«Eine solche Kapelle ist einmalig im Aargau»

  28.10.2022 Rheinfelden

Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung wird aufwändig saniert

Die Johanniterkapelle ist eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler der Stadt Rheinfelden. Für rund 1,9 Millionen Franken wird das Gebäude derzeit saniert. Am Mittwoch hatte die Bevölkerung die Möglichkeit, den Restauratorinnen und Restauratoren über die Schultern zu schauen.

Valentin Zumsteg

Seit bald einem halben Jahr läuft die Sanierung der Johanniterkapelle in Rheinfelden. Die Gemeindeversammlung hat dafür im Dezember 2021 einen Kredit in der Höhe von 1,934 Millionen Franken bewilligt. Am Mittwochnachmittag informierte die Stadt zusammen mit weiteren Beteiligten über den aktuellen Stand der Arbeiten.

Scheunenmauer für Kapelle
«Eine solche Kapelle mit dieser Ausstattung ist im Aargau einzigartig», erklärte Philipp Schneider von der kantonalen Denkmalpflege. Die Bedeutung des Gebäudes, das 1456 bis 1458 erstellt wurde, sei Fachleuten schon früh bekannt gewesen. In den 1940er-Jahren ist der Bau, der zuvor während Jahrzehnten als Lagerschuppen diente, unter nationalen Denkmalschutz gestellt worden. Die kantonale Unterschutzstellung erfolgte hingegen erst viele Jahre später – ein Kuriosum.

Die jetzige Sanierung, die erste seit rund 70 Jahren, betrifft das Mauerwerk, den Dachstock, die Aussenfassade und die verschiedenen Wandmalereien im Innern (die NFZ berichtete). «Es macht Freude, ein solches Gebäude mit Unterstützung der Denkmalpflege sanieren zu können», sagte Beat Bannwart, Leiter Liegenschaften der Stadt Rheinfelden. Dabei gibt es immer wieder neue Erkenntnisse, die gewonnen werden: So geht die Denkmalpflege mittlerweile davon aus, dass die Südwand zu etwa zwei Dritteln von einem Vorgängergebäude stammte, das wahrscheinlich kein Gotteshaus, sondern eine Scheune war.

Das alte Dachgebälk der Johanniterkapelle, das einige Wasserschäden aufwies, wird derzeit fachmännisch repariert. «Rund 70 bis 80 Prozent des vorgefundenen Holzes stammen aus der Bauzeit des Gebäudes», schilderte Ambrosius Widmer, Restaurator des Holzwerks. Bei der Sanierung müsse einiges an altem Flickwerk entfernt werden.

Ein Hauptaugenmerk der Restaurierung gilt den Malereien, welche sich in drei Bereiche unterteilen: An prominenter Stelle im Laienschiff ist das Jüngste Gericht, im Chor der Christopherus und im Seitenschiff die dekorativen Malereien. Ziel der aktuellen Restaurierung sei es, auch deren Geschichte ablesbar zu halten und die vorhandenen Substanzen möglichst zu belassen, führte Konservatorin und Restauratorin Doris Warger aus. Die heutige Restaurierungsmethodik verbessert mittels Punkteretuschen die Lesbarkeit der Darstellungen. «Die Bilder gewinnen dadurch an Aussagekraft», erklärte Warger.

Das geheimnisvolle Fenster
Immer noch einige Rätsel gibt ein Fensterchen im Sockel der Westwand auf. Es ist unklar, welchem Zweck es diente. Gemäss neusten Erkenntnissen scheint möglich, dass dahinter Tote aufgebahrt worden sind und man diese durch das Fenster von Aussen sehen konnte, wie Philipp Schneider erläuterte. Weitere Sondagen sollen mehr Klarheit bringen. Zahlreiche Interessierte haben am Mittwoch die Möglichkeit genutzt, die Baustelle zu besuchen und einen Einblick zu erhalten. Dabei gab es einige Fragen zu besagtem Fenster.

Noch ist laut Beat Bannwart nicht entschieden, wie die sanierte Kapelle künftig genutzt werden soll: «Theoretisch ist es denkbar, dass es wieder Ausstellungen und kleine Konzerte gibt. Vor allem sollen aber die Wandmalereien mehr im Zentrum stehen.» Gemäss Architekt Christian Lang von Villa Nova Architekten wird im Zusammenhang mit der künftigen Nutzung über eine neue Ausstattung der Kapelle nachgedacht. «Diese könnte ein modern interpretiertes Chorgestühl, aber auch eine Trennwand sein.»

Voraussichtlich im Frühjahr 2023 können die Sanierungsarbeiten abgeschlossen werden – abhängig vom Stand der laufenden Forschungen und den neusten Erkenntnissen daraus.


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