«Ich kann es noch gar nicht glauben»: So reagierte der neue Fricktaler Nationalrat

  24.10.2023 Fricktal, Zeihen

Mit dem SVP-Politiker hat das Fricktal wieder einen Vertreter in Bern

Für die SVP war der Wahlsonntag in vielerlei Hinsicht ein Jubeltag. Sie legte beim Wähleranteil zu und eroberte den vor vier Jahren verlorenen Sitz im Nationalrat zurück. Jubel ist auch beim Zeiher Christoph Riner angesagt. Er wurde mit einem Glanzresultat in den Nationalrat gewählt.

Susanne Hörth/Valentin Zumsteg

«Ich kann es noch gar nicht glauben!», so ein überwältigter Christoph Riner am frühen Sonntagabend. Das Aargauer Stimmvolk hatte dem Zeiher SVP-Mann am Wahltag mit 72918 Stimmen das Vertrauen ausgesprochen und ihn damit zum Nationalrat gewählt. Er erzielte mit seinem Resultat das vierbeste unter den 16 gewählten Aargauer Nationalrätinnen und Nationalräten. «Nie hätte ich das erwartet. Ich habe auf ein anständiges Resultat gehofft. Und jetzt das. Ich bin den Leuten, ganz besonders natürlich auch hier im Fricktal, sehr, sehr dankbar.» Nach 14 Jahren als Grossrat freut er sich, künftig als Nationalrat weitere politische Schritte tun zu können. Dass die SVP bei den diesjährigen Wahlen ihren Wähleranteil steigern konnte, sieht Riner auch in den von der Partei präsentierten, aktuellen Themen mit dazugehörenden Lösungen. «Ich denke, dass ist sicher einer der Gründe, warum die Leute wieder vermehrt bürgerlich wählen.» Die SVP Bezirk Laufenburg hat mit 40,95 Prozent gegenüber den Wahlen vor vier Jahren deutlich zugelegt. Damals erreichte sie 35,34 Prozent.

33 Stimmen Unterschied
Lange schien es beim Auszählen der Stimmen, dass auch noch eine weitere Kandidatin aus dem Fricktal, und wie Christoph Riner aus der Gemeinde Zeihen, den Sprung in die grosse Kammer in Bern schafft. SP-Politikerin Colette Basler platzierte sich mit 28781 nur 33 Stimmen hinter ihrer gewählten Parteikollegin Simona Brizzi. Somit befindet sich Colette Basler bei den Sozialdemokraten auf dem ersten Ersatzplatz. Sollte Gabriela Suter beim zweiten Wahlgang in den Ständerat gewählt werden, rückte Colette Basler als Nationalrätin nach.

Zu den Verlierern bei den Wahlen gehören die Grünen. Im Bezirk Laufenburg beträgt ihr Wähleranteil noch 5,96 Prozent (vor vier Jahren 9,04). Zweitstärkste Partei und damit knapp vor der SP ist im Bezirk Laufenburg «die Mitte». Sie brachte es auf 15,66 Prozent (vor vier Jahren auf 18,76 Prozent). Die SP erreichte 15,05 Prozent (vor vier Jahren 14,83). Die FDP konnte mit erzielten 10,09 Prozent (9,54 Prozent) etwas zulegen. Einen kleinen Verlust hinnehmen musste hingegen die GLP. Sie kommt noch auf 6,55 Prozent (vor vier Jahren 6,68 Prozent).

Im Bezirk Rheinfelden sind ähnliche Veränderungen zu verzeichnen. Die SVP, die vor vier Jahren noch deutlich Wähleranteil verloren hatte, legte diesmal um 5,6 Prozentpunkte zu. Mit über 34 Prozent ist sie die mit grossem Abstand wählerstärkste Partei im Bezirk. Zu den Gewinnern gehört ebenso «die Mitte», die mit 14,27 Prozent ein Plus von 0,75 Prozentpunkten verbucht. Klare Verlierer sind diesmal die Grünen, die 2019 noch auf der Siegerstrasse waren: Sie büssen 3,22 Prozentpunkte ein. Die Grünliberalen geben ebenfalls über einen Prozentpunkt ab. Grün war diesmal nicht in. Die SP als zweitstärkste Partei im Bezirk kommt auf 18,08 Prozent (-0,64). Die FDP verliert ebenfalls leicht (-0,38) und erreicht 12,33 Prozent. Die nationalen Trends schlagen sich also auch im Fricktal nieder.


«Wir sind stolz»

Christoph Riner: Von Oberzeihen nach Bern

Mit einem hupenden Konvoi durchs Dorf wurde die Ankunft des neu gewählten Zeiher Nationalrates gefeiert. Bevölkerung und Politprominenz trafen sich in der Auberge Passepartout zum Apéro. «Es ist ein schöner Tag für Zeihen», so die allgemeine Meinung.

Karin Pfister

«Für Zeihen und Oberzeihen ist das ein Jahrhundertereignis. Er hat es verdient. Er hat viele Jahre lang unermüdlich auf dieses Ziel hingearbeitet», sagte Markus Riner. Er ist ein Jugendfreund, seit über zwanzig Jahren zusammen mit Christoph Riner im Vorstand der Oberzeiher Schützen und er hat mit ihm zusammen vor über zwei Jahrzehnten die SVP Ortspartei Zeihen gegründet.

«Freude herrscht», meinte Ammann Christian Probst in seiner Ansprache. Nach dem «halben» Bundesrat – das Grosselternhaus des ehemaligen Bundesrates Joseph Deiss steht in Oberzeihen – stellt das Fricktaler Dorf nun zum ersten Mal in seiner Geschichte einen Nationalrat. «Wir sind stolz.»

Tränen f lossen bei Christoph Riners Mutter Rosmarie Riner. «Ich bin traurig, dass Walti das nicht mehr miterleben darf», sagte sie sichtlich berührt. Christoph Riners Vater ist vor wenigen Monaten nach längerer Krankheit verstorben.

Organisiert wurde die Wahlfeier vom Gemeinderat und von Hansueli Christen von der Auberge Passepartout. Christen hatte den Wein schon am Freitag bestellt. «Ich war mir sicher, dass es reicht.» Untermalt wurde der Apéro durch die Musikgesellschaft Zeihen. Hansueli Christen: «Zu Ehren des neuen Nationalrates wird eine Zeiher Interessensgemeinschaft bei einem Komponisten einen Christoph Riner-Marsch in Auftrag geben.»

Auch für SVP-Grossrat Emanuel Suter aus Gipf-Oberfrick war die Wahl keine Überraschung. «Ich freue mich sehr, dass er es geschafft hat. Das hervorragende Wahlresultat finde ich überwältigend.» Er kenne Christoph Riner schon länger. «Er ist ein bodenständiger, ehrlicher Mensch.»

Die Wahl in Aarau vor Ort mitverfolgt hat André Fries vom Wahlkampfteam. Dieses bestand vor allem aus Jugend- und Schützenfreunden, welche im Vorfeld im Aargau rund 700 Plakate aufgehängt und rund 160 Tafeln gestellt hatten. André Fries: «Das Wahlergebnis mit dem vierten Platz ist top.»

Nach dem Konvoi durchs Dorf wurde Christoph Riner vor der Auberge mit viel Applaus empfangen. «De Riner bliebt au in Bern de Riner», meinte er in seiner kurzen Ansprache. Zu den Gratulanten gehörte auch Regierungsrat Alex Hürzeler. «Es ist sehr erfreulich fürs Fricktal, dass die Region wieder mit einem Nationalrat in Bern vertreten ist.»

«Riesenfreude» herrschte auch bei Roger Fricker, SVP-Gemeindeammann von Oberhof. «Ich hätte auch Freude gehabt, wenn es zwei Zeiher Kandidaten nach Bern geschafft hätten», so Fricker.

Viele Gratulationen für Colette Basler
Nur 33 Stimmen fehlten Colette Basler von der SP für den Einzug nach Bern. Sie ist auf dem ersten Ersatzplatz gelandet. Dafür gab es auch für sie viele Gratulationen und einige tröstende Umarmungen. «Knapp daneben ist auch vorbei», meinte sie und: «Ich bin stolz auf das gute Wahlergebnis», so Colette Basler, welche dankbar ist für die grosse Unterstützung, die sie von Landwirtschaft, Landfrauen sowie Freuden und Familie erhalten habe.


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