So schlecht ist er nicht!
Simone Rufli
Sie haben sich noch nie getroffen, sie werden sich nie kennenlernen und sie bleiben garantiert auf immer getrennt durch die Distanz von 31 Tagen. Trotzdem – die Monate November und Januar verbindet viel; vor allem ...
So schlecht ist er nicht!
Simone Rufli
Sie haben sich noch nie getroffen, sie werden sich nie kennenlernen und sie bleiben garantiert auf immer getrennt durch die Distanz von 31 Tagen. Trotzdem – die Monate November und Januar verbindet viel; vor allem Ablehnung: Kurze Tage, Nebel, Dunkelheit. Zugefrorene Windschutzscheiben. Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Schmuddelwetter…
In Umfragen – nicht nur bei uns im Büro – rangieren die beiden Monate meist ganz unten in der Beliebtheitsskala. Zu Unrecht wie ich finde. Und so will ich heute an dieser Stelle und aus der Mitte des Novembers heraus mal eine Lanze für den Verkannten brechen.
Denn seien wir uns doch wieder einmal bewusst: Es gibt kein Licht ohne Schatten. Auf den Kalender übertragen: Was wäre der Mai ohne den November? Was junge hellgrüne Sprösslinge, ohne dass die alten Blüten vom Sturm fortgefegt worden wären? Was wären laue Sommerabende ohne die Erinnerung an nass-kalte Novembertage?
Und welcher Monat, wenn nicht der Elfte, setzt sich derart erfolgreich gegen die immer grössere Armada von Laubbläsern zur Wehr? Es braucht nur einen einzigen heftigen Windstoss und die unter ohrenbetäubendem Lärm zusammengeblasenen Blätter verteilen sich wieder in alle Himmelsrichtungen. Der November, ein Synonym für Unbeugsamkeit, Stärke und Eigensinnigkeit.
Der deutsche Ingenieur und Schriftsteller Heinrich Seidel meinte einst zum November:
«Solchen Monat muss man loben. Keiner kann wie dieser toben… Und wie nass er alles macht! Ja, es ist ‘ne wahre Pracht.»