Kalte Füsse bekommen sie alle. Einen Rückzieher machen sie deswegen nicht. Der Reiz des Eisbadens zieht jeden Donnerstag warmherzige Wagemutige ins kalte Wasser der Wölflinswiler Badi.
Simone Rufli
Zu Beginn dieser Woche zählte der WhatsApp-Kanal der Badi ...
Kalte Füsse bekommen sie alle. Einen Rückzieher machen sie deswegen nicht. Der Reiz des Eisbadens zieht jeden Donnerstag warmherzige Wagemutige ins kalte Wasser der Wölflinswiler Badi.
Simone Rufli
Zu Beginn dieser Woche zählte der WhatsApp-Kanal der Badi Wölflinswil 625 Follower. Die besonders kälteresistenten unter ihnen treffen sich jeweils am Donnerstagabend am Rand des Schwimmbeckens, mit dem Ziel, hineinzusteigen ins kalte Nass.
Im Januar wurde die Badi saniert, wurde ins bestehende Becken eine Wanne aus Chromstahl eingesetzt. «Um das Chromstahl vor Verformung zu schützen, wird das Wasser nun auch in der kalten Jahreszeit im Becken gelassen. Das Wasser erzeugt den nötigen Gegendruck», erklärt Tobias Treier, Hauswart von Schulanlage und Badi, im Vorbeigehen auf dem Weg ins Wasser.
Auf eigene Verantwortung
Ganz ohne Druck steigen seit Oktober Woche für Woche am Donnerstagabend Unerschrockene ins kalte Wasser. Zwischen 9 und 23 Personen, so erzählt es Nicole Amsler, Präsidentin des Badi-Vereins; 19 waren es am letzten Donnerstag, bei einer Wassertemperatur von 3 Grad. Wer sich das antun will, wird um ein Autogramm gebeten. Es geht um Fragen der Gesundheit, um Haftungsausschluss und ums Bewusstsein um die Risiken, die mit dem Eisbaden verbunden sind. Dem Eiswasser fernbleiben sollten Menschen mit Vorerkrankungen. Wer zum Beispiel unter Herz- oder Gefässproblemen leidet, sollte aufs Eisbaden verzichten.
Probleme gab es bisher keine. Das liegt zu einem grossen Teil an Christine Gasser. Die Pf legefachfrau ist eine geübte Eisbaderin, gewohnt ans Bad im hauseigenen Schwimmteich. Gasser instruiert alle Ankömmlinge und begleitet Eisbad-Neulinge ins Becken. Atmung kontrollieren, Kopf schützen, am besten eine Mütze tragen – über den Kopf geht sehr viel Wärme verloren – Hände vor der Brust kreuzen, nicht untertauchen, nicht länger als eine Minute pro Grad im Wasser bleiben und nach dem Bad in genug grosse Schuhe steigen, damit die Zehen bewegt werden können. Die Füsse, das scheint allen gleich zu gehen, bleiben am längsten kalt.
Eisschollen im Polarmeer
Im Kopf entscheidet sich, was der Körper an Kälte aushält – es klingt wie ein Mantra aus dem Mund der Eisbadenden. Nah am Feuer stehend, denke ich an Eisschollen im Polarmeer, an Kryotherapie in einer durch Stickstoff auf -110 Grad heruntergekühlten Kältekammer. Das reicht, um kalt zu bekommen.
Die Runde löst sich langsam auf. Die meisten werden sich wiedersehen – an einem Donnerstagabend am Beckenrand. Den Schal bis zu den Ohren hochgezogen, setze ich mich ins Auto, reibe die kalten Hände und lasse die Heizung an.
Eisbaden in der Badi Wölflinswil. Jeweils am Donnerstagabend von 17.30 bis 18.30 Uhr.