Am Abend des Pfingstsonntags ist in der Rheinfelder Altstadt eine Frau von einem Verwandten, mit dem sie seit langem keinen Kontakt mehr hat, angegriffen worden. Sie verlor kurzzeitig das Bewusstsein. Was das Opfer besonders schockiert: niemand hat reagiert oder die Polizei verständigt.
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Am Abend des Pfingstsonntags ist in der Rheinfelder Altstadt eine Frau von einem Verwandten, mit dem sie seit langem keinen Kontakt mehr hat, angegriffen worden. Sie verlor kurzzeitig das Bewusstsein. Was das Opfer besonders schockiert: niemand hat reagiert oder die Polizei verständigt.
Valentin Zumsteg
Es waren traumatische Minuten, die eine Frau am Abend des Pfingstsonntags in der Rheinfelder Marktgasse erlebte und gegenüber der NFZ schildert: Die 35-Jährige, die anonym bleiben möchte, spazierte um kurz nach 20 Uhr mit einem Kollegen die Marktgasse hinunter. Die beiden unterhielten sich, als plötzlich ein Mann, der zuvor in einem Eiscafé gesessen hatte, auf sie zukam und laut auf sie einzureden begann. Bei dem Mann handelt es sich um einen Onkel, mit dem sie seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr hat. «Er war aggressiv und hat mich an beiden Handgelenken hart gepackt, danach gab er mir eine kräftige Ohrfeige. Ich wehrte mich mit einem Kick, daraufhin stiess er mich. Ich verlor das Gleichgewicht und knallte mit dem Hinterkopf und dem Rücken ungebremst auf den Boden. Kurzzeitig verlor ich das Bewusstsein», erzählt die Frau, die in Rheinfelden wohnt.
Anzeige erstattet
Ihr Kollege half ihr schnell wieder auf die Beine, denn er hatte Angst, dass der Mann auf das Opfer am Boden eintreten würde. «Mein Kollege stand selbst unter Schock. Wir entfernten uns so schnell wie möglich», erklärt die Frau. Im ersten Moment habe sie keinen Schmerz verspürt, der kam später. Noch am selben Abend meldete sie sich bei der Polizei und am Dienstag erstattete sie Anzeige gegen den Mann.
Seit dem Angriff ist die Frau arbeitsunfähig. Sie leidet an Kopf- und Rückenschmerzen, Übelkeit und Schlaflosigkeit. Sie musste zum Arzt und später ambulant ins Spital. «Die Ärzte haben eine Hirnerschütterung und eine traumabedingte Schlafstörung diagnostiziert», sagt die Frau, die bei einem grossen Unternehmen in einer Managementfunktion tätig ist. Der Vorfall hat sie tief erschüttert. «Das kam aus heiterem Himmel. Ich habe diesen Onkel und seine Familie seit drei oder vier Jahren nicht mehr gesehen und nicht mehr gesprochen.»
«Gewalt geht alle an»
Nicht nur der Angriff beschäftigt sie, sondern ebenso die fehlende Reaktion der Leute, die im Café sassen oder spazierten. «Es war Pfingstsonntag, es hatte viele Leute in der Marktgasse. Ich erwarte nicht, dass jemand dazwischengeht, denn der Mann trat wirklich sehr aggressiv auf. Aber niemand hat die Polizei verständigt oder uns geholfen, das verstehe ich nicht.»
Corina Winkler, Sprecherin der Kantonspolizei Aargau, bestätigt auf Anfrage, dass ein Strafantrag in dieser Sache eingereicht worden ist. Und sie hält fest: «Wenn man Zeuge von Gewalt wird, sollte man immer die 117 wählen und die Polizei verständigen. Gewalt geht alle an.»