«Anderer Belag oder Temporeduktion»
19.12.2025 FrickEin Belag, der mehr Lärm schluckt als der vorgesehene oder eine Tempo-Reduktion auf 100 km/h, so lautet die Forderung des Fricker Gemeinderats, der die Umgebung Frick gerne als Pilotprojekt sähe. Einsprachen haben auch weitere betroffene Gemeinden entlang der A3 eingereicht.
...Ein Belag, der mehr Lärm schluckt als der vorgesehene oder eine Tempo-Reduktion auf 100 km/h, so lautet die Forderung des Fricker Gemeinderats, der die Umgebung Frick gerne als Pilotprojekt sähe. Einsprachen haben auch weitere betroffene Gemeinden entlang der A3 eingereicht.
Simone Rufli
Bis zum 9. Dezember lag die umfassende Dokumentation zum Sanierungsprojekt auf dem stark befahrenen Autobahnabschnitt Rheinfelden-Frick öffentlich auf (die NFZ berichtete). Nachdem ein auf Lärmschutzrecht spezialisierter Rechtsanwalt die Auf lageakten geprüft hat, hat der Gemeinderat Frick gegen die Pläne des Astra Einsprache erhoben. Parallel zum Rechtsmittel des Gemeinderats reichte die IG Lärm ebenfalls eine Einsprache ein, wobei eine gegenseitige Abstimmung erfolgte.
Dass das Astra keinen porösen Drain-Asphalt (Flüsterbelag) einsetzen will, «dafür können wir ein gewisses Verständnis aufbringen», so Gemeindeschreiber Michael Widmer. Das Astra selbst hält im Auflage-Bericht fest, dass mit einem Flüsterbelag der Lärm zwar wirksam an der Quelle bekämpft werden könnte, die Kosten aber wären bei nur halb so langer Lebensdauer rund doppelt so hoch wie beim gängigen SDA 8-12-Belag; es wäre ein teures Entwässerungssystem nötig und ein hoher Aufwand beim Unterhalt, um die lärmschluckenden Poren vom Dreck freizuhalten. Und selbst dann würde der Flüsterbelag «bereits nach wenigen Jahren einen wesentlichen Teil seiner lärmreduzierenden Wirkung verlieren», so das Astra.
Kein Verständnis hat der Fricker Gemeinderat aber dafür, dass das Astra anstatt des Flüsterbelags nur einen SDA 8-12-Belag einbauen will. «Der Gemeinderat verlangt in der Einsprache, dass ein Belag mit einem Kennwert von mindestens minus 3 dBA, wie zum Beispiel ein SDA 4-Belag verwendet wird», so Widmer. Beim SDA 4-Belag handelt es sich gemäss «Monitoring lärmarmer Strassenbeläge auf Nationalstrassen, Standbericht 2024» des Bundesamts für Strassen Astra um einen sehr feinen semi-dichten Asphaltbelag mit einem Grösstkorn von nur 4 Millimetern. Am Ende seiner Lebensdauer reduziere er das Reifen-Fahrbahngeräusch noch immer um zirka 3 dB(A) gegenüber einem akustisch neutralen Belag. Lange der Standardbelag für Kantonsstrassen innerorts, wird SDA 4 auf der Ausserortsstrecke bei der Südwestumfahrung von Brugg getestet. Auf Autobahnen wird er bisher nicht eingebaut – aufgrund «ungenügender Belastbarkeit» wie es im «Monitoring» heisst.
«Könnte ein Pilotprojekt sein»
Der Gemeinderat Frick hofft dennoch, dass das Astra den SDA 4-Belag auf einem Autobahnabschnitt zumindest prüft. «Gerade der Abschnitt rund um die Gemeinde Frick könnte als Pilotprojekt dienen.» Zuversicht schöpft der Gemeinderat unter anderem aus dem Umweltschutzgesetz, konkret aus Paragraf 1. «Das darin beschriebene Vorsorgeprinzip fordert, dass wirtschaftlich Tragbares gemacht werden muss, auch wenn die Grenzwerte eingehalten werden», so Widmer. «Daraus lässt sich folgern, dass Lärm auch dann an der Quelle zu bekämpfen ist, wenn die Kosten etwas höher sind und die Lebensdauer des verwendeten Belags etwas kürzer ist.»
Für den Fall, dass das Astra trotzdem am SDA 8-12-Belag festhält, soll zur Lärmminderung eine Reduktion der zulässigen Höchstgeschwindigkeit auf 100 km / h erfolgen.
Was weitere betroffene Gemeinden meinen
Gemeinsam für effektiveren Lärmschutz
Einsprachen auch von anderen Gemeinden entlang der A3
Beim Bundesamt für Strassen stapelt sich die Post aus dem Fricktal: Neben Frick haben nämlich auch Eiken, Oeschgen, Zeiningen und Mumpf Einsprache gegen die Lärmschutz-Pläne des Astra eingelegt.
Simone Rufli
Ein gemeinsames Auftreten der Gemeinden entlang der A3 sei nicht auszuschliessen, liess sich Fricks Gemeindeschreiber in der NFZ vom 5. Dezember zitieren. In fünf Anrainergemeinden lagen die Pläne auf, vier Gemeinden greifen zum Mittel der Einsprache. Neben Frick sind das Eiken, Oeschgen, Zeiningen und Mumpf. Alle vier Gemeinderäte geben sich nicht zufrieden mit den Massnahmen, die das Astra plant (vgl. dazu den Artikel auf der Titelseite). Und alle vier fordern einen Belag, der den Lärm an der Quelle wirksamer reduziert und falls diese Forderung keinen Erfolg hat, eine Temporeduktion von aktuell 120 auf 100 km/h. Eine Einsprache haben auch weitere betroffene Gemeinden entlang der A3 eingereicht.
Mit Verweis auf Basel
Die Rechtsprechung lasse das zu, erklärt Fricks Gemeindeschreiber Michael Widmer. Er verweist auf die gerichtlich gestützte Temporeduktion auf der Osttangente in Basel. Das Bundesverwaltungsgericht hiess im Februar 2025 eine Beschwerde von Anwohnerinnen und Anwohnern gut. Der Lärmschutz gehe vor, das Tempo auf der Osttangente muss in der Nacht zwischen 22 Uhr bis 7 Uhr morgens auf 60 km/h gedrosselt werden. Der Entscheid zeige, dass die Gerichte dem Lärmschutz eine immer grössere Bedeutung zuschreiben, stellte auch das Astra in seiner damaligen Stellungnahme zum Basler Fall fest.
In Mumpf führt die A3 mitten durchs Dorf, der Lärmpegel ist entsprechend hoch. Klar, dass der Gemeinderat Einsprache einlegt, so Gemeindeschreiber Elmar Ludl. Für Oeschgen sei es von Anfang an klar gewesen, dass der Gemeinderat zum Rechtsmittel greifen werde, sobald das Projekt in der Gemeinde aufliege, betont Gemeindeschreiberin Svenja Schmid gegenüber der NFZ. Einwohnerinnen und Einwohner hätten schon zu einer Zeit darauf gedrängt, als das Projekt noch nicht auflag.
In Eiken, so Gemeindeschreiber Marcel Notter, verlaufe die Autobahn entlang eines grossen Teils des Dorfes und berühre mehrere Quartiere, aber auch etwas abseits sei der Lärm störend. Und der Gemeinderat von Zeiningen verlangt in den amtlichen Mitteilungen dieser Woche «als ergänzende Massnahmen eine Integration zusätzlicher Lärmschutzmassnahmen wie beispielsweise Lärmschutzwände bzw. deren Erhöhung sowie eine Erweiterung des Perimeters für passive Massnahmen auf alle betroffenen Liegenschaften».
Möhlin verzichtet
Auf eine Einsprache gegen das Lärmschutzprojekt für den Unterhaltsabschnitt Rheinfelden-Frick des Astra verzichtet der Gemeinderat Möhlin. Sylvain Steck, Möhlins Gemeindeschreiber ad interim: «Möhlins Wohnquartiere sind zu weit von der Autobahn entfernt.» Welche Massnahme auch ergriffen werde, die Auswirkungen seinen für Möhlin nicht spürbar, weshalb eine Einsprache kein Thema gewesen sei.


