«In Polen ist Volleyball sehr populär»

  26.09.2022 Gipf-Oberfrick

Reto Giger ist nach zwei Auslandaufenthalten in Gipf-Oberfrick sesshaft geworden

Dank seinem Sport sei er mit Volleyballern auf der ganzen Welt verbunden, sagt Reto Giger, der als Kind zum ersten Mal auf dem Volleyball-Feld stand und heute Captain der Schweizer Nationalmannschaft ist.

Karin Pfister

Es war ein historischer Sieg. In der Heimarena in Schönenwerd gewann die Nationalmannschaft gegen Bosnien und sicherte der Schweiz damit zum ersten Mal seit über 50 Jahren wieder eine Teilnahme an der Europameisterschaft. «Bei der letzten Teilnahme 1971 konnte man sich als Mannschaft noch einfach anmelden; diesmal haben wir die Qualifikation erspielt», so der Captain des Schweizerischen Nationalteams, Reto Giger, welcher seit rund zwei Jahren in Gipf-Oberfrick wohnt. Dass es mit der EM-Teilnahme nun geklappt hat, sei umso schöner, weil die Schweiz in den Vorjahren zwei Mal hintereinander knapp ausgeschieden ist. Reto Giger ist der einzige Fricktaler im Nationalteam und ist wegen seiner Partnerin, Stefanie Rügge, welche aus Zeiningen stammt und in Sulz als Lehrerin arbeitet, in die Region gezogen.

Nur eine Randsportart
Aufgewachsen ist er in Aarau. «Mit neun Jahren habe ich zum ersten Mal Volleyball gespielt und es hat mich gleich gepackt.» Das «Bällele» habe ihm einfach Freude gemacht. «Ich sehe das auch heute immer wieder bei Kindern, welche zum ersten Mal Volleyball spielen. Die Begeisterung ist schnell da.» Gestartet hat Reto Giger seine Karriere damals beim BTV Aarau, wo sein Vater Trainer war.

Volleyball ist in der Schweiz eine Randsportart, als Profi könne man davon leben, aber «reich wie ein Fussballer» werde man nicht. Sieben Mal in der Woche trainiert Reto Giger bei seinem Club, Volley Schönenwerd. Als Passeur ist der 1,94 Meter grosse Sportler vor allem dafür verantwortlich, seinen Teamkameraden die Bälle für die Angriffe zu zuspielen. Die Clubsaison dauert jeweils von August bis April, im Sommer ist er jeweils für die Nationalmannschaft im Einsatz. Reto Giger vergleicht seine Anstellung bei Volley Schönenwerd mit einem 80-Prozent-Pensum; daneben ist er zu 50-Prozent als Informatiker tätig. Er arbeitet viel im Homeoffice – Katze Ashita leistet ihm dabei gerne Gesellschaft – und hat dadurch die nötige Flexibilität für den Profisport.

Schritt ins Ausland eher spät
Rund drei Jahre lang war Reto Giger als Profi in Estland und in Polen tätig. Er wohnte in Radom in der Nähe von Warschau und spielte in der höchsten Liga. «In Polen ist Volleyball sehr populär, man spielt in ausverkauften Hallen und als Profi wird man vom Verein umsorgt und auch von Fans auf der Strasse erkannt.» Den Sprung ins Ausland habe er erst relativ spät, nach abgeschlossenem Studium, gewagt. «In der Schweiz denkt man jobzentriert, nur wenige getrauen sich, zu 100 Prozent auf eine Karriere als Volleyballer zu setzen und als Profi im Ausland zu arbeiten. Ich hatte darum wenig Vorbilder», so der 31-Jährige. Während seiner Zeit in Polen habe er sportlich viel profitiert und auch menschlich sei es eine gute Erfahrung gewesen. «Man verbringt als Team viel Zeit miteinander; es entstehen Freundschaften. Auch polnisch habe er etwas gelernt. «Ich verstehe es und kann auch ein bisschen sprechen, aber es ist eine schwierige Sprache.» In die Schweiz zurückgekehrt ist der Spieler nicht nur, aber auch wegen Corona. Inzwischen ist Reto Giger in Gipf-Oberfrick sesshaft geworden. «Ich bin angekommen, mir gefällt es hier sehr gut.» Er mag das Ländliche, dass man mit dem Velo sehr schnell in der Natur sei und mit Frick trotzdem eine «kleine Stadt mit vielen Einkaufsmöglichkeiten» in der Nähe hat.

Die Volleyball-Europameisterschaft findet im Spätsommer 2023 statt. Die Qualifikationsrunden werden in Israel, Italien, Bulgarien oder Nordmazedonien ausgetragen; in welcher Gruppe die Schweizer dabei sein werden, wird noch ausgelost. «Das Niveau im europäischen Volleyball ist sehr hoch», sagt Reto Giger, der eine Finalteilnahme der Schweiz realistischerweise ausschliesst, aber zuversichtlich ist, dass die Schweiz ein oder zwei Vorrunden-Spiele gegen höher klassierte Gegner gewinnen kann. Und: «Eine Überraschung ist immer möglich.»

 


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