Prinz Blub auf der Suche nach seinem Glück
14.03.2023 Musik, RheinfeldenEin kurzweiliges Musiktheater begeisterte die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer
Im Rahmen seines 3. Familienkonzertes gastierte das Argovia Philharmonic im Rheinfelder Kurbrunnensaal mit einem Kammermusikund Schauspielensemble. Mit «Prinz Blub und die Meerjungfrau» boten die sieben ...
Ein kurzweiliges Musiktheater begeisterte die jungen Zuhörerinnen und Zuhörer
Im Rahmen seines 3. Familienkonzertes gastierte das Argovia Philharmonic im Rheinfelder Kurbrunnensaal mit einem Kammermusikund Schauspielensemble. Mit «Prinz Blub und die Meerjungfrau» boten die sieben Musikerinnen und Musiker die beiden Schauspielerinnen unter abwechslungsreicher und witziger Regie ein französisches Märchen dar.
Birgit Schlegel
Nach kurzem Stimmen der Instrumente herrscht eine gespannte Ruhe. Rund vierzig Kinder im Alter von 4 bis 10 Jahren schauen gebannt auf die Bühne. Lediglich ein gelber Sessel steht da, in welchem es sich eine Person verschlafen bequem gemacht hat. Prinz Blub, so die Erzählerin zu Beginn des Schauspiels, liebt das Nichtstun, ist noch befreit von königlichen Pf lichten und vertreibt seine Zeit deshalb am liebsten beim Spielen am Meeresstrand. Dort trifft er eines Tages auf eine bildschöne Meerjungfrau, welcher er gelobt, sie im Erwachsenenalter zu heiraten. Der König – darüber alles andere als erfreut –schickt den Sohn ins Exil und verwandelt ihn mit Hilfe seines magischen Beraters schliesslich in eine Briefmarke. Für immer aufgehängt im königlichen Büro soll so jeder Kontakt zur Geliebten verhindert werden. Eine sich anbahnende Sturmflut veranlasst den König jedoch, das wertvolle Papierfetzelchen vor den Wassermassen zu retten. Schliesslich erkennt er die ungebrochene Liebe zwischen der Meerjungfrau und seinem Sohn und übergibt den Prinzen, in ein Wasserwesen verwandelt, dem Meer.
Als Darstellerinnen fungieren Eva Polgar, 2. Klarinettistin des Argovia Philharmonic, und Petra Aleardi, welche bereits in anderen Kinderproduktionen tätig war. Gekonnt schlüpfen die beiden Schauspielerinnen in die zahlreichen Rollen. Ein König mit Krone und schwingendem Zepter ist zu sehen, sein magischer Berater mit unheimlichem Bart und Kapuzenmantel, Prinz Blub mit Schwimmflügel und Badekappe in den Meerestiefen sowie eine Meerjungfrau mit imposantem Fischschwanz auf einem Rollbrett liegend, sich elegant bewegend. Die verschiedenen Handlungsorte werden mit wenigen Requisiten dargestellt. Zur Untermalung der zahlreichen Stimmungen und Lokalitäten dienen die musikalischen Beiträge des Kammermusikensembles, besetzt mit je drei Blas- und Streichinstrumenten sowie einem Klavier. Die Musikerinnen und Musiker des Argovia Philharmonic spielen bearbeitete Werke aus Barock und Romantik, etwa perlender Ravel und Dvorak bei Szenen am Meer (wunderbar sensibel vom Pianisten am E-Piano interpretiert), Mussorgsky beim drohenden Unwetter (zum Teil in unbequem hoher Lage für die Blasinstrumente gesetzt) oder Festmusik von Lully und Purcell am königlichen Hof. Zudem nutzen sie Blasgeräusche und Glissandi, um Sturm, Blitze und lodernde Flammen zu verdeutlichen. Das Publikum wird immer wieder aktiv einbezogen. Die Musik ist dem König zu wenig festlich? Kein Problem! Kurzerhand werden Kübel und Trommelstöcke an die Kinder verteilt, um der Barockmusik mit dem fehlenden Schlagwerk zum gewünschten Glanz zu verhelfen. Der von Prinz Blub vorgegebene Rhythmus wird gekonnt und mit grosser Begeisterung getrommelt und geklatscht.
Die einfache szenische Bildsprache und die sorgfältig ausgewählten Musikstücke schaffen es, die Spannung trotz des etwas verwirrlichen Handlungsstrangs bei den Kindern aufrecht zu halten. Vom Gesamtkunstwerk fasziniert, halten sie ihre Schlaginstrumente bis zum Schluss in der Hand und lassen sich in keiner Weise davon ablenken.
Mit dem 45-minütigen Familienkonzert haben Katalin Müller-Siemens und Orsolya Panczel mit ihrer Regie und Dramaturgie ein farbiges, lebendiges und vor allem kurzweiliges Musiktheater entwickelt. Trotz der sorgfältig ausgesuchten und gut platzierten Musikstücke sind die musikalischen Beiträge neben dem dominanten Schauspiel jedoch etwas zu kurz gekommen. Da hätte es ruhig noch weitere rein instrumentale Werke vertragen können. Auch hätte eine andere Ensembleaufstellung – vielleicht unmittelbar vor den Darstellerinnen? – möglicherweise zu einer verstärkten Interaktion mit den jungen Zuhörerinnen und Zuhörern geführt. Wann haben Kinder schon die Gelegenheit, Musikern hautnah beim Spielen zuzusehen!
Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende…
«Glaubt Ihr wirklich, so hört ein Märchen auf?» Auf Wunsch des Königs wird nämlich noch eine Party geschmissen. Prinz Blubs bevorzugtes «I want to break free» wird jedoch vom Vater musikalisch abgewürgt, der König rockt lieber zu Monteverdis barockem Orfeo.