In Stein bittet eine Kandidatin um Nichtwahl

  13.10.2023 Stein

Zweiter Wahlgang für den freien Sitz im Steiner Gemeinderat

Warum die Steiner Gemeinderats-Kandidatin Corinne Siegfried am 22. Oktober nun doch nicht gewählt werden möchte, erklärt sie mit überraschenden Wendungen in ihrem Leben. Dadurch würde ihr die benötigte Zeit für das Amt fehlen. Für den freien Ratssitz bewerben sich noch drei weitere Personen.

Susanne Hörth

Probleme, genügend Personen für den Gemeinderat zu finden, hat Stein im Gegensatz zu manch anderen Gemeinden nicht. Im Gegenteil. Bereits in diesem Sommer bewarben sich für die beiden vakanten Ratssitze gleich fünf Kandidatinnen und Kandidaten. Von diesen erreichte nur Vanik Kaufmann mit 303 Stimmen das absolute Mehr von 276 Stimmen. Mit Susanne Schauli Tungprasert (1966, SP), Werner Schneider (1952, «Einwohner von Stein») sowie Corinne Siegfried (1977, FDP) treten drei der im ersten Wahlgang nicht gewählten Personen am 22. Oktober ein weiteres Mal an. Im zweiten Wahlgang neu dazugekommen ist Sarah Brutschi (1972, parteiunabhängig). Unter anderem die Überlegungen, warum es einen zweiten Wahlgang motivieren sie, ebenfalls zu kandidieren. «Die gesunde Balance zwischen Wirtschaft und Mensch ist mir immer ein Anliegen gewesen. In Stein sind meine Wurzeln, das Dorf und seine Menschen liegen mir am Herzen», sagt die gebürtige Steinerin.

Möchte nicht gewählt werden
Die NFZ hat kurz vor dem Wahltag bei allen Kandidierenden nachgefragt, warum sie sich für ein Gemeinderatsamt zur Verfügung stellen. Corinne Siegfried wartete dabei gleich mit einer Überraschung auf. «Rechtlich kann ich meine Kandidatur nicht mehr zurückziehen, aber ich bitte die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger ihre Stimme einer anderen Kandidatin zu geben.» Den Grund liefert sie gleich nach. «Es haben sich zwei langersehnte Träume von mir erfüllt, welche mir nicht mehr erlauben würden, so viel Zeit und Energie in das Gemeinderatsamt zu stecken, wie ich es sowohl den Wählenden wie auch meinen eigenen Ansprüchen schulden würde.» Die Chancen, Platz auf dem noch freien Gemeinderatssitz zu nehmen, erhöhen sich somit für die anderen drei Kandidierenden.

Motivationen
Beim ersten Wahlgang am 18. Juni hatte Susanne Schauli Tungprasert 224 Stimmen und damit das zweitbeste Resultat erzielt. Das habe sie zur erneuten Kandidatur bewogen. «Ich sehe darin auch die Unterstützung der Wählerinnen und Wähler in meine Person.» Auch Werner Schneider – er gehörte in den Jahren 2010 bis 2016 schon einmal dem Steiner Gemeinderat an – spürt die Unterstützung aus der Bevölkerung. Für ihn sind es verschiedene Gründe, sich nochmals zur Wahl zu stellen. «Aufgrund meiner bisherigen politischen wie auch wirtschaftlichen Tätigkeiten bin ich der Meinung, dass ich hier einen Beitrag zum Wohle der Gemeinde leisten kann.»

Sarah Brutschi ist ebenfalls überzeugt, dass sie durch ihren Werdegang als Marketingleiterin und ihrer langjährigen Erfahrungen unter anderem im Bereich Budget- und Projektplanung eine unterstützende und tragende Säule im Gemeinderat sein kann. «Durch meine beiden Standbeine war ich immer eine Brücke zwischen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen und menschlichen Bedürfnissen.»

Als eine der vier Sisslerfeld-Gemeinden ist Stein eng eingebunden in die Entwicklung dieser grössten Arbeitsplatzzone im Kanton Aargau. Das Sisslerfeld habe ihn von 2010 bis 2016 als damaligen Ressortverantwortlicher im Gemeinderat auch schon beschäftigt, erklärt Werner Schneider.  «Zurzeit bin ich Mitglied im Beirat Sisslerfeld.»

Für das Sisslerfeld gute Lösung für den Verkehr, den ÖV und die Grünflächen zu finden, hat für Gemeinderatskandidatin Susanne Schauli Tungprasert eine hohe Priorität. «Damit wir neben der Industrie weiterhin ein gutes Wohngebiet bleiben.» Gute Lösungen für das übergeordnete Thema Sisslerfeld zu finden, geht laut Werner Schneider nur gemeinsam und das über die Gemeindegrenzen hinaus. Die kürzlich bachab geschickten Fusionsabklärungen der vier Sisslerfeld-Gemeinden bedauert er. Diese Abklärungen müssten unbedingt weiterbearbeitet werden.

Im Gespräch bleiben
«Ich sehe die Fusionsabklärungen nicht als gescheitert. Man sollte weiterhin im Gespräch mit der Bevölkerung bleiben, den Puls fühlen und der Sache etwas Zeit geben», ist Susanne Schauli Tungprasert überzeugt. Sarah Brutschi ist offen für die Zukunft und meint: «Ob das Thema der Gemeindefusion neu aufgenommen wird, das wird sich nach dem Antritt der beiden neuen Gemeinderäte in Stein noch zeigen.» Von kantonaler Bedeutung ist auch die neue Mittelschule, die in der Gemeinde in den nächsten Jahren gebaut wird. «Für diese Schule müssen wir die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung, den Vereinen, dem örtlichen Gewerbe und den Schulbehörden suchen, damit es ein gutes Zusammenleben für alle Beteiligten gibt», betont Susanne Schauli Tungprasert. Werner Schneider ist sich sicher: «Mit der neuen Mittelschule in Stein gewinnt die Region mittleres Fricktal an Attraktivität.» Ob Sisslerfeld, Mittelschule oder auch Verkehrsplanung, es werden grosse Projekte auf Stein zukommen ist sich Sarah Brutschi bewusst. «Es sind auch grosse Chancen für Stein, seine Bewohner und die Region, die wir gemeinsam meistern können.»

Wie Sarah Brutschi möchten auch Susanne Schauli Tungprasert und Werner Schneider ihre Zeit, ihre Erfahrungen und ihr Wissen in die gemeinsame Arbeit im Gemeinderat investieren. Der 2. Wahlgang für den freien Sitz im Steiner Gemeinderat findet am 22. Oktober statt.


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