kägi, den Kopf dunkel oder hell zu gestalten, respektive ihn zu polieren oder die Oberfläche mit Strahlmittel zu bearbeiten.
Beim Tabakpfeifen-Bau kommt hauptsächlich Bruyère-Holz, Holz aus dem Wurzelstock der Baumheide, zum Einsatz. Ein grosser Vorteil gegenüber einem anderen Holz ist seine Wärme- und Feuchtigkeitsfestigkeit. «Da Bruyère-Holz immer rarer wird, wird heute alternativ auch Olivenholz, Ebenholz oder das Holz der Mooreiche verbaut», erklärt Martin Kägi. Er selber konnte sich einen Vorrat an Bruyère-Holz anschaffen und verwendet am liebsten dies. «Es ist das ultimative Pfeifenholz», findet er.
Beim Mundstück, das Martin Kägi wie den Kopf komplett selber anfertigt, kommt Kunststoff – Ebonit oder Acrylharz – zum Einsatz. «Bohren, drehen, fräsen, feilen, erwärmen, polieren und biegen», sind hier laut Kägi die relevanten Vorgänge. Wenn Kopf und Mundstück hergestellt sind, fertigt der Pfeifenbauer je nach Modell eine Applikation (reines Gestaltungselement) an. Es kann aus Edelholz oder Edelmetall hergestellt werden. Beim Endprozess dann wird die Holzoberfläche durch Färben, Ölen oder Wachsen veredelt und poliert.
Worauf kommt es denn an, dass eine Pfeife nicht nur gut aussieht, sondern auch funktioniert? «Die Funktionalität hat mit der Zugwirkung zu tun. Das heisst mit den Bohrungen der Tabakkammer und des Rauchkanals», erklärt der Spezialist, der gerne nächtelang in seiner Werkstatt sitzt und an seinen Tabakpfeifen tüftelt.
Bergsteigen und Trommeln
Martin Kägi ist in Zeiningen geboren und aufgewachsen. Vor zehn Jahren zog er mit seiner Lebenspartnerin nach Sissach. Schon als Jugendlicher war er ein begeisterter Tambour. Er trommelte bei der Fasnachtzunft Ryburg. Nach einer Trommelpause spielt er jetzt bei der Rotstab-Clique Liestal und ist immer noch begeisterter Fasnächtler in Basel, Sissach und im Fricktal. 1998 war er Gründungsmitglied der Zeininger Hörnli-Klicke.
Neben dem Pfeifenbau, der Fasnacht und dem Musikhören ist es auch das Bergsteigen, womit er sich in seiner Freizeit gerne beschäftigt. So hat der Zeininger in den letzten Jahrzehnten schon einige Berge der Schweizer Alpen, darunter auch zahlreiche Viertausender, bestiegen.
Martin Kägi ist ein vielseitig interessierter und begabter Mann, der mit dem Pfeifenbau vor fünf Jahren nochmals ein weiteres, für ihn wichtiges und erfüllendes Hobby dazugewonnen hat.
mk-pipes.ch