Schritt für Schritt
Susanne Hörth
Sechsundsiebzig, siebenundsiebzig…, zweihundertdreiundzwanzig, zweihundertvierundzwanzig…, tausenddreihundertneunundvierzig, tausenddreihundertfünfzig. Wer nun denkt, hier muss dringend in irgendeiner ...
Schritt für Schritt
Susanne Hörth
Sechsundsiebzig, siebenundsiebzig…, zweihundertdreiundzwanzig, zweihundertvierundzwanzig…, tausenddreihundertneunundvierzig, tausenddreihundertfünfzig. Wer nun denkt, hier muss dringend in irgendeiner Form Platz gefüllt werden, der irrt. Vielmehr zeigt es das Dilemma, in welchem die Schreibende steckt. Zweitausendnullhundertvierundvierzig, zweitausendnullhundertfünfundvierzig…
Täglich die eigenen Schritte zählen sei sehr wichtig, um zu wissen, ob Frau sich genügend bewegt, erklärte mir kürzlich eine Bekannte. Schliesslich gehe es um das oberste Gut, die Gesundheit. Das erste Gerät, welches sie zum Schritte zählen angeschafft habe, hätte sie mittlerweile durch ein ultra cooles Teil am Handgelenk ersetzt. Eine Smartwatch, die wirklich ganz viel könne. Sie könne nicht nur Nachrichten empfangen, Mail checken, telefonieren, Uhrzeit ablesen, sondern auch den Puls messen und eben Schritte zählen. So mache das tägliche Laufen gleich noch mehr Spass.
Jetzt zu meinem Dilemma. Ich laufe täglich mit unseren Hunden. Und weil jetzt eben zusätzlich wegen der Klärung, ob ich auch wirklich genügend Schritte dabei mache, eben diese gezählt werden müssen, überlege ich mir ernsthaft ebenfalls so ein ultra cooles Teil für das Handgelenk anzuschaffen. Denn die Schritte zählen, ohne sich dabei zu verzählen, ist ziemlich anstrengend. Statt den schönen Spaziergang an der frischen Luft zu geniessen, bin ich erschöpft vom konzentrierten Mitzählen. Dreitausendsiebenhundertfünfundneunzig, dreitausendsiebenhundertsechsundneunzig …