Sprachbarrieren sind kein Hinderungsgrund

  08.12.2022 Frick

Die Kontaktgruppe Asyl Frick lebt Integration vor

Geflüchtete Menschen unabhängig ihrer Nation zu unterstützen, ist für die Kontaktgruppe Asyl Frick seit ihrer Gründung vor fünfeinhalb Jahren eine Selbstverständlichkeit.

Susanne Hörth

Gründungsgrund für die Kontaktgruppe Asyl Frick waren die geflüchteten Menschen, die vor über fünf Jahren im ehemaligen Fricker Werkhof A3 untergebracht wurden. Ihnen mit Offenheit zu begegnen sowie gleichzeitig mit Angeboten im Bereich Sprache, Sport und Austausch die Integration in der Schweiz zu erleichtern sei das Ziel gewesen, erzählt Rolf Schmid. Wie er sind in der Kerngruppe noch die meisten der Gründungsmitglieder aktiv. Von Anfang an hat sich das Team ebenfalls zur Aufgabe gemacht, Raum und Gelegenheiten für Begegnungen inklusive Dialog mit der breiten Gesellschaft zu ermöglichen. Zu den Angeboten gehören unter anderem Deutschkurse, individuelle Begleitungen, ein Treffpunkt, Aufgabenhilfe, die Gesprächsrunde zu Alltagsthemen, das Samstag-Sportprogramm oder die Wandergruppe. «Seit letztem Jahr gibt es auch einen interkulturellen Familien-Sportkurs, der jeweils am ersten Samstag im Monat stattfindet.»

Menschen aus der Ukraine
«Zurzeit spüren wir die starke Zunahme von geflüchteten Menschen aus der Ukraine primär in den Deutschkursen», bezieht sich Schmid auf die aktuelle Situation. Er fügt an: «Mit der frühzeitigen Suche nach zusätzlichen Freiwilligen haben wir uns auf einen neuen Ansturm vorbereitet und überhaupt wieder mit den Sprachkursen angefangen.» Das «Wieder» erklärt er mit: «Nachdem viele Menschen, die während der ersten Phase im Werkhof A3 wohnten, offizielle Deutschkurse besuchen konnten, haben wir dieses Angebot für rund drei Jahre ausgesetzt.» Die nun seit Sommer angebotenen Deutschkurse seien sehr gefragt. «Zurzeit stammt zwar ein Grossteil der Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine. Es nehmen jedoch auch Menschen aus anderen Herkunftsländern daran teil.» Er betont das, weil: «Diese Offenheit war und ist für uns von zentraler Bedeutung. Wir dulden keine Unterscheidung nach der Herkunft.»

Der ehemalige Werkhof A3 in Frick dient dem Kanton Aargau zurzeit als temporäre Unterbringung für ukrainische Geflüchtete. «Aktuell haben wir nur wenig Kontakt zu den Leuten dort, da diese oft nur wenige Tage hier zwischenstationiert sind.»

Rolf Schmid bedauert, dass die Gruppe in der ersten Betriebsphase vor ein paar Jahren nur wenig eingebunden, beziehungsweise offiziell informiert wurde. Oft habe es informelle Besprechungen mit der Betreuungsfirma ORS gegeben. «Seit der Wiedereröffnung im Zusammenhang mit dem Krieg in der Ukraine nehmen wir an den regelmässigen Rapporten von Kanton, Gemeinde, Sicherheit und Betreuung teil.» Das habe im Frühling die Durchführung einer Sammlung von Spielzeug sowie das Einrichten eines Spielcontainers ermöglicht. «Am kommenden Samstag, 10. Dezember, sammeln wir Winterkleider für Erwachsene, die anschliessend in der Unterkunft verteilt werden.»


Herzstück ist der Begegnungsraum

Kontaktgruppe Asyl Frick

Die Nachfrage nach Deutschkursen ist zurzeit bei der Kontaktgruppe Asyl Frick sehr hoch. Es wird sogar eine Warteliste geführt. Um allen geflüchteten Menschen, aktuell sehr viele aus der Ukraine, Sprachunterricht anbieten zu können, braucht es Freiwillige, die mithelfen. Dass hierbei auch ein kleines Engagement viel bewirken kann, erklärt Rolf Schmid von der Kerngruppe.

Susanne Hörth

Seit über fünf Jahren unterstützt und begleitet die Kontaktgruppe Asyl Frick geflüchtete Menschen. «Von Beginn weg haben wir Deutschkurse und den längst sehr beliebten Treffpunkt angeboten», sagt Kerngruppenmitglied Rolf Schmid. Wie wichtig der erwähnte Begegnungsraum ist, verdeutlicht er mit: «Der Treffpunkt am Donnerstagabend im Clublokal des Acli Frick hat sich zum eigentlichen Herzstück unseres Engagements avanciert. Jede Woche treffen wir uns dort, um bei Tee oder Kaffee gemeinsam Deutsch zu sprechen, Spiele zu machen oder zu kochen.»

Ab und zu würden auch Spezialprogramme organisiert. So erst geschehen mit Vorbereitungen für den Stand am Fricker Weihnachtsmarkt von letztem Samstag. An diesem Stand boten die Geflüchteten nebst Bastelarbeiten auch Speisen aus ihren Heimatländern zum Probieren an. Ebenso informierte die Kontaktgruppe über ihre Freiwilligenarbeit. «Diese Form der Öffentlichkeitsarbeit ist für uns sehr zentral. In diesem Jahr machen wir erstmals mit einem Glücksrad darauf aufmerksam, dass es reiner Zufall ist, wo man geboren wird und ob, beziehungsweise wie man in seinem Leben mit dem Thema Flucht konfrontiert wird», sagt Schmid.

Deutschkurse sind gefragt
Ins Leben gerufen wurde die Kontaktgruppe, als der ehemalige Werkhof A3 vom Kanton zur Asylunterkunft umgenutzt wurde. Für die Gruppenmitglieder war es wichtig, den hier untergebrachten Flüchtlingen Kontakte zu ermöglichen und sie im Alltag zu unterstützen. Unter anderem auch mit Deutschkursen. «Alle Angebote wurden von Anfang an gut angenommen und entsprachen den Bedürfnissen», so Schmid. Die Teilnehmenden der verschiedensten Angebote hätten zu Beginn überwiegend aus der damaligen Unterkunft im Werkhof A3 bestanden. «Aufgrund der regelmässigen Transfers kamen immer wieder auch neue Menschen hinzu, während andere in weiter entfernte Orte umziehen mussten.» Hier fügt Rolf Schmid an: «Heute kommen Menschen aus der ganzen Region zu uns.»

Er erzählt zudem von der sehr grossen Nachfrage nach Deutschkursen. An diesen würden zurzeit auch sehr viele Geflüchtete aus der Ukraine teilnehmen. «Wir haben sogar eine Warteliste und könnten problemlos eine zweite, vielleicht sogar eine dritte Klasse führen.» Doch dazu fehlt es an Freiwilligen, welche die Kontaktgruppe Asyl Frick dringend sucht. Dass ein Mitmachen auch in einem kleinen Rahmen möglich ist, macht der Fricker deutlich mit: «Oft gehen Freiwillige davon aus, dass sie für ein Engagement viel Zeit aufbringen oder im Falle der Deutschkurse besondere Vorkenntnisse mitbringen müssen.» Dem sei aber nicht so. «Wir haben beispielsweise auch Freiwillige, die lediglich einmal im Monat oder noch seltener in unserem Treffpunkt dabei sind.» Auch würden im Team bei den Deutschkursen keine ausgebildete Sprachlehrperson mithelfen. «Dennoch machen die Schülerinnen und Schüler grosse Fortschritte. Es braucht also nicht viel, um etwas beizutragen», so ein motivierender Rolf Schmid.

Interessierte, die bei den Deutschkursen mitmachen wollen, können sich bei Carli van Rooij (Tel. 079 437 96 95) melden. Für Fragen oder bei Interesse zur Mitwirkung im interkulturellen Treffpunkt oder beim Sportprogramm steht Rolf Schmid (Tel. 079 486 62 11) zur Verfügung. Wer einmal mit auf eine Wanderung in der Region möchte, kann sich an Karin Salzmann (Tel. 077 412 61 33) wenden. Leoni Brogli (Tel. 076 562 43 15) freut sich über Zuwachs beim interkulturellen Familien-Sportkurs.


Kleidersammlung

Im Zusammenhang mit der Unterkunft im Werkhof A3, aber auch für andere Unterkünfte hat die Kontaktgruppe Asyl Frick im Austausch mit dem Kanton und der Betreuungsfirma ORS die Anfrage erhalten, eine Sammlung für Winterkleider durchzuführen. Diese findet am kommenden Samstag, 10. Dezember, 10 bis 13 Uhr beim Kulturhaus Meck in Frick statt. Gesucht werden Kleider für Erwachsene in den Grössen XS bis L. Als Dankeschön erhalten die Spenderinnen und Spender ein kostenloses Getränk in der Markt-Bar im Meck. (nfz)


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