Komplimente aus Österreich
Es gibt Komplimente, die sind besser als jede Beleidigung. Die Österreicher scheinen Meister darin zu sein. Kürzlich hat ein Publizist aus unserem östlichen Nachbarland in einer Zeitung dafür plädiert, das ...
Komplimente aus Österreich
Es gibt Komplimente, die sind besser als jede Beleidigung. Die Österreicher scheinen Meister darin zu sein. Kürzlich hat ein Publizist aus unserem östlichen Nachbarland in einer Zeitung dafür plädiert, das österreichische Politsystem dem schweizerischen anzugleichen. Also alle wichtigen politischen Parteien in die Regierungsverantwortung zu nehmen und mehr Kompromisse zu wagen, um einen Konsens zu erreichen. Denn mit den verhaltensauffälligen österreichischen Selbstdarstellern in der Politik scheint kein funktionierender Staat zu machen.
Die Schweiz ist da anders: «Die Politikerinnen und Politiker nehmen sich in der Schweiz nicht so wichtig. Hierzulande kennt man nicht einmal die Namen der dortigen Regierungsmitglieder», schrieb er. Ein österreichisches Wirtschaftsmagazin zielte in die gleiche Richtung: «Die Schweiz ist kein Land, das Einzelpersonen glorifiziert. Das politische System ist darauf ausgelegt, dass weitgehend gesichtslose Politiker das Land in einem auf Konsens ausgelegten System führen.» Gesichtslose Politiker? Das hat gesessen, war aber sicher nett gemeint.
Mit anderen Worten: Die Österreicher finden die Schweiz sterbenslangweilig, aber stabil. Oder wie sagte einmal ein österreichischer Fernsehkommentator: «Zürich ist doppelt so gross wie der Wiener Zentralfriedhof, aber nur halb so lustig.» Da müssen nicht nur Österreicher schmunzeln.
DER SALZSTREUER salzstreuer@nfz.ch