Von der Muse bepinselt
Ronny Wittenwiler
Die Rheinfelder meinen ja oft, wir in Möhlin hätten keine Kultur. Soso: immer schön draufhauen. Dann täte ich all denen mal dringendst die dauerhafte Kunstausstellung bei uns im Gemeindehaus empfehlen, ...
Von der Muse bepinselt
Ronny Wittenwiler
Die Rheinfelder meinen ja oft, wir in Möhlin hätten keine Kultur. Soso: immer schön draufhauen. Dann täte ich all denen mal dringendst die dauerhafte Kunstausstellung bei uns im Gemeindehaus empfehlen, wo seit Jahren immer wieder grosse Künstler ihre Arbeiten präsentieren. Gut, es wurden Bilder aus Versehen zwar auch schon verkehrtherum aufgehängt, aber das waren dann auch komplizierte Gemälde. Mit Landschaftsbildern ist es meines Wissens noch nie passiert.
Doch wollen wir bitte seriös bleiben: Die Ausstellung im Gemeindehaus ermöglicht ganz Möhlin niederschwellig Zugang zu zeitgenössischer Kunst. Und bei jedem Wechsel stellt die Gemeinde dann den neuen Künstler vor und hält in einer Mitteilung fest, was er sich dabei nur gedacht hat. Das klingt dann zum Beispiel so: «Er ist Bauchmaler, das heisst, er bearbeitet eine Leinwand, ohne zu wissen, was dabei herauskommen soll.»
Okay, das kenn ich. Passiert mir auch immer. Grundsätzlich hilft mir aber eine künstlerische Einordnung schon sehr, um die Absichten der Künstler besser zu verstehen – wie eine Art Leitfaden. Und so habe ich im dritten Stock vom Gemeindehaus plötzlich klar erkennen können, wie sich hier der Künstler mit seinem klar strukturierten Bild seinen eigenen rebellischen Weg in die Freiheit bahnt. Bis zufällig der Gemeindeammann um die Ecke kam und mich darauf hinwies, dass ich seit zehn Minuten den Fluchtplan studiere.
witte@nfz.ch