Sieben, im letzten Moment
21.08.2025 MöhlinDie ersten Plakate hängen, es ist Wahlkampf und nun hat kurz vor Ablauf der Anmeldefrist eine zweite Frau ihre Kandidatur für den Möhliner Gemeinderat eingereicht. Damit sind es nun sieben Personen für fünf Sitze. Der Gewerbeverein Möhlin und Umgebung lud die ...
Die ersten Plakate hängen, es ist Wahlkampf und nun hat kurz vor Ablauf der Anmeldefrist eine zweite Frau ihre Kandidatur für den Möhliner Gemeinderat eingereicht. Damit sind es nun sieben Personen für fünf Sitze. Der Gewerbeverein Möhlin und Umgebung lud die Kandidierenden zum Podium. (rw)
Sieben, im letzten Moment
Eine zweite Frau ist ins Rennen um die fünf Gemeinderatssitze gestiegen. Sämtliche Kandidierenden fanden sich zum Podium ein.
Ronny Wittenwiler
Überspitzt formuliert, waren die sechs Stühle für die sechs Kandidaten fast schon aufgestellt. Podium mit den Bisherigen Lukas Fässler (SVP), Thomas Freiermuth, Loris Gerometta, Hans Metzger (alle parteilos) sowie den Neo-Kandidaten Severin Schürch (Mitte-Partei) und Eva Staubli-Mahrer (FDP). Eingeladen hatte der Gewerbeverein und dann nahm dort vorne am Podium auch Ana Barbosa Platz. Kurz vor Ablauf der offiziellen Anmeldefrist (15. August) reichte sie ihre Gemeinderatskandidatur ein. Wer ist sie?
«Das ist der Schlüssel»
Seit vierzehn Jahren hier wohnhaft, kenne man sie von diversen Orten – katholische Kirche, FC Möhlin, Pfadi, Jubla. Politisch, sagt die Parteilose, verorte sie sich zwischen links und rechts, «also in der Mitte. Neutral.» Der Anstoss für ihre Kandidatur sei aus der Bevölkerung gekommen, sagte sie am Podium. «An der letzten Sommergemeinde wurde ich einmal mehr darauf angesprochen. Ich stehe für Empathie, Ehrgeiz, Effizienz, das soll der Schlüssel für Möhlin sein.» Sie interessiere sich für eine Zusammenarbeit mit Jugendlichen. «Es braucht einen Raum für Jugendliche, für ältere und für alle Generationen, unabhängig von Nationalität.»
Mit solchen Räumen, zumindest für Jugendliche, kennt sich Severin Schürch aus. Der Neo-Kandidat für die Mitte-Partei ist Geschäftsleiter der Offenen Jugendarbeit in Möhlin, die an der Batastrasse ein Jugendhaus betreibt. Zudem mit einem Pensum im Möhliner Wohn- und Pflegezentrum tätig, sprach Schürch explizit von diesen Berührungspunkten mit zwei unterschiedlichen Generationen. In diesem Feld von Jung und Alt finde er sich immer wieder, sagt Schürch. Er wolle sich auch als Gemeinderat gerne für die Bevölkerung einsetzen, ausserdem für einen Begegnungsort der Menschen im Dorf. «Wir haben eine schöne Allmend, sie ist aber ausbaufähig.»
Lukas Fässler, der Amtsälteste, spüre nach wie das Feuer für seine Arbeit als Gemeinderat und Vize-Ammann (wofür er als einziger erneut kandidiert). Mit seinem Knowhow wolle er weiterhin Spielraum schaffen; Spielraum, der neben den verbindlichen Investitionen wie etwa der Unterhalt betriebsnotwendiger Liegenschaften auch die Finanzierung von Projekten im Sozial- und Freizeitbereich erlaube. «In den letzten 28 Jahren haben wir 135 Millionen Franken in diese Gemeinde investiert. Die Infrastruktur ist auf einem guten Stand. Hätten wir das nicht gemacht und die Schulden nicht auf ein vernünftiges Mass reduziert, könnten wir all diese sinnvollen Projekte im Sozial- und Freizeitbereich nicht mehr finanzieren. Ich will, dass das auch in Zukunft möglich ist.»
«Der haushälterische Umgang der Gemeinde verdient ein Kompliment», sagte Mitstreiterin Eva Staubli-Mahrer. Auch sie wolle sich für solide Finanzen einsetzen und war mit Finanzminister Fässler auf Linie. Ausgaben seien nun mal nur möglich, wenn man im richtigen Moment spare. Beruflich mit Grossprojekten vertraut, reize sie am Amt auch die geplante Neuausrichtung der Gemeinde (Stichwort Organisationsanalyse, die NFZ berichtete). Und nicht zuletzt: «Die Frauen, und damit über fünfzig Prozent der Bevölkerung, seien im Gemeinderat nicht vertreten. Es ist jetzt der Zeitpunkt für diese Kandidatur.»
Auf Expertise aus der Privatwirtschaft baut auch der bisherige Gemeinderat Loris Gerometta. Hinzu kommt nun der erhaltene Einblick in die Gemeindeverwaltung während der letzten vier Jahre. «Das gibt mir einen Rucksack und das Gefühl fähig zu sein, diese Gemeinde zu führen.» Gerometta kandidiert als einziger für das Amt als Gemeindeammann. Wenngleich Gerometta nachjustierte: «Genau genommen würde diese Gemeinde nicht von mir geführt, auch nicht vom Gemeinderat. Am Schluss ist es die Stimmbevölkerung, welche die Rahmenbedingungen setzt. Unsere Aufgabe wird sein, uns darin strategisch so gut wie möglich zu bewegen.»
Thomas Freiermuth, ausgestattet mit vier Amtsperioden, wolle seine 16 Jahre Erfahrung als Gemeinderat weiter einbringen – weil er dieses Dorf liebe und er bisher auch mit guten Resultaten gewählt worden war. «Das motiviert mich, weiterzumachen. Ganz wichtig sind für mich unsere Vereine. Die Gemeinde unterstützt sie in sehr vielen Belangen.» Möhlin solle zudem durch Arbeitsplätze und ein Gewerbe, das es im Rahmen der Möglichkeiten zu unterstützen gelte, weiter als Wohnort attraktiv bleiben. Bei Themen wie Verkehr, Vandalismus oder etwa Littering gelte es nun, weitere Schritte vorwärtszukommen.
Er wolle sich vor allem für Nachhaltigkeit und eine qualitative Entwicklung einsetzen, sagte Hans Metzger am Podium. «Wir brauchen qualitatives Wachstum innerhalb der Bauzone. Das ist unsere Lebensgrundlage, die es zu erhalten gilt für kommende Generationen. Wir wollen ein gutes Leben haben in unserem Dorf.» Ein quantitatives Wachstum hingegen würde aus dem Ruder laufen, «die öffentliche Infrastruktur könnte das nicht auffangen.» Und so meinte er direkt adressiert an die Gewerbetreibenden: «Auch ihr könnt euch für dieses qualitative Wachstum einsetzen, das ist wichtig.»
Man hat die Wahl
Allein aufgrund der Kandidatenfülle war mehr als ein bisschen kratzen an der Oberfläche kaum möglich an diesem Podium. Doch wie sie dort sassen, die zwei Frauen, die fünf Männer, so blieb ein erster Eindruck zurück – und die Binsenwahrheit, dass für die Bewerber auf den sieben bereitgestellten Stühlen am Ende bloss fünf Sitze im Gemeindehaus übrigbleiben.
Gewählt wird am 28. September.