Hier spielt die Rheinfelder Zukunftsmusik

  09.11.2023 Rheinfelden

Jetzt ist klar, wie die Gesamtentwicklung des Rheinfelder Bahnhof-Areals aussehen soll. Geplant sind über 200 neue Wohnungen, Verkaufs- und Dienstleistungsflächen, der Abbruch des ehemaligen Restaurants Quelle und der Bau eines Dienstleistungsgebäudes am Rand des Roniger-Parks.

Valentin Zumsteg

Die Zukunft des Bahnhofareals beschäftigt die Rheinfelderinnen und Rheinfelder schon seit längerem. Was der Öffentlichkeit bisher fehlte, war ein Gesamtbild der geplanten Entwicklung. Dies führte verschiedentlich zu Kritik. Am Montagabend wurde nun anlässlich einer Informationsveranstaltung diese Gesamtschau für das Projekt «Neue Mitte» geliefert. Das Interesse war gross, rund 200 Leute strömten in den Bahnhofsaal, um sich über die Pläne orientieren zu lassen.

«Quelle» wird abgerissen für Bushof
Die Stadt hat zusammen mit den SBB und den verschiedenen privaten Grundeigentümern Grosses vor: So ist geplant, dass die Einwohnergemeinde das ehemalige Restaurant Quelle beim Bahnhofplatz kauft und abreissen lässt. Dort soll der künftige Bushof, der Platz für acht Busse bietet, realisiert werden, wie Stadtbaumeister Lorenz Zumstein erklärte. Die Firma J. Willers Engineering AG, die heute in der Quelle-Liegenschaft ihren Sitz hat, wird im vorderen Teil des Roniger-Parks (Ecke Kaiserstrasse/Bahnhofstrasse) ein neues Dienstleistungsgebäude erstellen lassen. «Wir selber benötigen etwa einen Drittel der Fläche», sagte Magnus Willers. Der Rest soll vermietet werden. Geplant ist auch ein Gastroangebot, das ein gemütliches Verweilen in der Nähe des Bahnhofplatzes ermöglicht. Der Roniger- Park, welcher der privaten Roniger-Stiftung gehört, wird tagsüber zugänglich gemacht und soll als grüne und ruhige Oase neben dem lebhaften Bahnhof dienen. «Rheinfelden hat hier ein Juwel», sagte Landschaftsarchitekt Beat Rösch.

Das historische Bahnhofgebäude bleibt erhalten. Verschwinden werden jedoch der Kiosk-Anbau und der Güterschuppen. Auf dieser Fläche, entlang des Geleises, wollen die SBB ein neues Gebäude realisieren. Rund 5000 Quadratmeter sind als Wohnfläche vorgesehen, 1000 Quadratmeter als Dienstleistungsf lächen und 300 Quadratmeter für den Verkauf, wie Salomé Mall, Leiterin Immobilien Development AEC SBB, schilderte. Im Sinne einer Mehrwertabgabe für die höhere Ausnützung, die hier möglich ist, sollen auch preisgünstige Mietwohnungen angeboten werden. Gemäss Mall könnte rund ein Drittel in dieses Segment fallen, das werde aber noch angeschaut. Der Kopfbau des SBB-Gebäudes kann gemäss Lorenz Zumstein über eine Höhe von rund 27 Meter verfügen. Zusammen mit dem geplanten Kopfbau (26 Meter) beim Bahnhofsaal-Areal soll er den Bahnhof und den Bahnhofplatz einrahmen.

Wie schon länger bekannt, will die Realstone SA auf dem freien Land hinter und neben dem Bahnhofsaal verschiedene Neubauten mit zirka 95 Wohnungen sowie Dienstleistungs- und Verkaufsflächen erstellen. Die Stadt beabsichtigt, den Bahnhofsaal von der Realstone SA zu kaufen, um ihn anschliessend zu sanieren. Dank der Mehrwertabgabe, welche die heutige Eigentümerin ebenfalls leisten muss, soll der Kaufpreis reduziert werden.

Im westlichen Teil des Bahnhofplatzes stehen heute private Wohnhäuser. Dort wird sich voraussichtlich nicht so schnell etwas ändern. Der Gestaltungsplan Bahnhof macht aber Vorgaben, was dort künftig gebaut werden darf.

Der Zeithorizont gestaltet sich bei den verschiedenen Projekten sehr unterschiedlich: Während die Neubauten beim Bahnhofsaal ab 2025 realisiert werden sollen, ist beim neuen Willers-Dienstleistungsgebäude mit einem Baubeginn 2027 zu rechnen. Die SBB beginnen ihrerseits voraussichtlich ab 2029. Gemäss Lorenz Zumstein könnten im Endausbau rund 215 neue Wohnungen rund um den Bahnhof entstehen. Das würde Platz bieten für bis zu 475 neue Einwohnerinnen und Einwohner.

Neue Verkehrsführung
Ein wichtiges Thema ist die Verkehrserschliessung, auch dazu machte Lorenz Zumstein Aussagen: Die Bahnhofstrasse, zwischen Kaiserstrasse und Bahnhof, darf künftig nur noch von Bussen und Taxis im Einbahnverkehr befahren werden. Geplant ist eine Begegnungszone, auf der sich auch Fussgänger und Velofahrer bewegen können. Von dort erfolgt die Zufahrt zum unterirdischen Veloparking. Für den motorisierten Privatverkehr wird der Bahnhof über Westen (Quellenstrasse, Fassbindstrasse) erschlossen. Das neue Parking unter dem Bahnhofplatz wird ebenfalls von dieser Seite angefahren.

«Zukunftstauglich machen»
«Die ‹Neue Mitte› ist von zentraler Bedeutung für Rheinfelden», sagte Stadtammann Franco Mazzi. Aktuell wird der Bahnhof täglich im Durchschnitt von rund
10 000 Leuten genutzt; bis im Jahre 2038 sollen es laut Prognosen 15 000 Personen sein, die hier ankommen oder umsteigen. Das sind dann rund fünf Millionen Leute pro Jahr – ein riesiges Potential. «Der Bahnhof soll eine attraktive Verkehrsdrehscheibe und die Visitenkarte von Rheinfelden werden», erklärte Stadträtin Claudia Rohrer. Ähnlich tönte es von Marco Lombardi, stellvertretender Leiter öffentlicher Verkehr beim Kanton Aargau: «Wir müssen den Bahnhof Rheinfelden zukunftstauglich machen.»

Am Montagabend gab es viele Informationen – auf eine offene Diskussion im Plenum verzichtete die Stadt allerdings. Ob kritische Stimmen nicht erwünscht sind? Wer Fragen hatte, konnte sich aber beim Apéro an die Fachleute wenden, die sich ausgiebig Zeit für Erläuterungen nahmen.

Wie geht es jetzt weiter? Ein wichtiger nächster Schritt ist die ausserordentliche Einwohnergemeinde-Versammlung vom 26. März 2024. Dort entscheiden die Rheinfelderinnen und Rheinfelder über die Teilrevision Nutzungsplanung Bahnhofsaal, den Kauf des Bahnhofsaals, den Verpflichtungskredit für die Projektierung der Bahnhofsaal-Sanierung und den Kauf der Liegenschaft Quelle von der Willers AG. Im Frühling 2024 folgt dann die Mitwirkung für den Gestaltungsplan Roniger-Park und im Sommer die Mitwirkung für den Gestaltungsplan Bahnhof. 2024 wird also zu einem entscheidenden Jahr für die «Neue Mitte».

www.neuemitte-rheinfelden.ch


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