PETER SCHMIDS FRICKTALER CHECK
05.12.2025 FricktalAnders schauen
Wie gut kennen Sie sich in unserer Region aus? Geografisch? Historisch? Allgemein? Machen Sie den Check!
Grossartige Literatur wird auch im Fricktal geschrieben. Zum Beispiel von Christian Haller.
Peter Schmid*
...Anders schauen
Wie gut kennen Sie sich in unserer Region aus? Geografisch? Historisch? Allgemein? Machen Sie den Check!
Grossartige Literatur wird auch im Fricktal geschrieben. Zum Beispiel von Christian Haller.
Peter Schmid*
Wenn die Tage kürzer werden, machen Sie es sich, liebe Leserin, lieber Leser, vielleicht abends in der warmen Stube gemütlich und greifen zu einem Buch. Das tue auch ich gerne. Neulich vertiefte ich mich in das Werk eines Fricktaler Schriftstellers, der mir bis anhin – unerklärlich, aber wahr – unbekannt war.
In der Novelle «Sich lichtende Nebel» von Christian Haller schildert ein Geschichtsprofessor seinem Freund ein besonderes Erlebnis. Es sei ihm gelungen, einen bisher ungewohnten Blick auf seine natürliche Umgebung zu werfen. Die Sonne schien, Schattendunkel in den Bäumen und Büschen wechselten mit leuchtenden Rasenflächen. Er habe einen Strom von Lichtteilchen wahrgenommen, wie in einem Dialog von allem mit allem, und er sei ein Teil davon gewesen.
Die Reaktion des Freundes ist enttäuschend: Ob er jetzt von einem der Wahrheit und Wirklichkeit verpflichteten Historiker zu einem Dichter fantastischer Literatur geworden sei? Ob er nun unter Halluzinationen mit mystischem Beigeschmack leide?
Der dadurch gekränkte und missverstandene Professor erkennt die Schwierigkeit, das Erlebte glaubwürdig zu beschreiben. Was ihm grossartig erschien, wird nun dem Spott und der Lächerlichkeit preisgegeben. Frustriert fragt er sich, warum es ihm nicht gelinge, deutlich zu machen, dass er während seiner Erlebnisse den normalen Sehraum verlassen hatte, dadurch etwas wahrnahm, das einem herkömmlichen Sehen nicht zugänglich war. Scheint es seinem Protagonisten Mühe zu bereiten, die richtigen Worte zu finden, so gelingt es dem Autor Christian Haller meisterhaft, die Episode zu erzählen. Und nicht nur diese:
In derselben Erzählung wälzt ein junger Wissenschaftler ungelöste Fragestellungen physikalischer Gesetzmässigkeiten bis zur Erschöpfung in seinem Kopf. Schliesslich nimmt er eine Auszeit auf einer kargen Insel. Dort ist er zu Fuss unterwegs und beim Gehen versucht er sich von den quälenden Gedanken zu befreien, im Aufschauen und Schweifenlassen des Blicks wieder eine selbstgewisse Ruhe zu finden.
Tatsächlich stellt er schliesslich fest, dass er – ohne es zu merken – in der Mussezeit äusserst produktiv war. Als würden Probleme auf einer anderen, unbewussten Ebene weiterbearbeitet.
Schliesslich gelingt es ihm, mit frischem Blick sich wieder seiner Arbeit zuzuwenden. Das Resultat sind bahnbrechende Entdeckungen, welche die bisher gültigen wissenschaftlichen Erkenntnisse auf den Kopf stellen. Die Erzählung beruht auf historischen Tatsachen: Der erst 23-jährige Physiker Werner Heisenberg formulierte im Jahre 1925 die sogenannte Quantentheorie, die das Wesen und Verhalten von Materie und Energie erklärt. Auch für Physik-Banausen (ich zähle mich dazu) wird die federleicht formulierte Darstellung Christian Hallers zum Lesegenuss mit philosophischem Tiefgang. Die Wege der beiden Hauptfiguren in «Sich lichtende Nebel» kreuzen sich zu Beginn der Erzählung. Ohne es zu wissen, teilen sie beide eine gemeinsame Erfahrung: Sie verlassen den gewohnten Wahrnehmungsraum und stellen fest, dass sich Entscheidendes dadurch verändert.
Einmal hat der eingangs erwähnte Professor einen Traum: Er wusste nicht, wo er war, und hatte auch kein Ziel. Ausser vielleicht zu schauen. Was immer er ansah, bekam einen kristallenen Glanz und war von einer leuchtenden Schönheit.
Das werde ich mir vornehmen. Schauen. Gerne auch abseits gewohnter Wahrnehmungen. Und vielleicht verwischt sich dabei die klare Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit.
Was es dazu braucht? Passende Kleidung und gute Schuhe. (Oder doch lieber das Velo?). Und dann raus in die Natur. Und die ist – praktisch für uns Fricktalerinnen und Fricktaler – direkt vor der Haustür.
Die Wettbewerbsfragen:
1. Der Schriftsteller Christian Haller wohnt in:
a) Laufenberg
b) Zeiningen
c) Wittnau
2. Die kursiv und fett gedruckten Passagen des heutigen Checks sind Zitate aus «Sich lichtende Nebel». Das Buch wurde 2023 ausgezeichnet mit dem:
a) Fricktaler Förderpreis
b) Schweizer Buchpreis
c) Aargauer Publikumspreis
Wissen Sie die Lösung?
Schreiben oder mailen Sie uns die Lösungen. Unter den richtigen Antworten, welche auf der Redaktion bis am nächsten Mittwoch eintreffen, verlosen wir einen Einkaufsgutschein im Wert von 50 Franken. Der Gewinner oder die Gewinnerin wird in der NFZ vom nächsten Freitag publiziert.
NEUE FRICKTALER ZEITUNG
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4310 Rheinfelden redaktion@nfz.ch
Wettbewerbslösung in der nächsten Freitags-NFZ.
* Peter Schmid lebt in Rheinfelden, wo er über 30 Jahre als Bezirkslehrer unterrichtet hat.


