PETER SCHMIDS FRICKTALER CHECK

  02.09.2022 Fricktal

Grosses Kino

Wie gut kennen Sie sich in unserer Region aus? Geografisch? Historisch? Allgemein? Machen Sie den Check!

Peter Schmid*

An wenigen Tagen im Jahr erfreuen wir uns auch im unteren Fricktal an Filmvorführungen. Diesmal an einem besonders bezaubernden Ort.

Der perfekte Sommerabend strebte seinem Höhepunkt zu. Die Mücken im Scheinwerferlicht, sie tanzten noch wilder den Bläsern und Streichern und dem Meister mit dem Taktstock um die Ohren, noch dramatischer jetzt die Akkorde, noch schmachtender die sich nähernden Blicke auf der Leinwand, und endlich, endlich küssten sie sich. Leidenschaftlich nur Hilfsausdruck! Und, ach war das schön, und ach, so traurig, und ach, wie fühlten wir im tiefsten Herzen mit. Und alle sassen wir im Publikum, mittendrin und voll dabei, zusammen mit den gut und weniger gut Bekannten von nebenan, darunter auch die eine oder andere lokale Grösse, die jetzt verschämt und doch nicht unverborgen ein Tränchen der Rührung verdrückte. Dass wir das miterleben durften! Und wie dankbar teilten wir unsere Eindrücke auf dieser paradiesischen Insel des puren Glücks, geborgen zwischen den prächtigen Bäumen am stillen Wasser des nächtlichen Rheins.

Und der Anlass kam genau zur richtigen Zeit. Müssen wir doch gegenwärtig auf eindeutig zu vieles verzichten: auf das zweifellos verdiente Gymnasium (unfair, denn wir hatten doch die besseren Argumente), auf ein schickes neues Brücklein (war es wirklich zu teuer?) oder auf den schmucken gläsernen Prachtbau am Bahnhof (der leider nur ein Aprilscherz bleibt). Das nagt am Selbstbewusstsein. Das macht grantig auf Dauer. Da braucht es auch einmal Balsam auf die Wunden des verletzten Stolzes. Und wie befriedigt nahmen wir im Nachgang die Würdigung in der Presse zur Kenntnis: «Die mit Abstand schönste Bühne!» Mit Abstand! Und – es sei erlaubt, an dieser Stelle darauf hinzuweisen: Für das kulturelle Highlight hätte man keinen geschichtsträchtigeren Ort finden können. Hier, mitten auf der grenzüberschreitenden alten Brücke, hatte ja einst alles begonnen.

Hier liessen sich im Mittelalter mächtige Herren nieder, bauten eine Burg, kontrollierten den Rheinübergang, erlangten politische Bedeutung, begünstigten das Wachsen der Stadt. Da ging es zur Sache: Macht, Reichtum, Gewalt, Krieg. Auch Herrschernachfolger wurden hier auf der Burg gezeugt. Viel Kalkül. Viel Realpolitik. Viel Material für die Geschichtsbücher.

Und die Romantik? Doch keine Idylle? Kein Ort für Liebende? Vielleicht erst, nachdem die Trutzburg Stein geschliffen war. Also nach dem Abzug all der blaublütigen Rudolfs und Heinrichs. Und so ist es uns heute ganz recht, musste die Militärbastion eines Tages einem idyllischen Park mit angrenzendem Strand weichen. Und wie wir das doch geniessen: das Nichtstun (neuhochdeutsch Chillen), das Badevergnügen, das Küssen im nächtlichen Mondschein. Und eben jetzt auch den Kulturanlass am lauen Sommerabend.

Natürlich kann an der hoffentlich nächstjährigen Durchführung technisch nachgebessert werden. Tatsächlich waren die Untertitel in den hinteren Reihen kaum lesbar. Was man ja in den üppigen Kuss-Szenen am Schluss noch verschmerzen konnte.

Diese wollte der Pfarrer (der im Film) bei seiner Vorschau zensurieren. Weil unzüchtiges Gebaren. Weil nicht gut für Jugend und Tugend. Und so schwang er energisch das Glöcklein. Als Befehl an den uns so sympathischen Filmvorführer Alfredo, besagte Stellen herauszuschneiden. Glücklicherweise bewahrte Alfredo die Filmstreifen auf. Zum späteren Schauen. Und zu unserem heutigen Vergnügen.

*Peter Schmid lebt in Rheinfelden, wo er über 30 Jahre als Bezirkslehrer unterrichtet hat.


Wissen Sie die Lösung?

Wo fand die von einem virtuos aufspielenden Orchester begleitete Filmvorführung statt? Und welchen italienischen Film konnte sich das Publikum zu Gemüte führen? (mindestens jenes in den vorderen Reihen)?

Schreiben/ mailen Sie uns. Unter den richtigen Antworten, welche auf der Redaktion bis am nächsten Mittwoch eintreffen, verlosen wir einen Einkaufsgutschein im Wert von 50 Franken. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird in der NFZ vom nächsten Freitag publiziert. redaktion@nfz.ch

NEUE FRICKTALER ZEITUNG
Baslerstrasse 10
4310 Rheinfelden


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