DIE WIRTSCHAFT SIND WIR
07.03.2025 KolumneÜber Big Macs und die Fricktaler Wettbewerbsfähigkeit
Niklaus Leemann
Wer im Fricktal seinen Hunger mit einem saftigen Big Mac von McDonald’s stillen möchte, hat zwei Optionen: In Kaiseraugst gibt es den Klassiker für sieben Franken ...
Über Big Macs und die Fricktaler Wettbewerbsfähigkeit
Niklaus Leemann
Wer im Fricktal seinen Hunger mit einem saftigen Big Mac von McDonald’s stillen möchte, hat zwei Optionen: In Kaiseraugst gibt es den Klassiker für sieben Franken zwanzig. Acht Kilometer entfernt in Badisch Rheinfelden gibt es das exakt gleiche Produkt für 5 Euro neunundneunzig – unter Berücksichtigung des Wechselkurses also satte 28 % teurer im Fricktal als im Badischen.
Für eine Fricktalerin und einen Fricktaler kaum was Neues. Schon mal den Stau am Samstagmorgen auf der Fridolinsbrücke in Stein oder der Neuen Rheinbrücke in Laufenburg gesehen, lieber Kolumnist? Also erzähl doch das dem Fährimaa.
Gemäss der britischen Fachzeitschrift «Economist» liegt jedoch diese Differenz nicht etwa daran, dass die Schweiz ein so viel höheres Lohnniveau hat oder das Schweizer Fleisch einfach so viel besser sei als das ausländische, sondern schlicht an einer strukturellen Überbewertung des Schweizer Frankens um eben diese 28 %.
Diese Argumentation folgt dem Prinzip der so genannten Kaufkraftparität, wonach eine Währung jeweils reflektieren soll, was man damit kaufen kann. Wenn also beispielsweise ein Gut in der Schweiz einen Franken und in Deutschland zwei Euro kostet, sollte der Wechselkurs genau 1:2 betragen. Abweichungen davon deuten auf eine Über- oder Unterbewertung hin, die über die lange Frist wieder ausgeglichen werden müsste. Gemessen wird das am besten anhand eines hoch standardisierten Produkts wie eben dem Big Mac.
Fricktalerinnen und Fricktaler sind sowohl Gewinner als auch Verlierer dieser Anomalie. Einerseits profitieren sie als Konsumenten von den geringeren Einkaufspreisen für Güter des täglichen Bedarfs. Selbst wenn sie selbst keine Einkaufstouristen sind, entlasten geringere Importpreise dank starkem Franken indirekt das Portemonnaie – dieser Effekt hat die Schweiz in den letzten Jahren von massiver Inflation im Ausland abgeschirmt. Andererseits sind Fricktalerinnen und Fricktaler auch Produzenten vieler Exportgüter. Durch die Überbewertung des Frankens sind diese auf dem Weltmarkt künstlich überteuert und somit weniger wettbewerbsfähig.
Ob und wann sich die Kaufkraftparität wieder einpendelt, bleibt abzuwarten. Auswirkungen gäbe es zuhauf – vom Pappteller bis zum Arbeitsplatz.
In der Kolumne «Die Wirtschaft sind wir» beschreibt der Ökonom und Unternehmensberater Niklaus Leemann, wie die Wirtschaft fester Bestandteil unserer Gesellschaft und unseres Lebens ist.