Jung & politisch
07.08.2025 KolumneHören wir wirklich noch zu?
Alina Spuhler, die Mitte, Rheinfelden
Kennen Sie das auch, geschätzte Leserinnen und Leser? Während eines Gespräches scheint unser Gegenüber nur passiv zuzuhören. Der Blick des Gesprächspartners ...
Hören wir wirklich noch zu?
Alina Spuhler, die Mitte, Rheinfelden
Kennen Sie das auch, geschätzte Leserinnen und Leser? Während eines Gespräches scheint unser Gegenüber nur passiv zuzuhören. Der Blick des Gesprächspartners schweift in die Umgebung ab, von Zeit zu Zeit erhält man ein unpersönliches Nicken oder «Aha» als Antwort und auf das eigentlich Gesagte wird nicht wirklich eingegangen. Sei dies im persönlichen Gespräch mit Freunden, bei der Arbeit oder auch während politischer Diskussionen. Und oftmals denkt man sich: Weshalb erzähle ich überhaupt?
Wir leben in einer Zeit, in der schnelle und einfache Kommunikation die Überhand hat, so zum Beispiel bei Instagram, TikTok, Snapchat und Co. Doch zu einer gelungenen Kommunikation gehört nicht nur das Senden von Botschaften, sondern auch das aktive Empfangen und die Weiterverarbeitung – «technisch» ausgedrückt, soweit, so gut.
Aktives Zuhören bedeutet genau das: nicht nur «dabei sein», sondern präsent sein. Es heisst, dem anderen die volle Aufmerksamkeit zu schenken, Blickkontakt zu halten, nachzufragen, Interesse zu zeigen. Es bedeutet auch, einfach mal nichts zu sagen – und nicht direkt mit «Boah, das kenn ich auch!» oder einem Ratschlag dazwischen zu grätschen. In der zuhörenden Rolle geht es auch darum, sich zu fragen, weshalb das Gegenüber sich wohl so ausdrückt, woher diese Meinung kommt und weshalb das Bedürfnis besteht, sich so mitzuteilen.
Und ja, das ist gar nicht so leicht. Auch ich ertappe mich dabei, wie ich während eines Gespräches schon an den nächsten Punkt auf meiner To-Do-Liste denke oder die vorbeigehenden Passanten beobachte. Aber genau dies macht schlussendlich den Unterschied – Zuhören ist keine Nebenbeschäftigung, sondern eine Entscheidung!
Versuchen wir in unseren nächsten Gesprächen darauf zu achten und aktiv zuzuhören. Versuchen wir, das Dilemma der Freundin zu verstehen, bevor wir Ratschläge erteilen. Fragen wir nach, weshalb unser Arbeitskollege heute etwas gereizter reagiert als an anderen Tagen. Fragen wir nach, weshalb unser Gesprächspartner seine Meinung so stark vertritt, bevor wir gleich abblocken und uns denken, mit ihm könne man ja so oder so nicht diskutieren.
Seien wir nicht nur mit offenen Ohren beim Gespräch dabei, sondern auch mit offenem «mind».
Einmal pro Monat schreiben Fricktaler Jungpolitikerinnen und Jungpolitiker von verschiedenen Parteien in der NFZ darüber, was sie beschäftigt, politisch und privat. (nfz)