Eine Kapelle mit Geheimnissen

  13.09.2022 Rheinfelden

Das geheimnisvolle Fenster

 

Sanierung der Johanniterkapelle könnte neue Erkenntnisse bringen

Bei Sanierungsarbeiten am Fundament der Johanniterkapelle kam 1991 ein Spitzbogenfenster im Sockel zum Vorschein. Es könnte zu einem tiefer gelegenen Raum gehört haben. Die aktuelle Restaurierung der Kapelle soll dazu neue Erkenntnisse bringen.

Valentin Zumsteg

In der Johanniterkapelle in Rheinfelden wird derzeit f leissig gearbeitet. «Die Restaurierung kommt gut voran», erklärt Projektleiter Christian Dill von Villa Nova Architekten. Die Zimmermannsarbeiten im Glockenstuhl und im Dachstock laufen zügig, wie die NFZ vergangene Woche berichtete. Währenddessen sind im Innenraum aktuell drei Teams daran, die Wandmalereien zu reinigen, zu konservieren und zu restaurieren.

Engel und Teufel
Ruhig und konzentriert widmen sich die Restauratorinnen und Restauratoren ihrem Werk. Sie haben viel zu tun: Eine dreizonige Darstellung des Jüngsten Gerichts überzieht die ganze obere Hälfte der Chorbogenwand und setzt sich an der Ostwand über das dortige Fenster hinaus fort. Über dem Bogenscheitel thront der Weltenrichter und zeigt seine Wundmale. Maria und der Täufer Johannes sind ihm zur Seite. Hinter Johannes werden die Toten, die ihren Gräbern entsteigen, von einer Vielzahl gelber und roter Teufelchen mit struppigem Fell und gezackten Schwänzen gepeinigt. «Ein Teufel entwendet einem Engel die Posaune und bläst sie selber», weist Restauratorin Doris Warger auf ein Detail hin. Von den Bildern sind teilweise nur noch Fragmente übrig. «Nach der Restaurierung werden die Besucherinnen und Besucher der Kapelle deutlich mehr von der Wandmalerei sehen. Es braucht dazu aber noch viel Feinarbeit. Man darf sich überraschen lassen», schildert Warger. Am 26. Oktober bietet der Tag der offenen Kapellen-Tür allen Interessierten eine Möglichkeit, die Wandmalereien von ganz nahem zu sehen. Dort können die Besucher den Restauratorinnen und Restauratoren bei ihrer Arbeit über die Schultern schauen.

Welches Geheimnis birgt das Fensterchen?
Rätsel gibt ein kleines Fensterchen im Sockel der Westwand auf. Dieses ist 1991 bei Sanierungsarbeiten am Fundament entdeckt worden. Es misst nur 34 Zentimeter in der Breite und einen knappen Meter in der

Höhe. «Bei dem gotischen Spitzbogenfenster handelt es sich um eine Öffnung, die einen dahinter liegenden Raum mit Licht versorgt haben muss», heisst es in einem Bericht der Aargauer Kantonsarchäologie aus dem Jahr 2021. Das Fenster könnte zu einer tiefer gelegenen Nebenkapelle oder Sakristei gehört haben, lautet eine der Vermutungen. Vielleicht war dahinter sogar ein Grab und das Fenster diente dazu, die Gebeine von aussen sehen zu können. Die Kapelle wurde in den Jahren 1456 bis 1458 erbaut. «Grundsätzlich ist auch nicht auszuschliessen, dass das Fenster zu einem Bau gehörte, der vor der Inbesitznahme durch die Johanniter in den Jahren 1451 bis 1456 an dieser Stelle stand und dann in den Kapellenneubau integriert wurde.» Die aktuellen Sanierungsund Restaurierungsarbeiten können eventuell dazu beitragen, das Rätsel zu lösen. «Es stellt sich auch die Frage, was wir mit diesem Fenster machen», sagt Architektin Anne Dörner von Villa Nova. Es bleibt spannend.


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