«Mich fasziniert das Malen mit Licht»

  14.08.2022 Persönlich, Zuzgen

Spektakuläre Naturaufnahmen, welche die Schönheit der Welt und die Wunder in der Region zeigen, sind die Leidenschaft von Lukas Moesch. Seit diesem Sommer setzt der gebürtige Fricktaler zu 100 Prozent auf die Fotografie. Hinter jedem Bild steht auch ein Erlebnis, sagt er.

Karin Pfister

Wenn Lukas Moesch auf den Auslöser drückt, hat er eine akribische Vorbereitung und meistens einen längeren Aufstieg hinter sich. Mit dem Bild «Eispalast am Matterhorn» von der Eishöhle beim Furggletschter mit Blick aufs Matterhorn wurde er zum Naturfotografen des Jahres ausgezeichnet. Zwei Tage lang hat Lukas Moesch bei der Eishöhle bei minus 15 Grad biwakiert, um den richtigen Moment zu erwischen. Der Aufstieg mit 30 Kilogramm Gepäck – darunter seine Ausrüstung mit Stativ und Kamera – hat vier Stunden gedauert. Eishöhlen faszinieren ihn, weil sie jedes Jahr anders aussehen. «Ich möchte auch zeigen, wie fragil und wie vergänglich diese schönen Momente sind.» Ein nächstes Projekt, das er im Wallis geplant hat, sei es, dass Matterhorn nachts unter der Milchstrasse abzulichten.

Als Naturfotograf möchte Lukas Moesch vor Ort keine Spuren hinterlassen; einerseits um das Bild nicht zu zerstören – «wenn meine Fussabdrücke im Schnee auf dem Bild zu sehen sind, war die ganze Vorbereitung für nichts – aber auch um die Natur zu schützen. Er gibt darum auch nie bekannt, wo genau er ein Foto aufgenommen hat, damit er keine Touristenscharen anlockt, welche mit der Natur nicht so sorgfältig umgehen wie er. «Die schönen Momente sollen für alle da sein; es soll möglichst niemand merken, dass ich irgendwo war. Auch für diejenigen, die den Ort nach mir entdecken, soll er noch unberührt sein.»

Rund 150 000 Bilder gemacht
Lukas Moesch wohnt schon seit vielen Jahren in Kleindöttigen, kommt aber ursprünglich aus Zuzgen, wo er seine ersten Lebensjahre verbracht hat. Seine Eltern sind beide Fricktaler; seine Mutter stammt aus der Metzgerfamilie Bernet aus Obermumpf, sein Vater führt bis heute in Zuzgen die Carosserie Moesch, wo der 25-Jährige bis vor kurzem als Carosseriespengler gearbeitet hat. Gleichzeitig hat er in den vergangenen zwei Jahren eine Ausbildung zum Outdoor-Guide absolviert mit dem Ziel, Touren und Fotoreisen anzubieten. Der Aufbau der Selbstständigkeit plus die Arbeit in den Werkstatt seien zeitlich nicht mehr zu schaffen gewesen, weshalb Lukas Moesch seit Anfang Juni zu 100 Prozent auf den Aufbau eigenen Firma setzt. Als nächstes Projekt visiert er Norwegen an, wohin er Mitte August reisen wird. Er möchte die Herbstfarben, die Moschusochsen und den arktischen Norden fotografieren.

Um gute Bilder zu machen, müsse man aber nicht zwingend in die Ferne reisen, auch die Umgebung rund um Kleindöttingen biete schöne Momente in der Natur. «Wenn man in der Dämmerung rausgeht, sieht alles ganz anders aus als tagsüber.»

Rund 150 000 Bilder hat Lukas Moesch, der sich das Fotografieren selber beibrachte, bis jetzt gemacht, schätzt er. Ein Lieblingsfoto hat er nicht; das wechsle immer wieder. «Für ein gutes Bild braucht es Geduld, Ausdauer und eine gute Idee.» Er ist oft alleine unterwegs und trägt zu seiner eigenen Sicherheit immer einen Funksender mit sich, damit er auch im unwegsamen Gelände, wo es keinen Handyempfang gibt, im Notfall um Hilfe rufen können. Manchmal wird er von seiner Freundin Verena begleitet, die ebenfalls eine Ausbildung zum Outdoor-Guide absolviert hat.

Stunden im Tarnzelt
Auch im Fricktal können spektakuläre Naturbilder entstehen, eines davon hat Lukas Moesch in Gansingen unterhalb des Laubberges gemacht. Geplant gewesen war einen knorrigen Birnbaum im Mondlicht zu fotografieren. «Und dann kam ein Feldhase und hat sich direkt vor den Baum gesetzt, so konnte er auch mit aufs Bild.» Auch ein Fuchs und ein Reh betraten danach noch die Szenerie, konnten aber nicht fotografisch eingefangen werden. Die Arbeit mit freilebenden Tieren sei schwierig und brauche Geduld. Oft wartet der Fotograf stundenlang im Tarnzelt, um gute Bilder machen zu können; die Kamera ist auf lautlos gestellt, da schon ein feines Klicken die Tiere verschreckt und vertreibt.

Seine Fotoreisen und Outdoor Touren sind nicht für Massentouristen gedacht, so Moesch; es gehe mehr um exklusive Momente für wenige. «Ich möchte die Menschen in die Natur bringen», sagt er und erzählt, wie wenig es manchmal braucht, damit alles schön ist. «Kürzlich habe ich eine Nacht erlebt, die so klar war, dass das Sternenlicht Schatten warf.»


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