Begeisterter Theatermann: Roland Graf aus Magden
16.08.2024 MagdenAufgewachsen beim Amphitheater in Windisch, haben ihn Geschichte und Theater seit seiner Kindheit nie losgelassen. Roland Graf hat beim Magdener Freilichttheater «Die listigen Weiber von Höflingen» das Drehbuch geschrieben, führt Regie und schlüpft selber in eine Rolle. ...
Aufgewachsen beim Amphitheater in Windisch, haben ihn Geschichte und Theater seit seiner Kindheit nie losgelassen. Roland Graf hat beim Magdener Freilichttheater «Die listigen Weiber von Höflingen» das Drehbuch geschrieben, führt Regie und schlüpft selber in eine Rolle. Heute Abend ist Premiere.
Janine Tschopp
Wie Roland Graf erzählt war schon der Abend seiner Geburt theatralisch. «Warum die Türen des Spitals an jenem Abend geschlossen waren, weiss niemand. Es pressierte aber, so musste mein Vater durch das WC-Fenster ins Spital ‹einbrechen›», schmunzelt der 51-Jährige, in dessen Leben das Theater immer eine grosse Rolle gespielt hat.
Geprägt hat ihn vermutlich auch, dass er «bei den Römern» aufgewachsen ist. «Das Amphitheater von Windisch lag direkt vor unserer Haustür und wir haben dort als Kinder oft gespielt.»
Jedenfalls hat ihn weder das Theater noch seine grosse Leidenschaft für Geschichte je losgelassen.
Jugendtheatergruppe in Windisch
«Ich habe früh gemerkt, dass es mir Spass macht, in andere Rollen zu schlüpfen, jemanden darzustellen und vor Leuten aufzutreten», erzählt Roland Graf. Bald trat er der Jugendtheatergruppe in Windisch bei und spielte als 15-Jähriger seine erste grössere Rolle in einem klassischen Stück von Henrik Ibsen. «Das Theater will ich weiterverfolgen», wurde ihm sofort klar. Er liess sich an der Schauspielschule in Zürich berufsbegleitend ausbilden. Zudem war Geoffrey John Cauley, ehemals Art Director des Royal Opera Ballets in London, über viele Jahre sein Ausbildner, Mentor und Freund.
Trotz seiner grossen Leidenschaft für das Theater absolvierte er nach der Schulzeit in Brugg eine klassische Banklehre. In den folgenden Jahren war er auf der Bank tätig, später in leitenden Positionen. Das Theater blieb für ihn immer Hobby und wichtiger Ausgleich.
Er spielte bisher in rund 100 Produktionen in verschiedenen Häusern in der Schweiz und in Deutschland. «Am liebsten spiele ich Schurkenrollen. Wenn dich im Laufe des Stücks der ganze Saal hasst, dann hast du alles richtig gemacht», schmunzelt der passionierte Schauspieler. Irgendwann wünschte sich Roland Graf auch einmal «auf der anderen Seite» zu stehen und Theaterstücke zu inszenieren. Wieder war es sein Mentor Geoffrey John Cauley, der ihn bei diesem Prozess begleitete und ihm das Handwerk des Regisseurs näherbrachte. So übernahm er immer mehr Regieaufgaben, war aber parallel dazu auch in verschiedenen Produktionen als Schauspieler tätig.
Der wichtige Schritt ins Fricktal
Seine Arbeit bei der Bank hat ihn vor rund 20 Jahren nach Rheinfelden geführt. «Bis zu diesem Zeitpunkt war das Fricktal für mich tiefstes Ausland. Österreichisch», scherzt er. In Rheinfelden hat er auch seine spätere Frau kennengelernt. Das Paar ist heute verheiratet und lebt mit den beiden Kindern in Magden.
Durch einen Regieauftrag in Sisseln lernte er später auch das obere Fricktal kennen. So kam er zum ersten Mal mit Martin Willi in Berührung (Gründer und Betriebsleiter des Theaters Wiwa in Laufenburg, Anmerkung der Redaktion). Es ergab sich der Kontakt zum Tourismus Laufenburg, wo Roland Graf in die szenische Stadtführung eintauchte. Er entwickelte die historische Figur von Graf Hans und verkörperte sie während über zehn Jahren. Graf fiel auf, dass es auch in Rheinfelden eine Figur gäbe, die sich für szenische Stadtführungen ideal eignen würde. «Rudolf von Rheinfelden hat man zuvor nie so richtig wahrgenommen.» Der Rheinfelder Stadtrat war hellbegeistert von Grafs Idee. So konzipierte und schrieb Roland Graf die szenische Stadtführung für Rudolf von Rheinfelden, den er bis heute verkörpert.
Das Drehbuch des Lebens
Bisher hat Roland Graf eine gute Handvoll Drehbücher geschrieben, was nicht zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehört. «Ich wüsste noch viele Geschichten zu erzählen, habe aber oftmals zu wenig Geduld, diese niederzuschreiben.»
Im Gespräch kommen wir auf das Drehbuch, das das Leben schreibt. So musste Roland Graf vor gut einem Jahr gerade zwei Schicksalsschläge hinnehmen. «Wir waren mitten in den Vorbereitungen des Jim Knopf-Musicals, da musste ich notfallmässig meine Gallenblase entfernen lassen. Im Anschluss erhielt ich die Krebsdiagnose.» Kurze Zeit später verlor er dadurch seine Anstellung bei der Bank. Heute ist er genesen, muss sich aber regelmässigen Kontrolluntersuchungen unterziehen. Seit Monaten bemüht er sich um eine Anstellung, um für sich und seine Familie ein geregeltes Einkommen sicherzustellen. «In meinem Alter einen neuen Job zu finden, ist sehr schwierig.» Manchmal bekomme er auf die Bewerbung nicht einmal eine Antwort. «Solche Erfahrungen stimmen nachdenklich und demütig. Es wird einem bewusst, welches die wichtigen Werte im Leben sind.» Er erwähnt seine Familie und die Kinder, welche ihn auch in dieser schwierigen Zeit immer gestützt haben.
Momentan steckt er in den allerletzten Vorbereitungen des Freilichttheaters «Die listigen Weiber von Höflingen», das er ab heute Abend mit dem Theaterverein Magden aufführt. Roland Graf hat das historische Stück geschrieben und inszeniert und spielt selber die Rolle des Ritters Heinrich.
Roland Graf, ein Mann der seit seiner Geburt im Theater und in der Geschichte zu Hause ist.