Ein Häuschen für den Pegel
11.07.2023 BrennpunktAm Rheinfelder Rheinweg steht ein Häuschen, ganz unscheinbar. Dort wird der Flusspegel gemessen. Dabei kommt viel Technologie zum Einsatz, aber nicht nur. Regelmässig sieht Rolf Lenzin zum Rechten und meldet den Wasserstand ans Bundesamt für Umwelt.
Valentin Zumsteg
...Am Rheinfelder Rheinweg steht ein Häuschen, ganz unscheinbar. Dort wird der Flusspegel gemessen. Dabei kommt viel Technologie zum Einsatz, aber nicht nur. Regelmässig sieht Rolf Lenzin zum Rechten und meldet den Wasserstand ans Bundesamt für Umwelt.
Valentin Zumsteg
Der Rheinweg ist beliebt bei Spaziergängerinnen und Spaziergängern, jedes schöne Wochenende sind dort hunderte unterwegs. An dieser Spazierroute, ganz in der Nähe des neuen Stadtparks und des Fischerwegs, steht ein unscheinbares Häuschen, das aber eine wichtige Funktion hat. Denn dort werden der Pegelstand und die Temperatur des Rheins gemessen – und dies seit vielen Jahrzehnten. Dabei läuft das meiste automatisiert, die Daten der Messstation 2091 werden laufend elektronisch ans Bundesamt für Umwelt (Bafu) übermittelt. Doch trotz all der Technik geht es nicht ganz ohne Mensch.
«Ich mache das gerne»
Einmal pro Woche öffnet Rolf Lenzin die Tür zum Häuschen und schaut im Innern zum Rechten. Er prüft, ob der Kompressor funktioniert und notiert den Wasserstand sowie die Wassertemperatur. Häufig begleitet ihn seine Partnerin Beatrice Blatter. Die Daten werden protokolliert und das Formular per Post ans Bundesamt für Umwelt, Abteilung Hydrologie, geschickt
Rolf Lenzin ist ein Mann des Rheins. Der 68-Jährige hat während über 30 Jahren beim Wasserkraftwerk Birsfelden gearbeitet, er ist Hobbyfischer mit eigenem Fischergalgen und wohnt mit seiner Partnerin nicht weit von der Messstation entfernt am Rheinweg. Seit dreieinhalb Jahren ist er als lokaler Mitarbeiter für die Rheinfelder Messstation zuständig; vorher hat Hans Wunderlin, der Vater von Beatrice Blatter, dieses Amt während rund 60 Jahren innegehabt. «Ich mache das gerne», sagt Rolf Lenzin. Überhaupt geniessen die beiden viel Zeit am und im Rhein. «Derzeit ist der Pegel tief», sagt Lenzin mit Blick auf den Fluss.
Beim Bundesamt für Umwelt betont man die Bedeutung der lokalen Beobachter. «Sie kontrollieren die Anlagen und liefern einen Referenzwert», erklärt Fabian Stoller von der Abteilung Hydrologie im Bafu. Der Pegelstand des Rheins wird in Rheinfelden kontinuierlich mit zwei pneumatischen Messsystemen erfasst. Diese ermitteln die Daten durch eine Druckmessung an einer definierten Stelle unterhalb des Wasserspiegels. Dazu läuft von der Messstation ein Rohr in den Rhein, das mit einem Kompressor verbunden ist.
Mit der «Rakete» durch den Rhein
Für die Ermittlung der Abflussmenge – also wie viele Kubikmeter Wasser pro Sekunde den Rhein hinunter fliessen – kommt ein anderes Verfahren zum Einsatz. Dazu wird periodisch ein so genannter hydrometrischer Flügel, an dem ein rotierender Propeller angebracht ist, an einem festverankerten Stahlseil durch den Rhein gezogen. Das Messgerät sieht aus wie eine Rakete. «Durch diese Messungen werden das Flussquerprofil und die Fliessgeschwindigkeiten detailliert aufgenommen», schildert Fabian Stoller. Diese Messungen können nicht automatisch und kontinuierlich durchgeführt werden. Da aber zwischen Pegelstand und Abf luss eine direkte Beziehung besteht, kann die Abflussmenge anhand des gemessenen Wasserstands laufend errechnet werden. Weil sich aber die Gewässersohle durch Geschiebe und Ablagerungen verändert, müssen die Abflussmessungen regelmässig wiederholt werden.
Ältere Semester erinnern sich noch, dass der Pegel Rheinfelden immer im Radio vermeldet wurde. «Der Pegel Rheinfelden war früher wichtig für die ganze Rheinschifffahrt in Basel. Heute dienen die Daten unter anderem den Kraftwerksbetreibern», sagt Fabian Stoller.
Mit ihrer Arbeit tragen Rolf Lenzin und Beatrice Blatter dazu bei, dass die Angaben zum Rhein bei Rheinfelden immer stimmen.